In Bogotá lernen kolumbianische Pflegekräfte Deutsch – mit einem klaren Ziel: ein neuer Beruf und ein neues Leben in Österreich. In einer von Wien aus geführten Sprachschule bereiten sie sich auf ihren Einsatz im österreichischen Gesundheitssystem vor – und auf ihre Zukunft. Außenministerin Beate Meinl-Reisinger besuchte nach dem EU-Celac-Gipfel die Schule
Im hellen Klassenzimmer in Bogotá hängt eine große Zeichnung des menschlichen Herzens an der Wand. „Linker Vorhof, Mitralklappe, Herzscheidewand“, spricht die Lehrerin laut, die Studierenden wiederholen konzentriert. Es ist Deutschunterricht – aber mit klarer Mission: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereiten sich darauf vor, in österreichischen Pflegeeinrichtungen zu arbeiten.
Die Sprachschule wird vom österreichischen Unternehmen Talent & Care betrieben. Hier lernen rund 600 Pflegekräfte aus Kolumbien online und vor Ort Deutsch, speziell auf den Pflegeberuf zugeschnitten. In zwölf Monaten werden sie auf ihre Arbeit in Österreich vorbereitet – mit Sprachkursen, Fachvokabular, kulturellem Training und Unterstützung bei der späteren Nostrifizierung, also der Anerkennung ihrer Abschlüsse.
Bei ihrem Besuch in Bogotá machte sich Außenministerin Beate Meinl-Reisinger ein Bild von der Ausbildung. Sie vertrat Bundeskanzler Christian Stocker beim EU-CELAC-Gipfel und nutzte die Gelegenheit für politische Gespräche – vor allem aber, um ein Memorandum of Understanding im Bereich Mobilität und Migration zu unterzeichnen. Es soll die legale Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte erleichtern.
„Ich freue mich sehr, hier Menschen zu treffen, die sich mit großem Engagement auf ihre berufliche Zukunft in Österreich vorbereiten“, sagte Meinl-Reisinger in der Schule. „Gut ausgebildete Pflegekräfte sind für unsere Gesellschaft von unschätzbarem Wert. Sie leisten Tag für Tag einen wichtigen Beitrag für das Wohl älterer Menschen.“
Viele von ihnen verbindet ein Ziel: ein besseres Leben für sich und ihre Familien. Aura (32), diplomierte Krankenpflegerin, sagt: „Österreich ist ein Traum für mich. Ich liebe Kolumbien, aber Bogotá ist sehr chaotisch. Ich möchte besser verdienen, um meine Familie zu unterstützen.“ Angélica (22) will im Frühjahr nach Österreich kommen: „Ich mag Mozart und möchte wegen der Kultur und Lebensqualität dort arbeiten.“
Auch Clara (36), Mutter eines Sohnes, weiß bereits, dass sie im Haus der Barmherzigkeit in Wien arbeiten wird. „Ich hoffe, dass mein Sohn in Österreich Klavier lernen kann“, sagt sie lächelnd. Neben ihr sitzt Daniel (30), operationstechnischer Assistent, der sich in Österreich weiter spezialisieren möchte.
Die Ministerin zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Studierenden: „Diese Sprachschule ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie internationale Zusammenarbeit konkret wirkt. Österreich profitiert, wenn wir Barrieren abbauen – für Unternehmen und für Menschen, die bei uns in Mangelberufen arbeiten.“
Seit 2016 vermittelt Talent & Care hochqualifizierte Pflegekräfte an österreichische Spitäler und Pflegeheime. Partner sind unter anderem die Tirol Kliniken, die Salzburger Landeskliniken und SeneCura.
Langfristig soll ein Sozialversicherungsabkommen zwischen Österreich und Kolumbien sicherstellen, dass Pflegerinnen und Pfleger sozialrechtlich abgesichert sind – in beiden Ländern.
In Bogotá wird derweil weiter gelernt. Grammatik, Pflegevokabeln, österreichische Kultur. Für viele beginnt hier ein neuer Lebensabschnitt – und vielleicht auch eine Brücke zwischen zwei Kontinenten.
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