Sackgassenmodell

„Schule ist im Sommer nicht die Antwort“

Innenpolitik
28.08.2025 18:00

Die heuer verpflichtend eingeführte Sommerschule sorgt für Kritik aus den Reihen der Pädagogen. Der Wiener Pflichtschullehrergewerkschafter Thomas Krebs bezeichnet das Projekt im krone.tv-Interview als „Sackgassenmodell“ und „politisches Prestigeprojekt“.

Der organisatorische und finanzielle Aufwand sei enorm, der Ertrag aber gering: „Von 10.700 Anmeldungen erscheinen rund ein Drittel der Kinder gar nicht. Viel Arbeit also für wenig Ergebnis.“ Zudem bleibe bei nur zwei Wochen kaum Zeit für nachhaltigen Spracherwerb.

Breites Betreuungsmodell über Ferien notwendig
Krebs fordert stattdessen ein breites Ferienbetreuungsmodell über zwei Monate, das Sport, Natur- und Kulturerlebnisse mit gezielter Sprachförderung verbindet. So könne man Kinder besser erreichen – und gleichzeitig für Entlastung sorgen.

„Die Schule ist im Sommer nicht die Antwort“, betont Krebs. Es brauche ein „außerschulisches Modell“. Kinder und Jugendliche müssten auch Freizeitverhalten erlernen und die Ferien als positive Erfahrung erleben. Gerade heute sei es wichtiger denn je, Alternativen zu Handy und Tablet zu bieten: „Wir beklagen uns zu Recht, dass zu viele Kinder an digitalen Endgeräten hängen, sich kaum bewegen und immer häufiger mit Übergewicht oder Folgeerkrankungen wie Diabetes kämpfen.“

„Katastrophe, wenn nur eine Klasse nicht besetzt ist“
Ins neue Schuljahr starte man mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite spüre er bei vielen Kolleginnen und Kollegen große Motivation und Feuereifer, endlich wieder mit den Kindern zu arbeiten – eine wichtige Basis für einen gelungenen Start. Auf der anderen Seite sei die Personalsituation höchst angespannt. Selbst wenige Stunden vor Schulbeginn könne es passieren, dass Lehrkräfte noch abspringen – mit unmittelbaren Folgen für die Klassen. „Wenn nur eine einzige Klasse nicht besetzt ist, ist das eine Katastrophe. Denn stellen Sie sich vor, das ist Ihr Kind, das am Montag ohne Klassenlehrerin dasteht“, so Krebs.

Darüber hinaus sieht er die Schule auch als Spiegel der Gesellschaft: Probleme, die in der Gesellschaft bestehen, landen zwangsläufig auch im Klassenzimmer. Deshalb sei die Frage, mit welchen zusätzlichen Herausforderungen Lehrerinnen und Lehrer im Laufe des Jahres noch konfrontiert sein werden, ebenso offen wie belastend.

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