Während in Kärnten gestern hunderte Ordinationen für mehrere Stunden geschlossen blieben, warten Burgenlands Ärzte weiter auf Verhandlungen mit der ÖGK und warnen vor einer Zuspitzung der Versorgungslage.
Gestern setzten Kassenmediziner ein deutliches Signal: Mehr als 300 Ordinationen öffneten erst verspätet, um auf die niedrigen Honorare und überbordende Bürokratie aufmerksam zu machen. Ein Warnstreik, der auch im Burgenland aufmerksam verfolgt wird. „Wir verstehen die Situation in Kärnten sehr gut und unterstützen die Kollegen“, sagt Dr. Michael Schriefl, Sprecher der niedergelassenen Ärzte im Burgenland. Aber trotzdem: „Bei uns ist ein Streik aber vorerst nicht geplant. Wir warten auf Gespräche mit der ÖGK“, so Schriefl.
Gespräche auf unbestimmte Zeit verschoben
Genau das ist jedoch das Problem: Der letzte Verhandlungstermin mit der Gesundheitskasse, kurz vor Weihnachten des Vorjahres, wurde abgesagt. Seither warten die Ärzte auf einen neuen Termin, vergeblich. „Wir haben im April um ein Gespräch gebeten, aber bis heute keine Einladung erhalten.
Honorare weit unter Durchschnitt
Die zentrale Forderung ist jedoch nicht neu: Burgenlands Kassenärzte liegen bei den Tarifen seit Jahren am unteren Ende. Laut Daten des Hauptverbands verdienen sie pro Patient rund 20 bis 25 Prozent weniger als der österreichische Durchschnitt. „Wir sehen nicht ein, warum wir schlechter honoriert werden als andere. Unser Ziel ist es, zumindest auf den Durchschnitt aufzuschließen“, so Schriefl.
Versorgungslage zunehmend kritisch
Während weiter über Geld und Bürokratie gestritten wird, spitzt sich die Lage für Patienten zu. Derzeit sind hierzulande sieben Kassenstellen unbesetzt, darunter eine in der Landeshauptstadt, die seit 2024 vakant ist. „Wir merken, dass es immer schwerer wird, Ärzte zu finden. Kollegen sind überlastet, in Gemeinden ohne Arzt spüren das die Menschen direkt. Zwar versuchen andere einzuspringen, doch die Mehrarbeit wird degressiv verrechnet – das heißt: Wer mehr arbeitet, bekommt Abschläge. Das ist nicht motivierend, vor allem nicht für junge Ärzte“, schildert Schriefl.
Warten auf ein Angebot
Für den Ärztesprecher ist klar: Der Ball liegt nun bei der ÖGK. „Wir wollen eine Lösung am Verhandlungstisch. Es ist Aufgabe der ÖGK, ein faires Angebot vorzulegen, damit die Versorgung im Burgenland gesichert bleibt.“ Und wenn nicht? „Wir hoffen, dass es nicht so weit kommt wie in Kärnten. Aber wenn im Herbst wieder nichts passiert, müssen wir uns etwas überlegen.“
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