Breitbandausbau

Magenta-Chef fordert Turbo bei Infrastruktur

Wirtschaft
16.10.2025 21:16

Thomas Kicker ist „digitaler Optimist“ und fordert weniger Bürokratie und mehr Mut bei digitalen Neuerungen. Außerdem sieht der den preislichen Fokus auf mobile virtuelle Netzbetreiber kritisch und setzt auf einen gemeinsamen Ausbau der digitalen Infrastruktur für mehr Standortattraktivität in Österreich.

Die Deutsche Telekom hat mit Thomas Kicker einen ehemaligen Mitarbeiter und Österreicher an die Spitze der Tochter Magenta gesetzt. Der sieht sich nach zehn Jahren in den USA (u. a. Palantir Technologies und blackshark.ai) als „digitaler Optimist“. Denn: Österreich habe eine gute Ausgangsposition bei der digitalen Infrastruktur, weil in den vergangenen Jahren viel investiert wurde. Trotzdem seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hierzulande nicht mit den USA vergleichbar.

Kicker betont, dass digitalen Neuerungen – u. a. bei Künstlicher Intelligenz – mit weniger Vorbehalten begegnet werden müsse. Gleichzeitig kritisiert er den hohen Regulierungsanspruch in Europa, der den digitalen Fortschritt verzögere. Auch Österreich selbst sieht er als herausfordernden Markt, sowohl regulatorisch als auch geografisch.

„Es gibt kein Land, wo es ...“
Der Magenta-CEO spricht sich zwar für den Wettbewerb am Telekommunikationsmarkt aus, kritisiert aber den Fokus der Privatkunden auf mobile virtuelle Netzbetreiber – sogenannte MVNOs (wie beispielsweise Yesss!, Hot, oder Spusu). Diese nutzen die Infrastruktur eines echten Netzbetreibers (Magenta, A1 und Hutchison Drei) und sind oft kostengünstiger als diese, weil sie keine Netz-Investitionen tätigen müssen. Es sei nach Kicker legitim, dass solche Angebote existieren, allerdings kann es kein Land geben, wo es nur MVNOs gibt. Investitionen in digitale Infrastruktur – insbesondere Glasfaser – seien nur möglich, wenn sie sich auch wirtschaftlich für die Netzbetreiber lohnen. 

Breitbandausbau ist für Standortattraktivität unerlässlich
Deshalb fordert Kicker für den dringend nötigen Ausbau einen Schulterschluss aller Beteiligten: Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Es brauche keine neue „Breitbandmilliarde“ (eine staatliche Förderung, gewonnen durch Einnahmen aus Frequenzauktionen), wovon nichts bei den Netzbetreibern ankomme, sondern praktikable Strukturen: etwa vereinheitlichte Bauordnungen und effizientere Behördenwege. Der derzeitige Föderalismus mit zahlreichen Doppelgenehmigungen bremse den Ausbau massiv. Der Magenta-Boss hofft, dass die neue Regierung hier Reformen einleitet und aus früheren Fehlentwicklungen lernt. Denn: Die Standortattraktivität hänge heute maßgeblich von digitaler Infrastruktur ab.

Zitat Icon

Es ist heute nicht mehr wichtig, wer die beste Autobahn hat, sondern die fitteste digitale Infrastruktur.

Thomas Kicker, Geschäftsführer von Magenta Telekom

Wertsicherungsklausel und Servicepauschale
Das österreichische Spezifikum „Wertsicherungsklausel“ verteidigt der Magenta-Chef als wirtschaftlich notwendiges Instrument, um die steigenden Faktorkosten wie Energie, Personal und Technik abdecken zu können. In Österreich seien die Preise im Vergleich zu anderen Ländern bereits niedrig, und die Deutsche Telekom investiere 300 Millionen Euro in den heimischen Netzausbau pro Jahr. Ohne Preisanpassung werde es langfristig schwer, den digitalen Ausbau – etwa in entlegenen Regionen – wirtschaftlich aufrechtzuerhalten. Auch zur Diskussion um die Servicepauschale nimmt Kicker klar Stellung: Es brauche Verlässlichkeit und Rechtssicherheit, anstatt im Nachhinein Vertragsbedingungen zu ändern.

Magenta will Universalanbieter sein
Während im B2B-Bereich Firmenkunden lieber ein paar mehr Euro in einen digitalen Anbieter investieren, um vor Ausfällen und Cyberangriffen geschützt zu sein, versucht der Telekom-Riese bei Privatkunden als „Universalanbieter“ zu punkten und alle digitalen Dienste aus einer Hand zu liefern. „Wir haben im Privatkundenbereich noch einige Aufgaben zu erledigen“, wie eine zusammengeführte Rechnungslegung (zum Beispiel bei einem TV und Mobilfunkvertrag im gleichen Haushalt), gibt der Magenta-CEO zu. Das liege einerseits an eigenen Strukturen, aber auch bürokratischen Hürden, wie dem Datenschutz.

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