Unter Mordverdacht

Der tiefe Fall des Winzers und sein Millionen-Grab

Steiermark
06.08.2025 18:30

Dringender Mordverdacht im Fall eines steirischen Weinbauern: Der bankrotte Gigolo gaukelte reichen Frauen die Liebe vor und suchte sein „finanzielles“ Glück. Eine davon ist nun tot – die „Krone“ kennt die Hintergründe.

Hoch zu Ross galoppierte er durch das Land, liebte das Rampenlicht bei Society- und Pferde-Events, hielt Hof auf seinem teuer umgebauten steirischen Weingut und umgarnte das weibliche Geschlecht in seinem Designer-Outfit. Der 57-jährige Top-Winzer trug den (Wein-)Krug so lange zum Brunnen, bis er brach. Statt Wein gibt es jetzt Wasser für den smarten Gigolo. Wie berichtet, in der Justizanstalt St. Pölten. Eiskalter Mord wird ihm vorgeworfen!

Sein mutmaßliches Opfer war seine Lebensgefährtin. Sie teilten die Leidenschaft für Pferde. Und: Sie hatte Geld. Richtig viel Geld. Und das konnte der Hochverschuldete brauchen.

Zuletzt noch vier Pferde gekauft
Denn dem Vernehmen nach soll er sich ein Millionen-Grab geschaufelt haben. Der Top-Unternehmer dürfte ein jahrzehntelang gut gehendes Produktions- und Handels-Unternehmen gegen die Wand gefahren haben. Außerdem soll er in einen aufsehenerregenden Weinskandal verwickelt gewesen sein. Trotzdem kaufte er munter weiter ein: „Im vergangenen Jahr hat er sich vier Pferde zugelegt“, sagt ein Insider im „Krone“-Gespräch. Einer früheren deutschen Olympiareiterin hat er ganz „uneigennützig“ ein Sponsorpferd überlassen.

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Mein Mandant hat überhaupt kein Motiv. Bereits 2022 wurden ihm sämtliche Liegenschaften und das gesamte Vermögen geschenkt.

Michael Dohr

Mit seiner neuen Liebe lebte der Pleitier wieder auf großem Fuß. Sie hatte alles: eine Villa im Bezirk St. Pölten (NÖ) mit einer 500-Quadratmeter-Wohnfläche, eine private Pferdekoppel. Und schließlich einen Schlaganfall. Maria K. (Name geändert) war plötzlich auf eine 24-Stunden-Betreuung angewiesen. Der Ehemann der 71-Jährigen war tot, mit ihrer Tochter hatte sie sich zerstritten.

Ihr „fürsorglicher“ neuer Partner aus der Steiermark kümmerte sich um so vieles: Er soll K. sogar das Testament diktiert und dieses auf das Jahr 2022 zurückdatiert haben, um Alleinerbe zu sein. Einen Teil davon bekam er auch, im Millionenwert!

Doch die schwer kranke Frau raffte sich wieder auf und versöhnte sich mit ihrem Kind. Sie fasste neuen Lebensmut und sah positiv in die Zukunft, selbst als ihre geliebte Hündin „Wendy“ vor einem Jahr starb. Laut Mordermittlern des LKA Niederösterreich dürfte sie zum Zeitpunkt ihres Todes im März eine zuvor unterschriebene, entsprechende Sterbeverfügung für assistierten Suizid nicht mehr weiterverfolgt haben. 

Sterbehilfe-Recht

  • Seit 2022 gibt es in Österreich ein Sterbeverfügungsgesetz.
  • Die „sterbewillige Person“ muss volljährig und aus Österreich sein.
  • Zwei Ärzte und ein Notar bzw. Anwalt müssen die Verfügung absegnen. Das Arzneimittel ist in der Apotheke zu holen und „selbstbestimmt“ einzunehmen.
  • Michael Kropiunig, Präsident der Rechtsanwaltskammer Steiermark: „Die Grauzone beginnt erst, wenn das Medikament zu Hause liegt.“
  • Hat der Verdächtige Überzeugungsarbeit geleistet, wäre es bereits strafbar – hat er ihr verschwiegen, was sie einnimmt, wäre es Mord. „Hier wird die Beweisführung spannend.“

Natrium-Pentobarbital führte zu Tod
Das tödliche Mittel Natrium-Pentobarbital – es wird auch zum Einschläfern von Tieren verwendet – war in der Villa gelagert. An einem Frühlingstag im März soll der mutmaßliche Erbschleicher der Millionärin das von ihm als „Magenschutz“ titulierte Mittel verabreicht haben – am 15. Juli klickten für den Top-Winzer die Handschellen. Weitere Fälle, zumindest was den Tatbestand des Heiratsschwindels betrifft, werden geprüft. Der „Sonnyboy“ in U-Haft schweigt. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Anwalt bestreitet Vorwürfe
Die „Version“ der Ermittler ist für den Anwalt DDr. Michael Dohr absurd: „Sie hatte nichts mehr zu vererben. Sie hat meinem Mandanten im Jahr 2022 bereits sämtliche Liegenschaften und ihr gesamtes Vermögen geschenkt. Sie wollte nur das Wohnrecht. Dieses Sterbeverfügungsgesetz ist völlig untauglich: Jeder läuft Gefahr, als Mörder dazustehen.“

Fall Blauensteiner
„Schwarze Witwe“ tötete für Erbe

Ähnlich gelagert wie im aktuellen Fall rund um den Gigolo und hoch verschuldeten Promi-Winzer ging eine Mordserie in den 90er-Jahren ebenfalls in Niederösterreich in die heimische Kriminalgeschichte ein. Elfriede Martha Blauensteiner soll als „Schwarze Witwe“ durchwegs wohlhabenden und pflegebedürftigen Männern die große Liebe vorgegaukelt haben. Tatsächlich hatte sie als eiskalter Todesengel nur deren Erbe im Visier. Mit blutzuckersenkenden Medikamenten versetzte sie ihre Opfer praktisch ins Koma, zudem legte sie eiskalte Handtücher auf.

„Ich wasche meine Hände in Unschuld“ – Blauensteiner mit Kruzifix vor Gericht.
„Ich wasche meine Hände in Unschuld“ – Blauensteiner mit Kruzifix vor Gericht.(Bild: Andi Schiel)

Um nicht aufzufallen, rief sie immer – wenn es quasi schon zu spät war – den Notdienst. Die Patienten starben dann Stunden später im Spital. Im Verhör gestand Elfriede Blauensteiner sechs Morde, widerrief dann aber. Beim Prozess trat die im Alter von 72 Jahren hinter Gittern verstorbene Witwe mit einem goldenen Kreuz als „Unschuldsengel“ auf. Die Serienmörderin wurde letztlich für drei Todesfälle zu lebenslanger Haft verurteilt, ihr Grab ist mittlerweile aufgelassen.

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