Nach mehreren antisemitischen Vorfällen schrillen in der heimischen Politik die Alarmglocken. Der für den Kampf gegen Antisemitismus zuständige Staatssekretär Alexander Pröll zeigt sich gegenüber der „Krone“ besorgt. Es dürfe nicht sein, „dass jüdisches Leben bei uns wieder infrage gestellt wird“, appelliert er.
In den vergangenen Tagen wurde ein israelisches Paar auf einem Campingplatz in Tirol abgewiesen, weil es aus Israel stammt. Eine jüdische Familie, die sich zur Erholung am Bodensee aufhält, vermeide es, Hebräisch zu sprechen – aus Angst. Und in einem Wiener Lokal wurde Künstlern die Bedienung verweigert, weil sie Hebräisch sprachen. Andere berichten, sie fühlten sich wieder beobachtet und isoliert.
„Ich glaube nicht an einfache Erklärungen. Und ich weiß, wie rasch sich gesellschaftliche Risse ausbreiten können, wenn man sie zu lange ignoriert“, sagt Pröll. „Was wir in den letzten Monaten erleben, hat mit dem Konflikt im Nahen Osten zu tun - zweifellos. Aber es darf nicht dazu führen, dass jüdisches Leben bei uns wieder infrage gestellt wird und unter Druck gerät, dass sie sich für ihre Herkunft rechtfertigen oder verstecken müssen.“
„Nationalsozialismus war keine deutsche Erfindung allein“
„Unsere Geschichte verpflichtet uns“, so der Staatssekretär weiter. „Viele Österreicher waren im Zweiten Weltkrieg Täter, Mitläufer, Wegseher. Der Nationalsozialismus war keine deutsche Erfindung allein. Und die Verbrechen an den Jüdinnen und Juden wurden auch auf österreichischem Boden begangen – mit österreichischer Beteiligung.“ Diese Geschichte sei kein fernes Kapitel, aber Teil unserer DNA. „Wer heute hier lebt, sollte wissen, was dieses Land geprägt hat. Und was es verteidigt.“
Die Spannungen im Nahen Osten wühlen die Menschen auf, aber wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Krieg unsere Gesellschaft spaltet. „Oder, dass antisemitische Haltungen – ob religiös begründet, politisch getarnt oder ideologisch verbrämt – wieder salonfähig werden. Man darf kein Auge vor dem Antisemitismus verschließen.“ Er mache sich Sorgen darüber, „dass wir anfangen, uns daran zu gewöhnen – an das Wegschauen, das Schweigen, die Gleichgültigkeit“.
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