Ein Abendessen in Wien endete für drei internationale Musiker mit einem Schock: Weil sie sich auf Hebräisch unterhielten, verweigerte ihnen ein Kellner plötzlich den Service – mitten in einem Lokal in Rudolfsheim-Fünfhaus.
Was am Donnerstag eigentlich ein entspannter Moment vor einem ausverkauften Konzert im 15. Bezirk hätte sein sollen, wurde für Amit Peled und seine Kollegen, Violinist Hagai Shaham und Pianistin Julia Gurvitch, zu einer zutiefst beschämenden Erfahrung.
„Wir saßen in einem kleinen italienischen Restaurant und sprachen untereinander Hebräisch“, schildert Peled auf Facebook. Nachdem der Kellner die Bestellung aufgenommen hatte, kehrte er laut Aussage des Künstlers zum Tisch zurück – mit einer verstörenden Nachfrage.
„Ich serviere Ihnen kein Essen“
„Was sprechen Sie da für eine Sprache?“, habe er wissen wollen. Peled antwortete zunächst: Deutsch und Englisch. Als der Kellner jedoch nachhakte, was sie gerade noch gesprochen hätten, ergänzte er: „Hebräisch.“ Die darauffolgende Reaktion wurde der Schilderung zufolge eiskalt und direkt aufgetischt: „Dann gehen Sie. Ich serviere Ihnen kein Essen“, soll er gesagt haben.
„Niemand sagte etwas“
Die Musiker waren fassungslos. Doch was sie noch mehr erschütterte: Die Reaktion – oder besser gesagt, das Schweigen – der anderen Gäste. „Einige sahen betroffen aus, warfen uns Blicke zu – aber niemand sagte etwas. Dann aßen sie einfach weiter“, schreibt der Musiker auf Social Media.
Die Musiker verließen schließlich das Lokal und spielten am selben Abend im ausverkauften Haus Dvořáks „Dumky Trio“. Viele Nutzer zeigen sich in den Kommentaren zum Post entsetzt – und fordern Aufklärung sowie Konsequenzen für das betroffene Lokal.
Das Lokal dementierte gegenüber der „Presse“ den Vorfall. Mehrfache telefonische Anfragen der „Krone“ an das Lokal im 15. Bezirk zu dem Vorfall blieben bislang unbeantwortet.
„Gegen Grundwerte unserer Republik“
Volle Aufklärung der Vorwürfe forderte am Sonntag der für den Kampf gegen Antisemitismus zuständige Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP). „Wer jüdische Gäste wegen ihrer Sprache aus einem Lokal weist, greift nicht nur jüdisches Leben an – er stellt sich gegen die Grundwerte unserer Republik“, meinte Pröll in einer Stellungnahme und sprach von einem „beschämenden Alarmsignal“. Derartige Vorfälle hätten in Österreich keinen Platz.
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