Alfred Dorfer im Talk

„Burgenländer sind mein Vorbild in Gelassenheit“

Burgenland
22.07.2025 06:00

Er zählt seit Jahrzehnten zu den scharfsinnigsten und herausragendsten Kabarettisten im deutschsprachigen Raum: Alfred Dorfer. Am Freitag feiert der Wiener mit seinem neuen Programm „GLEICH“ auf Burg Güssing Burgenland-Premiere.  

Prokrastinieren, also Aufgaben auf die lange Bank schieben, ist Alfred Dorfers Sache nicht. „Meist geraten sie schnell in Vergessenheit. Ich habe dann zwar im Hinterkopf, dass da irgendetwas ist, was zu erledigen wäre, aber allzu schnell kommen neue Dinge dazu und das ist nur chaosfördernd“, sagt der 63-Jährige.

Dass sein neues Programm trotzdem den Titel „GLEICH“ trägt, hat also einen anderen Hintergrund. Einen ernsten: „Einerseits geht es um die typisch österreichische Sichtweise von gleich, im Sinne von wurscht. Andererseits geht es um eine Analyse unserer derzeitigen Gesellschaftszustände und um den grassierenden Irrtum, Dinge gleich machen zu wollen, obwohl sie nicht gleich sind. Kurzum um die Nivellierung von Sprache, Werten etc.“

Dorfer ist ein Meister der Beobachtung: „Für mich sind fast alle Situationen und Menschen ...
Dorfer ist ein Meister der Beobachtung: „Für mich sind fast alle Situationen und Menschen interessant.“(Bild: Moritz Schell)

Auf der Bühne redselig, privat schweigsam
Um die Zuschauer dafür zu sensibilisieren, verpackt Satiremeister Dorfer seine philosophischen Gedanken in absurden Humor und löst Grenzen zwischen Realität und Fiktion auf. Dabei jongliert der ausgebildete Pantomime und Schauspieler mit Erzählsträngen und Zeitebenen und wechselt blitzschnell zwischen verschiedenen Figuren hin und her – egal, ob er eine Großmutter, einen Wirt oder einen Bären verkörpert.

Dadurch ergeben sich jede Menge skurriler Momente, aber auch Zweifel, ob man das, was man da zu sehen und zu hören bekommt, tatsächlich für bare Münze nehmen kann. Eine Erfahrung, die wir auch im Alltag machen.„Die Informationsfülle ist kaum noch zu bewältigen. Dazu kommt die affenartige Geschwindigkeit, die uns überrollt. Hier den Überblick zu bewahren, ist fast nicht mehr möglich“, gesteht Dorfer, der auch deshalb als Privatperson „so sehr die Stille sucht“.

Tickets für die Vorstellung am Freitag gibt es hier: www.kultursommer.net
Tickets für die Vorstellung am Freitag gibt es hier: www.kultursommer.net(Bild: Moritz Schell)

Sein Bezug zum Burgenland
Das Südburgenland mit seinem speziellen Flair sei für ihn ein Ort, wo er diese selige Ruhe finde. „Ich war von Kindheit an oft im Burgenland auf Urlaub, was daran lag, dass in meiner Familie immer gerne gut gegessen und getrunken wurde. Besonders häufig besuchten wir die Burg Güssing, weil meine Mutter in diese Stadt verliebt war. Das hat sich auch auf mich übertragen“, erzählt Dorfer, dessen Eltern sich scheiden ließen, als er fünf war. Aufgewachsen ist er daraufhin mit seiner zehn Jahre älteren Schwester Margit bei seiner alleinerziehenden Mutter, die als Pädagogin tätig war und ihn immer mit in den Kinderfreunde-Hort nahm. 

Einen persönlichen Bezug zum Burgenland hat er auch aufgrund seiner langjährigen Freundschaft mit Kabarettkollegen Andreas Vitásek, der in Inzenhof daheim ist und seit Juli 2023 die künstlerische Leitung des Kultursommers Güssing innehat.

Mit seinem langjährigen Freund und Kollegen Andreas Vitásek.
Mit seinem langjährigen Freund und Kollegen Andreas Vitásek.(Bild: ORF)

Nur keine Burgenländer-Witze
Und wie nimmt Dorfer das Burgenland als Außenstehender wahr? Taugen wir manchmal wirklich für Schmähs, über die alle lachen? „Burgenländer-Witze habe ich immer dumm gefunden. Denn für mich waren die Burgenländer stets ein Vorbild in Sachen Gelassenheit. Daher macht mich der Besuch dieses Bundeslandes vom ersten Moment an froh und entspannt.“

Und welchen bekannten burgenländischen Persönlichkeiten und Entscheidungsträgern würde er gerne auf humorvolle und satirische Weise den Spiegel vorhalten? „Das fiele schon fast unter Parodieren, was ich niemals mache. Prinzipiell sollten sich alle im Publikum immer wieder einen Spiegel vorhalten lassen. Das schadet niemandem.“

Auch in den neuen Folgen der TV-Serie „Kommissar Rex“ spielt Alfred Dorfer mit.
Auch in den neuen Folgen der TV-Serie „Kommissar Rex“ spielt Alfred Dorfer mit.(Bild: ORF)
Sein schauspielerisches Talent stellte er schon in MA2412 an der Seite von Roland Düringer unter ...
Sein schauspielerisches Talent stellte er schon in MA2412 an der Seite von Roland Düringer unter Beweis...(Bild: Hubert Mican)
... sowie in mehreren Rollen im Satirefilm „Muttertag“.
... sowie in mehreren Rollen im Satirefilm „Muttertag“.(Bild: ORF)

Lust auf mehr Drehs
Zurzeit tourt Dorfer mit seinem Programm durch Österreich und Deutschland. Vorstellungen sind bereits bis 2027 geplant. Bald kann man ihn als Gerichtsmediziner Tom Wippler auch in der Neuauflage der TV-Krimi-Serie „Kommissar Rex“ erleben. „Die Dreharbeiten waren sehr angenehm, weil ich ausschließlich von netten und kompetenten Menschen umgeben war. Selbst der Hund war nett! Auf jeden Fall hat es Lust gemacht, wieder öfter vor der Kamera zu stehen.“

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