Bei Hilfskonvoi

Hamas-Behörde: 93 Hilfesuchende in Gaza getötet

Außenpolitik
20.07.2025 23:00

Der von der radikalislamischen Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen hat der israelischen Armee vorgeworfen, am Sonntag das Feuer auf Hilfesuchende eröffnet und mindestens 93 Menschen getötet zu haben.

Alleine in Gaza-Stadt seien nach der Ankunft eines Hilfskonvois 80 Menschen getötet worden, erklärte Zivilschutzsprecher Mahmoud Bassal. Die israelische Armee wies die Angaben zurück und kündigte zugleich eine Ausweitung ihres Einsatzes im Zentrum des Gazastreifens an.

Das UNO-Welternährungsprogramm (WFP) machte öffentlich, dass sein Lebensmittel-Konvoi mit 25 Lastwagen Sonntagfrüh nahe der Stadt Gaza „auf eine große Menge hungriger Zivilisten“ getroffen sei, „die unter Beschuss gerieten“, kurz nachdem er die Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen überquert hatte. Die israelische Armee wies die Angaben des Zivilschutzes zu den Getöteten als falsch zurück und erklärte auf Anfrage, dass sich Tausende von Palästinensern nahe der Stadt Gaza versammelt hätten. Die Soldaten hätten in diesem Gebiet „Warnschüsse“ abgegeben, „um eine unmittelbare Bedrohung für sie zu beseitigen“.

Unfassbare Zerstörung in Khan Younis
Unfassbare Zerstörung in Khan Younis(Bild: AP/Abdel Kareem Hana)

Bereits am Samstag Tote
Bereits am Samstag hatte Zivilschutzsprecher Bassal mitgeteilt, dass in der Nähe zweier Hilfszentren im Süden des Gazastreifens 39 Menschen durch israelischen Beschuss getötet worden seien. Die Schüsse seien Samstagfrüh nahe den Verteilzentren der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) bei Khan Younis und Rafah abgefeuert worden, erklärte Bassal, dem Israel vorwirft, ein „aktiver Terrorist“ zu sein und Falschinformationen zu verbreiten. Am Sonntag wurden in der Nähe der GHF-Einrichtung in Rafah nach Angaben Bassals neun Menschen getötet. In Rafah habe es vier weitere Todesopfer gegeben.

Nach UNO-Angaben vom Dienstag wurden seit Ende Mai bereits mehr als 800 Menschen im Gazastreifen bei dem Versuch getötet, Lebensmittel zu beschaffen, die meisten davon nahe den GHF-Verteilzentren. Die von den USA und Israel unterstützte GHF-Stiftung beschuldigt die Hamas, Unruhe zu stiften und auf Zivilisten zu schießen. Auch die israelische Armee macht die Hamas für die Schüsse auf Zivilisten in der Umgebung der GHF-Verteilzentren verantwortlich.

Die Schüsse am Samstag wurden laut einer Erklärung der Armee in einer Entfernung von etwa einem Kilometer von der Verteilstelle nahe Rafah abgegeben, „und zwar nachts“, wenn diese nicht geöffnet sei. Als sich den Soldaten nähernde Verdächtige der Aufforderung zur Umkehr nicht nachgekommen seien, hätten die Soldaten Warnschüsse abgegeben.

Israelische Luftschläge im nördlichen Gazastreifen
Israelische Luftschläge im nördlichen Gazastreifen(Bild: EPA/ABIR SULTAN)

Neue Offensive angekündigt
Die israelische Armee kündigte unterdessen an, ihre Offensive im Zentrum des Gazastreifens auszuweiten. Die „Aktivitäten“ gegen die islamistische Hamas um die Stadt Deir al-Balah werde auf eine Gegend auszuweiten, wo die Soldaten „bisher nicht im Einsatz waren“, erklärte Armeesprecher Avichay Adraee am Sonntag im Onlinedienst X.

In der auf Arabisch veröffentlichten Mitteilung der israelischen Armee rief Adraee die in dem betroffenen Gebiet lebenden Palästinenser auf, sich an der Mittelmeerküste in der weiter südlich gelegenen Region Al-Mawasi in Sicherheit zu bringen. Al-Mawasi war von Israel als „humanitäre Zone“ ausgewiesen worden.

Seit dem Beginn des durch den Hamas-Angriff auf Israel ausgelösten Krieges im Gazastreifen im Oktober 2023 sind die meisten der zwei Millionen Bewohner des Küstengebiets mindestens einmal vertrieben worden. Israel warnt die Bevölkerung immer wieder vor bevorstehenden Angriffen auf Hamas-Ziele.

Geiselangehörige besorgt
Die Angehörigen der weiterhin von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln reagierten indes besorgt auf die Mitteilung der Armee. Sie forderten die israelische Regierung in einer Erklärung dazu auf, „den israelischen Bürgern und Familien dringend zu erklären, wie der Kampfplan aussieht und wie genau dieser die Entführten schützt, die immer noch im Gazastreifen sind“.

Angehörige der Geiseln und ihre Unterstützer hatten sich am Samstag erneut zu Tausenden in Tel Aviv versammelt, um für ein Ende des Krieges und die Freilassung der Geiseln durch die Hamas zu demonstrieren. Israel und die radikalislamische Palästinenserorganisation führen derzeit indirekte Verhandlungen über ein neues Abkommen über eine Waffenruhe und die Geisel-Freilassung.

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