„Bromance“ nun vorbei?

So erklärt sich Trumps Kehrtwende gegenüber Putin

Außenpolitik
10.07.2025 19:00

Eigentlich hat US-Präsident Donald Trump nie einen Hehl aus seiner Bewunderung gegenüber seinem russischen Amtskollegen gemacht. Doch seit Kurzem schlägt er harte Töne gegenüber Wladimir Putin an. Doch wie ist der Sinneswandel des Republikaners zu erklären?

Ist die „Bromance“ von zwei der mächtigsten Männer der Welt etwa vorbei? 
Trump fand in den letzten Tagen ungewöhnlich scharfe Worte für das Gebaren des Kremlchefs. Der britische Ex-Premier Boris Johnson beschrieb das Verhältnis der beiden mächtigen Männer in der Vergangenheit als „seltsame Art von homoerotischer Faszination“. Doch damit dürfte nun Schluss sein. 

„Wir bekommen von Putin eine Menge Blödsinn aufgetischt“, erklärte Trump zuletzt im Weißen Haus. Der Kremlchef sei zwar „sehr nett, aber es stellt sich heraus, dass es bedeutungslos ist“. Denn Putin töte zu viele Menschen, bemerkte Trump – daher würden die USA der Ukraine einige Verteidigungswaffen schicken. 

Nach der Ankündigung eines Waffenlieferstopps könnte die Ukraine nun doch ein ...
Nach der Ankündigung eines Waffenlieferstopps könnte die Ukraine nun doch ein Raketenabwehrsystem des Typs Patriot aus den USA bekommen.(Bild: APA/AFP/Christof STACHE)

Doch Mitleid mit dem ukrainischen Volk steckt wohl eher nicht hinter Trumps Sinneswandel. Vielmehr dürfte der US-Präsident enttäuscht darüber sein, eines seiner Wahlversprechen nicht einlösen zu können: Vor der Wahl hatte Trump erklärt, er könne den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden. Doch seine diplomatischen Bemühungen zeigten bislang keine Früchte. Im Gegenteil – bei Russlands Sommeroffensive wurden die Angriffe gegen die Ukraine sogar noch verstärkt. 

Dabei gefällt sich Trump offenbar in der Rolle des vermeintlichen Friedensstifters. Im Gazastreifen und dem Iran erklärte Trump, dass er die Konflikte im Alleingang beendet habe. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu schlug den US-Präsidenten sogar für den Friedensnobelpreis vor. 

Will Trump unberechenbar bleiben?
Aber es könnte auch eine politische Taktik sein, wie das Magazin „Spiegel“ mutmaßt. Trump könne auch damit an seinem Ruf als unberechenbarer Akteur arbeiten. Diese „Madman Theory“ habe auch einst bei seinem Vorgänger Richard Nixon gut funktioniert. 

Gut möglich ist aber auch, dass gar keine besondere Strategie hinter dem Kurswechsel steckt. Je nachdem, was Trump gerade von seinen Beratern aufschnappe und ihm momentan gefällt, wird hinausposaunt, so die Theorie. Dabei sei nebensächlich, ob es in Widerspruch zu dem stehe, was der Präsident noch vor ein paar Tagen, Wochen oder Monaten erklärt habe. 

Kreml reagiert gelassen auf Trump-Kritik
Russland reagiert nach Trumps jüngsten Aussagen betont gelassen. Trump habe einen harten Stil bei seinen Ausdrücken. „Wir erwarten, dass wir unseren Dialog mit Washington fortsetzen“, erklärte Putins Sprecher Dmitrij Peskow. Man hoffe, dass die USA sich weiterhin bemühen werden, den „ukrainischen Einigungsprozess auf die politische und diplomatische Ebene zu bringen“. Auch die Abgeordnete Maria Butina zeigt sich gefasst: Es sei ja bekannt, dass Trump seien Meinung „fünfmal am Tag“ ändere.

Auch der Moskauer Politologe Dmitrij Trenin warnt davor, die Aussagen überzubewerten, lässt aber auch etwas Kritik durchklingen: „Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass Trump nicht der König Amerikas ist und dass die Trump-Revolution, von der zu Beginn des Jahres die Rede war, durch Trumps eigene Entwicklung hin zur Annäherung an das amerikanische Establishment ersetzt worden zu sein scheint“, analysierte er in der Zeitung „Kommersant“. 

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