Der Appell des Trägervereins des Villacher Kirchtags, dem größten Brauchtumsfest Österreichs, hat nun auch die heimische Politik erreicht. Dass Besucher zu Tracht keine Jagdmesser mitführen sollen, stößt bei der FPÖ auf großes Unverständnis. „Ein fatales Signal und ein Schlag ins Gesicht unserer gelebten Brauchtumskultur“, zeigt sich der blaue Kultursprecher Wendelin Mölzer erzürnt.
Zur Erinnerung: Bei einem islamistischen Terroranschlag am 15. Februar hatte ein 23-jähriger Syrer mitten in der Villacher Innenstadt wahllos auf Personen eingestochen, ehe er von einem syrischen Landsmann mit dem Auto angefahren und so gestoppt wurde. Der 23-Jährige tötete einen 14-jährigen Villacher und verletzte fünf weitere Personen teilweise lebensgefährlich, er befindet sich in Untersuchungshaft.
Gelände wird zur Sperrzone für Fahrzeuge
Das Terrorattentat wirft nun auch seine Schatten auf den am Sonntag beginnenden Villacher Kirchtag. Das Sicherheitskonzept wurde in den vergangenen Wochen und Monaten angepasst. So wird etwa das Gelände zur Sperrzone für Fahrzeuge.
„Besondere Durchsuchungsanordnung“
Stadtpolizeikommandant Erich Londer sagte am Wochenende: „Wir haben eine besondere Durchsuchungsanordnung.“ Wer sich von den Beamten nicht durchsuchen lässt, dem kann der Zutritt zum Festgelände verweigert werden. Abgenommen werden Messer, Pfefferspray und ähnliche Sachen, die auf einer Veranstaltung wie dem Villacher Kirchtag nichts verloren hätten. Ein Vertreter der Bauerngman sagte, es mache die Abwicklung einfacher, Jagdmesser zu Hause zu lassen. Die Bauerngman sind eine Brauchtumsgemeinschaft, die eng mit dem Kirchtag verbunden ist.
FPÖ: „Knicker keine Waffe“
Die FPÖ reagiert auf diesen Vorstoß drauf erbost. „Der Knicker in der Lederhose ist nicht irgendein Messer, sondern ein fester Bestandteil unserer Kärntner und österreichischen Tracht – tief verwurzelt in unserer kulturellen Identität“, so der blaue Nationalratsabgeordnete Wendelin Mölzer. Ihm zufolge sei das Messer in der Lederhose auch keine Waffe im Sinne des Waffengesetzes.
Der Knicker in der Lederhose ist nicht irgendein Messer, sondern ein fester Bestandteil unserer Kärntner und österreichischen Tracht.
Nationalratsabgeordneter Wendelin Mölzer, Kultursprecher der FPÖ
Er findet die verschärften Maßnahmen wegen des Attentats von Februar auch nicht gerechtfertigt. „Wegen eines syrischen Terroristen sollen wir Kärntner nun plötzlich unsere Traditionen einschränken? Das kann und darf nicht sein. Die Täter müssen zur Verantwortung gezogen werden und nicht das Brauchtum unserer eigenen Bevölkerung“, betont Mölzer. Und er fügt hinzu: „Wer unsere Bräuche kriminalisiert, macht sich zum Handlanger jener, die mit unseren Werten ohnehin nichts anfangen können.“
Er kündigte weiters an, die Angelegenheit auch parlamentarisch aufzuarbeiten: „Ich werde ÖVP-Innenminister Gerhard Karner im Rahmen meines Interpellationsrechts auffordern, offenzulegen, welche Anweisungen oder Empfehlungen die Polizei im Umgang mit Trachtenbestandteilen wie dem Knicker erhalten hat und mit welchem rechtlichen Fundament dies begründet wird.“
Das sagt Innenminister Karner
Unverbindlich gab sich Karner zum Appell, Jagdmesser beim Kirchtag zu Hause zu lassen. „Gelebtes, vernünftiges Brauchtum wird nie gegen die Sicherheit sprechen“, sagte er am Montag.
Abnahme bleibt Einzelfallentscheidung
Für das Sicherheitskonzept gelten die normalen Gefährdungseinschätzungen für Großveranstaltungen, sagte Londer. Konkrete Hinweise für den Villacher Kirchtag gebe es nicht. Die Polizei arbeitet unter anderem mit fixer und mobiler Videoüberwachung, Drohnen stehen bei Bedarf ebenso zur Verfügung. Ob ein Jagdmesser beim Eingang abgenommen wird, sei immer eine Einzelfallentscheidung der Beamten an den Checkpoints. „Wenn er es nicht hergibt, darf er unter Umständen nicht zur Veranstaltung.“
Die Diskussion findet der Stadtpolizeikommandant jedenfalls nicht sinnvoll. Niemand müsse am Villacher Kirchtag ein Reh aufbrechen. Und: „Zur Tracht gehören Sneakers auch nicht und alle gehen so.“
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