Kreislauf versagt

Hitzewelle forderte bereits mehrere Todesopfer

Ausland
02.07.2025 15:24

Die außergewöhnlich frühe und massive Hitzewelle ebbt zumindest in Südeuropa leicht ab – zugleich werden aber ihre dramatischen Auswirkungen bekannt: In Frankreich und Spanien sind mindestens sieben Menschen im Zusammenhang mit den hohen Temperaturen gestorben, wie die Behörden am Mittwoch mitteilten. 

Am Dienstag waren weite Teile Frankreichs von Hitze überzogen worden. Für 16 Departements einschließlich der Millionenmetropole Paris galt die höchste Warnstufe Rot. Im Süden und in Zentralfrankreich kletterten die Temperaturen örtlich teils auf mehr als 41 Grad Celsius, in Paris wurden 38 Grad gemessen.

Medienberichten zufolge war es an manchen Orten in Frankreich am Dienstag so heiß wie noch nie in einem Juli seit Messbeginn. Nach hitzebedingten Beschwerden seien zwei Menschen ums Leben gekommen, gab die französische Umweltministerin Agnès Pannier-Runacher bekannt. Mehr als 300 Personen seien von Rettungskräften notversorgt worden.

Schulen nicht auf Hitze vorbereitet
Das extreme Wetter löste eine politische Debatte über die Ausstattung der Schulen aus, die in vielen Fällen nicht auf solche hohen Temperaturen vorbereitet sind. Am Dienstag hatten in Frankreich etwa 2000 Schulen landesweit geschlossen, manche Lehrer unterrichteten ihre Klassen auf dem Schulhof.

Die rechtspopulistische Partei Rassemblement National (RN) forderte, öffentliche Einrichtungen landesweit mit Klimaanlagen auszustatten. Die Grünen warfen dem RN vor, die Ursachen des extremen Wetters zu übersehen und nichts gegen den Klimawandel unternehmen zu wollen.

Ein Mann erfrischt sich bei einem öffentlichen Brunnen in Paris.
Ein Mann erfrischt sich bei einem öffentlichen Brunnen in Paris.(Bild: AFP/MIGUEL MEDINA)
Badestimmung am Canal Saint-Martin im Osten von Paris
Badestimmung am Canal Saint-Martin im Osten von Paris(Bild: AFP/THIBAUD MORITZ)

Buben im Auto vergessen
Die gegenwärtige Hitzewelle ist auch in Spanien sehr stark spürbar. Ein Fernsehsender zeigte gar, dass sich in Sevilla ein Ei kochen ließ, indem der Topf direkt auf die Straße gestellt wurde. Vielerorts überschritten die Temperaturen zuletzt die 40-Grad-Marke. Am Dienstag war in Katalonien ein zweijähriger Bub gestorben, der von seinen Eltern im Auto vergessen worden war, das mehrere Stunden in der prallen Sonne stand.

Leichen bei Löscharbeiten gefunden
Bei dem in Spanien tobenden Waldbrand sind zwei Menschen ums Leben gekommen. Die beiden Leichen seien am Dienstag bei Löscharbeiten nahe der Stadt Coscó in Katalonien entdeckt worden, berichtet die Feuerwehr. In der Region waren fast gleichzeitig zwei Waldbrände ausgebrochen. Die Brandursache war zunächst unklar, aber die Feuerwehr verwies auf die derzeitigen Extremtemperaturen und Trockenheit sowie den starken Wind, der die Flammen angefacht habe.

Unkontrolliertes Feuer wütet in der spanischen ländlichen Provinz Lleida
Unkontrolliertes Feuer wütet in der spanischen ländlichen Provinz Lleida(Bild: AP/Agents Rurals de Catalunya)

Wie die spanischen Behörden weiter mitteilten, starben bereits am Samstag zwei Menschen in Cordoba und in Barcelona vermutlich an den Folgen eines Hitzeschlags. Umweltministerin Sara Aagesen rief die Bevölkerung zu „höchster Vorsicht“ auf. Mit Blick auf die Waldbrände sei mit einem „sehr problematischen“ Sommer zu rechnen. Nach Angaben der Wetterbehörde erlebte Spanien den heißesten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen. Am Samstag waren in Huelva im Süden des Landes 46 Grad gemessen worden, eine neue Höchsttemperatur für den Monat Juni

Waldbrände in der Türkei unter Kontrolle
Die Türkei ist von der in Südeuropa herrschenden Hitzewelle verschont geblieben, leidet jedoch unter durch den Klimawandel verursachter Trockenheit. Die Waldbrände im Westen und Süden des Landes sind nach Angaben des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft weitgehend unter Kontrolle. Die Brände in der Provinz Izmir an der Ägäisküste, die seit Sonntagabend wüteten, seien „teilweise unter Kontrolle gebracht“ worden, erklärte Landwirtschaftsminister Ibrahim Yumakli in einem Lagebericht am Dienstagabend. „Die Abkühlungsbemühungen werden die ganze Nacht und in den kommenden Tagen fortgesetzt“, fügte er hinzu.

Izmir: Menschen und Feuerwehrleute versuchen verzweifelt, die Flammen zu löschen.
Izmir: Menschen und Feuerwehrleute versuchen verzweifelt, die Flammen zu löschen.(Bild: AFP/AHMET AYBERK CIMEN)

Auch in Hatay und Antakya im Süden der Türkei würden im Zusammenhang mit den dort wütenden Bränden „keine besonderen Schwierigkeiten“ erwartet, betonte er. Das Gebiet war 2023 von einem schweren Erdbeben verwüstet worden.

Keine Besserung in Sicht
Gleichzeitig warnte der Minister vor weiterhin schwierigen Wetterbedingungen: Für die aktuelle Woche sei „extreme Hitze vorhergesagt, die erfordert, dass wir bis zum 15. Oktober in Alarmbereitschaft bleiben“. Yumakli rief dazu auf, „vorsichtig und wachsam“ zu bleiben.

Bereits zuvor hatte der Minister gewarnt, dass „in großen Teilen des Marmarameeres, der Ägäis und des Mittelmeeres“ starke Winde erwartet und die Temperaturen steigen würden.

Brände durch Winde angefacht
Sechs Brände, vor allem im Süden des Landes, seien den ganzen Dienstag über aktiv gewesen, angeheizt durch starken Wind. Seit Freitag seien insgesamt 342 Waldbrände ausgebrochen, erklärte der Minister. Er warnte davor, Feuer im Freien zu machen oder leicht entzündbare Materialien in der Sonne liegen zu lassen.

Insgesamt 50.000 Menschen – darunter 42.000 in der Umgebung von Izmir und mehr als 5000 in Hatay – waren am Montag vor den Flammen in Sicherheit gebracht worden. Hunderte Häuser wurden zerstört, wie die Notfallbehörde AFAD erklärte.

Bis zu einer umfassenden Bilanz der Hitzetoten dürften mehrere Monate vergehen. Die bislang schlimmsten Hitzewellen in den Jahren 2003 und 2022 führten nach Einschätzung von Experten in Europa zum vorzeitigen Tod von 70.000 beziehungsweise 62.000 Menschen.

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