Was wäre ein Sommer in Wien ohne seine Freibäder? Sie zählen wahrlich zu den besten Orten, um sich in der Sommerhitze abzukühlen. 38 öffentliche Freibäder machen Wien zur Bäderhauptstadt. Der für Wiens Bäder zuständige Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) über Preiserhöhungen, Klimaschutz, möglichen Securitys am Beckenrand, und wo er sich selbst am liebsten abkühlt.
„Krone“: Herr Czernohorszky, Sie waren schon einmal Bäderstadtrat und sind es jetzt wieder. Was sind Ihre konkreten Ziele für diese Legislaturperiode?
Jürgen Czernohorszky: Ich finde, es ist logisch, dass die Bäder jetzt zum Klimaressort gehören. Wir alle spüren gerade die Last einer Hitzewelle und suchen Schatten und Abkühlung. Viele zieht es dabei in die Bäder – auch mich. Das Großartige an den Freibädern ist, dass ich nicht nur ins kühle Wasser springen, sondern auch im Schatten großer Bäume liegen und relaxen kann. Bäder sind absolute Abkühlungs-Hotspots und werden künftig an Bedeutung zulegen. Mein Ziel ist es deshalb, die Bäder nicht nur zu erhalten, sondern zu verbessern.
Im Zuge der Bäderstrategie 2030 wurden bereits einige Sanierungen vorgenommen, etwa die Schwimmhalle im Ottakringer Bad. Welche Sanierungen sind abgeschlossen und welche kommen noch?
Ich bin sehr stolz darauf, dass die Bäderstrategie 2030, die ich noch während meines ersten Turnus als Bäder-Stadtrat präsentiert habe, in den letzten Jahren gut abgearbeitet wurde. Es wurde saniert und aufgewertet, was das Zeug hält, dabei mehr Barrierefreiheit geschaffen, neue Wasserrutschen gebaut oder Sportplätze errichtet. Es sind aber auch komplett neue Schwimmhallen dazugekommen, z.B. im Großfeldsiedlungsbad. Die nächste Mega-Halle entsteht gerade im Simmeringer Bad und wird noch heuer im Herbst ihre Bahnen öffnen. Auch in den nächsten Jahren werden ein paar Schmankerln dabei sein.
Bei der Bäderstrategie 2030 geht es aber um viel mehr als nur ums Sanieren und Bauen neuer Bäder. Es geht darum, dass Schwimmen und Baden auch in einer wachsenden Stadt massentauglich bleibt.
Puncto Budget: Könnte auch bei der Sanierung der Sparstift angesetzt werden und sich manche Vorhaben dadurch verzögern?
Wir wollen aus heutiger Sicht aber an den Plänen festhalten, seit der Präsentation der Bäderstrategie hat sich viel verändert. Klar ist, dass alle ihren Beitrag zum Sparen leisten müssen.
Wir waren im Gänsehäufel und haben mit Gästen gesprochen. Vor allem ältere Leute vermissen den Bäderbus und einige haben auch schon die Kabanen aufgeben müssen, weil sie den Gehweg zum Bad nicht schaffen. Warum wurde der Bäderbus eingestellt und gibt es keine Möglichkeit, dass er wieder zum Einsatz kommt?
Der Bäderbus war ein beliebtes Angebot der MA44, der Betrieb verlief aber nicht immer unproblematisch. Der Bus war oft stark ausgelastet und auch unter den Badegästen gab es immer wieder Wirbel, wenn sie sich nicht einig waren, wer denn jetzt zuerst in den Bus darf, und wer warten muss. Dank unseres Öffi-Netzes ist das Gänsehäufel gut ohne Bäderbus erreichbar. Für Menschen mit Behinderung gibt es aber weiterhin spezielle Angebote.
So viele Gäste verzeichnen die insgesamt 50 Wiener Bäder, inklusive Hallenbäder, im Durchschnitt im Jahr. Damit zählt die MA44-Bäder zu den größten Bäderbetrieben Europas.
Wie sieht es mit den Preisen aus, heuer wurden sie nicht angehoben. Jetzt kostet eine Eintrittskarte für Erwachsene 7,60 Euro. Kommt nächstes Jahr der Preishammer?
Ein „Preishammer“ kommt definitiv nicht. Allerdings gibt es eine gesetzliche Valorisierung, also eine automatische Preisanpassung. 2025 wurden die Preise nicht erhöht, nächstes Jahr ist dann wieder eine Valorisierung fällig. Wiens Bäder bleiben aber für alle leistbar.
In einem Wiener Freibad hat uns der Bademeister von zunehmenden (Gewalt-) Vorfällen berichtet sowie sexuellen Belästigungen. Er hat den Wunsch nach einem Security für jedes Bad geäußert, braucht es das aus Ihrer Sicht?
In unseren Bädern sollen sich alle sicher fühlen. Belästigung hat keinen Platz und wird auch sanktioniert, z.B. mit einem Badeverbot. Wir setzen in erster Linie auf unser eigenes Personal und schulen unsere Mitarbeiter entsprechend. Etwa mit der Maßnahme „first-responder“, bei der die Mitarbeiter der Bäder auch im Umgang mit Konflikten zwischen den Badegästen und Belästigungen geschult werden“. Wir arbeiten außerdem sehr gut und eng mit der Polizei zusammen.
Die Gastro-Preise in den Bädern sind zum Teil hoch, im Gänsehäufel kostet ein Apfelsaft 4,90 Euro. Sind das angemessene Preise für ein Bad, wo auch viele junge Menschen und Familien hingehen?
Die Gastronomie in unseren Bädern wird von selbständig Gewerbetreibenden geführt. Sozial verträgliche Preise sind wünschenswert, müssen für die jeweiligen Betreiber aber auch wirtschaftlich sein. Im Gänsehäufel gibt es 6 unterschiedliche Gastronomiebetriebe zur Auswahl des besten Angebotes.
Die Bäderstrategie 2030 ist noch nicht einmal umgesetzt, schon soll ein neues „Bäderbauprogramm 2040“ entstehen. Auch eine Verlängerung der Öffnungszeiten bei den Freibädern soll erprobt werden. So steht es im rot-pinken Koalitionspakt.
Wien wächst laut Prognosen um 200.000 Menschen bis 2040. An heißen Tagen, die tendenziell immer mehr werden, sind die Bäder gut gefüllt. Werden in Zukunft neue Bäder entstehen?
Die Wiener Bäder sind top auf den jährlichen Ansturm im Sommer vorbereitet und haben genügend Kapazitäten. Dennoch denken wir auch an den Ausbau, etwa von Familienbädern oder Schwimmhallen. Nicht alle Wienerinnen und Wiener zieht es aber in die Freibäder, sondern wollen lieber zur Alten oder Neuen Donau. Und dort gibt es kilometerlange Strände mit genügend Platz für alle. Auch die werden ständig ausgebaut und aufgewertet.
Neben Bäderstadtrat sind Sie auch Klimastadtrat. Wie wird sichergestellt, dass in den Bädern nicht zu viel Energie aufgewendet wird (indem man zum Beispiel die Becken kühlen muss)?
Die Becken müssen zwar beheizt, aber nicht gekühlt werden, weil das Wasser buchstäblich mit etwa 10 Grad aus der Leitung kommt. Das spart irrsinnig viel Energie und macht unsere Bäder zu richtigen Klimahelden! Außerdem investieren die Wiener Bäder seit 25 Jahren viele Millionen Euro in energieeinsparende Anlagen, mit denen pro Jahr 44.000 MwH pro Jahr Energie eingespart werden. Das ist eine Leistung, mit der tausende Haushalte mit Energie versorgt werden können.
In welches Bad gehen Sie am liebsten?
Wenn ich lang schwimmen will ins Kongi (Kongreßbad), wenn ich viel chillen will: HaWei (Hadersdorf-Weidlingau).
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