Seit mehr als einer Dekade ist Vollblutmusiker Julian le Play im Musikgeschäft. Nun meldet er sich mit neuem Album „le Play Unplugged“ zurück. Mit der „Krone“ sprach er über das Suchen, Finden und Loslassen, aber auch über Mode-Mut, alte Ö3-Zeiten – und warum er sein Handy jetzt im Wohnzimmer schlafen lässt ...
Dass Träume wahr werden, beweist Julian Heidrich alias Julian Le Play. Der fünffache Amadeus-Award-Gewinner ist seit Jahren fixer Bestandteil der österreichischen Poplandschaft – und zeigt mit seinem neuen Album „le Play Unplugged“, dass er nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich neue Seiten an sich entdeckt.
Auf seiner neuen Platte – mit 19 Songs, die seine Karriere geprägt haben und am 24. Oktober erscheint – erzählt er von drei großen Kapiteln des Lebens: Suchen, Finden und Loslassen. „Ich wollte ein Thema finden, das wirklich jeden berührt – und wissen, in welchen Gefühlszuständen die Leute zu meinen Konzerten kommen. Im Herbst hatte ich selbst so eine Phase des Loslassens, und mir wurde klar: Wir alle sind ständig am Suchen, Finden oder Loslassen.“
Weil er sich selbst in genau dieser Zeit befand, hörte er sich tatsächlich alle seine Songs an – und merkte, dass jedes seiner Lieder in eines dieser Kapitel passt. „Das war ein magischer Moment. Wie eine Zeitreise: Plötzlich war ich wieder 19 und frisch verliebt oder 24, als ich ,Mein Anker´ geschrieben habe.“ Für Julian ist Musik einer der wenigen Orte, an denen man Emotionen speichern kann. „Wenn du einen Song hörst, den du mit einer bestimmten Zeit verbindest, bist du sofort wieder dort. Das ist wunderschön.“
Mode-Mut und der beste Freund
Seit über einer Dekade ist der Sänger und Songwriter ein Fixpunkt in der österreichischen Musikszene. Mit 19 schrieb er „Mr. Spielberg“ – zwei Jahre später ging der Song durch die Decke. Nach fünf Alben hat sich vieles verändert: musikalisch, seelisch – und auch optisch.
„Nachdem ich als melancholischer Singer-Songwriter abgestempelt wurde, wollte ich mehr zeigen. Ich kann Pop, ich kann Elektronik – ich will mich nicht festlegen. Auch Mode ist Teil dieser Entwicklung. Ich hab irgendwann angefangen, Rosa zu tragen, Glockenhosen, Halstücher, Schmuck – das hat mich befreit. So ein bisschen was Harry Styles positiv vorgegangen ist, nur in der Wien-Version (lacht).“
Bevor er als Popstar durchstartete, arbeitete der heute 34-Jährige bei Ö3 – dort lernte er seinen besten Freund, Moderator Philipp Hansa, kennen. Grinsend sagt er: „Wir waren beide Ferialpraktikanten. Ich hab dort gelernt, Musik wirklich zu analysieren. Ich hab stundenlang Interviews aus den 80ern gehört – mit Falco, Grönemeyer, Naidoo – und überlegt, was Künstler bewegt. Das war wie ein Goldschatz. Irgendwann hab ich gemerkt: Ich will auf die andere Seite. Ich will, dass jemand mich interviewt.“
Wenn Träume wahr werden
Heute sitzt er auf dieser anderen Seite – und schwelgt dabei gern in Erinnerungen: „Als ich beim Kiddy Contest 2003 teilgenommen habe, hab ich gleich gesagt: Ich will Popstar werden und Autogramme schreiben. Und wenn ich daran denke, dass ich damals aus meinem Klassenzimmer aufs Konzerthaus geblickt hab und mir dachte: Da will ich mal spielen – und jetzt passiert’s.“
Am 7. Dezember steht Julian Le Play mit seinem Unplugged-Konzert im Wiener Konzerthaus auf der Bühne (Tickets: www.oeticket.com). Neben bekannten und eventuell ein paar neuer Songs geht es natürlich auch dort um die drei Kapitel seines Albums – Suchen, Finden, Loslassen.
„Gerade das Suchen beschäftigt mich wieder sehr. Ich überlege, wie es musikalisch weitergeht – welche Richtung, welche Songs als Nächstes kommen. Gleichzeitig hab ich aber das Vertrauen gefunden, dass alles gut wird, wenn ich meinem Weg folge. Und loslassen muss ich auch immer wieder – Lieben, Freundschaften. Ich seh mich gerade in allen drei Kapiteln. Auf der Bühne frage ich dann das Publikum, wo sie gerade sind. Viele erzählen es und das schafft dann eine echte Verbindung.“
Von nächtlichen Tänzen und Handy-Detox
Doch nicht nur seelisch kann oder muss man sich von etwas trennen, gibt es eigentlich auch etwas, was er selbst im alltäglichen losgelassen hat? „Mein Handy im Bett“, lacht er. „Das war mein Abend- und Morgenbegleiter, bis ich gemerkt hab, dass mir das nicht guttut. Jetzt bleibt es im Wohnzimmer. Und ich hab endlich wieder einen echten Wecker.“
Bei so viel Trubel, die der Künstler hat, braucht es natürlich auch Pausen. Was hilft, wenn der Druck zu groß wird? „Dann geh ich tanzen. Das ist mein Ventil“, sagt er wie aus der Pistole geschossen. „Nach Konzerten oder an stressigen Tagen, tanze ich alles raus. Und oft entstehen dabei sogar neue Songideen.“ Früher hätte er sich solche Pausen nicht erlaubt. „Ich hab immer gedacht, wenn ich drei Monate nichts veröffentliche, bin ich weg vom Fenster. Heute weiß ich: Durchatmen ist wichtig. Ich mach nur noch Musik, auf die ich wirklich Lust hab.“
Druck und Soziale Netzwerke
Zum Schluss spricht er auch noch über den Druck der digitalen Welt offen.„Ich bin viel auf Social Media, aber ich merk, dass der Job dadurch viel anstrengender geworden ist. Musik war immer Showbusiness, ein Kampf um Aufmerksamkeit. Früher haben Label und Management das übernommen, heute musst du dich selbst darum kümmern – Reels, Storys, ständig präsent sein. Das ist heftig, weil du kaum abschalten kannst. Ich bin froh, dass ich schon davor angefangen hab, als das alles noch kleiner war.“
Vom Kiddy Contest über Ö3 bis auf die Bühne des Wiener Konzerthauses: Julian Le Play lebt heute den Traum, den er sich als Kind vorgenommen hat – Schritt für Schritt, Jahr für Jahr.
Wer also sucht und ab und zu auch loslässt, findet manchmal mehr, als man sich je erträumt hat.
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