Noch keine Anklage

Beschuldigter IS-Fan (15) saß ein Jahr in Klasse

Gericht
21.06.2025 06:00

Mit der Auflage, die Schule zu besuchen, wurde jener Jugendliche, der IS-Inhalte geteilt haben und zur Tötung eines Wiener Lokalpolitikers aufgerufen haben soll, zu Ferienende 2024 aus der Untersuchungshaft entlassen. Jetzt, kurz vor Ferienbeginn 2025, liegt immer noch keine Anklage gegen den Niederösterreicher vor. Weit schneller ging es im Fall jenes 15-Jährigen, der am Wiener Westbahnhof einen Anschlag geplant haben soll. Wie die „Krone“ erfahren hat, wird ihm Ende Juli der Prozess gemacht.

Es war ein Aufreger vor Schulbeginn im September 2024: Ein damals 14-jähriger IS-Fanatiker wurde pünktlich zu Ferienende vom Landesgericht Korneuburg (NÖ) unter Auflagen aus der U-Haft entlassen. So muss er zur Bewährungshilfe und zu einem Deradikalisierungstraining. Auferlegt wurde vom Gericht auch, dass er die Schule besuchen muss. Die Weisung, dass er „in Freiheit“ nur ein Tastenhandy ohne Internetzugang benutzen darf, wurde zwischenzeitlich aufgehoben.

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Wir haben erst vor einigen Wochen den Abschlussbericht der Polizei erhalten.

Ein Sprecher der StA Korneuburg.

Der Bursch war im Juli 2024 aus seinem Kinderzimmer heraus verhaftet und wurde im Justizzentrum Korneuburg in U-Haft genommen. Der Hinweis kam wie so oft von einem Partnerdienst aus Deutschland. Im Netz soll der Schüler IS-Inhalte geteilt und auch zur Tötung eines Wiener Lokalpolitikers aufgerufen haben: „Er hat mit mehreren Accounts Nachrichten im Internet geteilt, worin der IS verherrlicht wird. Gefunden wurden Videos von Anschlägen und Flaggen des IS sowie auch Aufrufe zu Gewalt an Andersgläubigen“, hieß es seitens der StA im Sommer 2024.

Stockende Ermittlungen
Das Unglaubliche an diesem Fall: Die Ferien nahen und noch immer sind die Ermittlungen nicht abgeschlossen. Der Terrorverdächtige saß demnach das ganze Schuljahr unter nichtsahnenden Klassenkollegen und weiß noch immer nicht, ob und wann ihm der Prozess gemacht wird.

„Wir haben erst vor einigen Wochen den Abschlussbericht der Polizei erhalten“, sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf „Krone“-Anfrage. Die Erledigung wird – wie auch schon vor einigen Monaten – „in den nächsten Wochen“ angekündigt. Die lange Ermittlungsdauer sei auf die zeitaufwendige Auswertung der Datenträger des Buben zurückzuführen.

Prozess gegen Westbahnhof-Terrorverdächtigen am 21. Juli
In einem anderen brisanten Fall ging dies weit schneller. Hier ist der beschuldigte Jugendliche im Gegensatz zum Korneuburger Fall in U-Haft geblieben. Die Polizei nahm den zur Tatzeit ebenfalls 14-Jährigen im Februar 2025 fest. Der IS-Sympathisant soll einen Terroranschlag am Wiener Westbahnhof geplant haben. Jetzt, nur vier Monate später, stehen Anklage und Verhandlungstermin fest, wie Gerichtssprecherin Christina Salzborn der „Krone“ bestätigt. Am 21. Juli wird dem mittlerweile 15-Jährigen der Prozess gemacht, unter anderem wegen der Vorbereitung einer terroristischen Straftat durch Sprengmittel. In beiden Fällen gilt die Unschuldsvermutung.

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