Während die Baumeister-Witwe im Dezember in einer Radiosendung zu Gast war, schlug ein 29-Jähriger gegen die Glaswand und brüllte: „Ich bring‘ euch um!“ Der Türke schwänzt auch den zweiten Verhandlungstermin im Wiener Landl. Herr Rat urteilt aber in Abwesenheit: „Das ist keine gefährliche Drohung.“
„Ich bring‘ euch alle um“, schrie ein 29-Jähriger im Dezember im Wiener Gasometer, schlug dabei mit den Fäusten gegen eine Glaswand – hinter der Simone Lugner saß, gerade zu Gast in einer Radiosendung. Danach schmiss er auch noch Stühle eines nahegelegenen Lokals durch das Einkaufszentrum.
„Das dürfte ein Verrückter sein“
Dem Prozess wegen gefährlicher Drohung will er sich auch beim zweiten Anlauf im Landl nicht stellen. Die angeordnete Vorführung bleibt erfolglos. Wer aber den Weg ins Gericht gefunden hat: die Baumeister-Witwe und Opfer in der Causa, vertreten von Anwalt Florian Höllwarth. Sie erinnert sich im Zeugenstand zurück: „Es hat zuerst jemand gegen das Rolltor gehämmert und gerufen: ‘Lasst mich rein!‘.“ Der Lokal-Besitzer, in dem die Morgensendung aufgenommen wurde, habe dann gesagt: „Das dürfte ein Verrückter sein.“
Angeklagter spricht von Schizophrenie
Als der Türke aber schließlich die angeklagte Todesdrohung rief, wurde die Polizei verständigt. Und seine Aussage dort wird nun wegen seiner Abwesenheit auch von Richter Andreas Böhm verlesen. „Ich war schon mehrmals in der Psychiatrie“, gab der Angeklagte an. Dass er gegen die Glasscheibe geklopft hatte, räumte er auch ein. Simone Lugner wollte er aber nicht bedrohen: „Diese Simone hab‘ ich das erste Mal gesehen.“ Er will sie nur von Bildern und aus dem Fernsehen kennen.
Wen der 29-Jährige ebenfalls vehement meidet: den Gerichtspsychiater. Dreimal wurde der junge Mann zu Untersuchungsterminen geladen, denn er gibt an, an Schizophrenie zu leiden. Aufgrund der Aktenlage kann der Gutachter aber eine Unzurechnungsfähigkeit ausschließen.
Keine gefährliche Drohung
Keine 15 Minuten dauert der Verhandlungstermin, bis Richter Böhm zu dem Schluss kommt: „Das ist keine gefährliche Drohung.“ Es erfolgt ein Freispruch. Für das Delikt bräuchte es rechtlich eine Waffe oder Geste, um das Gesprochene zu verdeutlichen. „Er hat das gesagt und ist weggelaufen“, fasst Herr Rat zusammen. Dass das für die 43-Jährige dennoch unangenehm war, gesteht er ihr natürlich zu.
Nach Schluss der Verhandlung sagt Lugner: „Das Ergebnis ist okay. Es war damals eine schockierende Sache. Aber es war für mich schon vor dem Prozess abgeschlossen.“ Die Vorbereitung auf kommende Gerichtstermine, beispielsweise im Medienprozess in Oberösterreich oder im Justizpalast wegen eines Unfalls mit ihrem Dienstwagen, laufen bereits.
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