„Krone“-Kommentar

Nicht die Zeit für seltsame Späße

Analysiert für die „Krone“: Innenpolitik-Experte Claus Pándi(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com, Krone KREATIV)

In Wiener Bobo-Kreisen erfreut sich der Salzburger Edelgastronom und Staatssekretär Sepp Schellhorn einer gewissen Popularität. Städtische Konservative in Jeans halten Schellhorns grob geschnitzte Weisheiten zur Wirtschaft nämlich für coole Lederhosenpolitik, weil sie keine Ahnung vom Landleben haben.

Außerhalb der Schickeria und dort, wo nicht jeder für ein Wiener Schnitzel so einfach 30 Euro und mehr hinblättern kann, hält sich die Begeisterung für den NEOS-Politiker in Grenzen.

Schellhorn hat freilich auch Pech. In besseren Zeiten hätte er mit seinen Extravaganzen vielleicht noch als bunter Hund punkten können. Doch jetzt haben die meisten für derlei Späße keine Nerven.

Kritik prallt an Schellhorn ab. Er wollte bis zuletzt nicht erkennen, dass sich die Republik nicht wie eines seiner Wirtshäuser führen lässt. Der Übermut hat den an Kompetenzen ohnehin eingeschränkten Staatssekretär um die Autorität gebracht, die er für die Entbürokratisierung der Verwaltung in Bund und Ländern gebraucht hätte.

Es ist kein sehr schönes Bild, das ausgerechnet die angeblich so wirtschaftsorientierten NEOS da abgeben. Und es ist auch nicht vorteilhaft für die Koalition, die personell dermaßen aufgebläht wurde, dass sogar die Regierungsbank im Parlament zu klein geworden ist.

Nach 100 Tagen im Amt darf von einer Regierung in Krisenzeiten mehr erwartet werden als ein solides Sparbudget und die Aussicht auf ein weiteres Sparbudget.