Nur Bewährungsstrafe

Kindesmissbrauch im islamischen Internat

Gericht
07.05.2025 15:26

Nein, die Vorwürfe stimmen nicht, meinte der Angeklagte am Mittwoch zu Beginn des Prozesses im Salzburger Landesgericht. Vor Jahren soll er drei Buben im Schulalter unsittlich berührt und missbraucht, ein Kind sogar vergewaltigt haben. Während der Verhandlung kam der Sinneswandel: Der in der Türkei geborene Salzburger (35) legte ein Geständnis ab.

Vergewaltigung, Nötigung, Körperverletzung, sexuelle Belästigung und sexueller Missbrauch: Diese Vorwürfe listete der Staatsanwalt auf. Drei Buben wurden demnach zwischen 2008 und 2014 zum Opfer des Mannes, der als älterer Student im Internat eines islamischen Kulturvereins lebte und „Bruder“ genannt wurde. Zwei Buben soll er dort im Intimbereich gestreichelt und an ihnen herumgespielt haben. An einem Kind hat er sich laut Anklage auch gewaltsam vergangen. „Die Anklage beruht auf den Aussagen von drei Opfern, die sich selbst nicht gekannt haben“, betonte der Ankläger.

Anfangs alles geleugnet
Der Verteidiger hingegen bezeichnete die Zeugenaussagen als „widersprüchlich“. Der Angeklagte, der laut Verteidiger weder pädophil noch homosexuell sei, zeigte sich anfangs „schockiert“ über die Vorwürfe: Das Ganze sei „frei erfunden“. Auf Nachfrage der Richterin erzählte er auch vom Leben in dem Internat: Die Buben dort waren im Hauptschulalter, in etwa zwischen 10 und 16 Jahren. Zwischen fünf und 14 Kinder seien immer da gewesen – er dagegen lebte dort bis zu seinem 22. Lebensjahr und schlief in einem separaten Raum. Sexuelle Übergriffe habe er weder beobachtet noch davon gehört. Und Homosexualität war ein absolutes Tabu und nie Thema: „Es war eine freundliche Atmosphäre, wo auch fünfmal am Tag gebetet wurde. Es ist ja auch ein heiliger Ort.“ 

Das Salzburger Justizgebäude
Das Salzburger Justizgebäude(Bild: Tröster Andreas)

Plötzlich kam ein Geständnis
Die Richterin zweifelte: „Bei solchen Fällen brauchen viele Menschen lange Zeit, um zur Polizei zu gehen. Das ist nichts Außergewöhnliches.“ In diesem Falle war es die Mutter eines Opfers, die zur Anzeige gedrängt habe – das Opfer selbst wollte gar nicht, erzählte die Richterin und fragte den gebürtigen Türken ein weiteres Mal: „Vielleicht sind Sie ja auch ein Verdränger, vielleicht stimmt es?“ Der 35-Jährige verneinte.

Doch nach ein paar Stunden emotionaler Verhandlung kam der plötzliche Sinneswandel: Der Angeklagte legte ein volles Geständnis ab, sagte noch „es tut mir furchtbar leid“ und schwieg danach. Das bereits rechtskräftige Urteil: 18 Monate Haft auf Bewährung und 2160 Euro unbedingte Geldstrafe. Zudem ordnete das Gericht Psychotherapie an. Das Geständnis und die weit zurückliegenden Taten dürften ihn vor einem Gefängnisaufenthalt bewahrt haben. 

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