Geschmückte Holzstämme ziehen die Landjugend-Crew aus Wolfern jedes Jahr magisch an. Bekannt wurden die 20 Burschen und Frauen durch einen Zwischenfall im Vorjahr in Steyr. Um so einen „Zwischenfall“ zu vermeiden, bewachte die Pfarrjugend in St. Magdalena/Linz ihren Maibaum von einem einzigartigen „Ansitz“ aus.
Es war ein lautstarker „Plumpser“, der in der Nacht zum 2. Mai 2024 den Stadtplatz von Steyr erschütterte. Anrainer wurden aus dem Schlaf gerissen, sechs Polizisten eines nahen Wachzimmers kamen ins Freie gestürmt, die Aufregung war groß. Bei der Suche nach den Übeltätern wurden die Beamten rasch fündig.
Vor Ort trafen sie auf sieben Burschen der Landjugend Wolfern, die sich um den in drei Teile zerbrochenen Steyrer Maibaum versammelt hatten. Das Unglück war geschehen, als der Stamm aus der Verankerung gehoben und in die gewünschte Richtung fallen gelassen wurde. „Die Polizisten waren leider unentspannt. Sie haben uns wegen des Verdachts auf Sachbeschädigung, Lärmbelästigung und Personengefährdung angezeigt“, sagt Simon Mayr (24), der den Baumdiebstahlsversuch leitete.
Die Staatsanwaltschaft Steyr stellte das Verfahren gegen die Burschen später aber ein. „Wir wollten ja nichts zerstören, nur unser Brauchtum ausüben. Doch der Maibaum war leider drei Jahre alt und völlig ausgetrocknet.“ Der 24-Jährige und seine Freunde organisierten aber für den Stadtplatz rasch Ersatz: „Wir haben neue Kränze gebunden und den Stamm mit Girlanden geschmückt.“
Der neue Baum war höher und schöner als der alte. Und Stadtchef Markus Vogl, der über den Diebstahlversuch zunächst sauer gewesen war, wurde zu einer Jause eingeladen. „Wir sind im Guten auseinandergegangen“, betont Mayr, dem wichtig ist, dass bei allen Aktionen der Spaß im Vordergrund steht.
Ein Video des Vorfalls machte im Internet die Runde und die Landjugend Wolfern bekannt. Gestohlen hatte die Gruppe im Vorjahr auch Maibäume in Aschach/Steyr und Nöstl-bach (St. Marien). „Für uns ist das die fünfte Jahreszeit – mit sechs Tagen Spaß, Zusammenhalt und Action.“
Einerseits wird der eigene Maibaum in Wolfern aufgestellt und bewacht. Andererseits sind die insgesamt 20 Mitglieder, unter denen auch junge Frauen sind, auf der Suche nach möglichen Beutestücken. „Gibt es irgendwo eine günstige Gelegenheit, schlagen wir zu – im Schnitt dreimal pro Saison.“
Gestohlen wird nur nach den jeweils gültigen Regeln, die im Maibaumkalender festgehalten sind. „Bei uns darf der Baum nur mit Muskelkraft umgelegt werden. Sich daran zu halten, ist Ehrensache.“ Bestohlene müssen die Bäume dann gegen Jausen oder Getränke auslösen: „Das hängt vom jeweiligen Verhandlungsgeschick ab.“
In ganz Oberösterreich waren in der vergangenen Nacht wachsame Augen auf das Schmuckstück des Ortes gerichtet. Um hinterlistigen Maibaumdieben keine Chance zu geben, verbrachten viele, zumeist junge Oberösterreicher die Nacht um ein Lagerfeuer, in Zelten oder anderswo auf der Lauer. Doch viel gemütlicher, ja komfortabler, als die achtsamen Nachtwächter von Sankt Magdalena im Linzer Norden hatte es wohl niemand.
Am dortigen Ortsplatz dienten nämlich nicht etwa die hölzernen Parkbänke der beauftragten Pfarrjugend (und allen anderen, die mithelfen wollten) als „Ansitz“, sondern ein Whirlpool-Anhänger. „Wir haben das Wasser mit der eingebauten Wärmepumpe auf Badewannentemperatur, also 37 bis 38 Grad, aufgeheizt, um es die ganze Nacht schön gemütlich zu haben“, so Raphael Puchner. Der HTL-Absolvent ist Mitglied der Pfarrjugend und gemeinsam mit drei Freunden und Miteigentümern das Hirn hinter dem Whirlpool-Aufbau, den das findige Quartett von null auf erdacht, entworfen und gebaut hat.
„Neben der Heizung verfügt der Anhänger auch über Beleuchtung, eine Musikanlage, eine kleine Minibar und natürlich eine Blubberblasenanlage“, ist der 24-jährige Linzer stolz auf das Vehikel, das im Raum Linz auch gemietet werden kann. Nach erfüllter Mission wurde in der Früh der Großteil des Wassers abgelassen und der Anhänger umgeparkt, um Platz für das Maibaumfest zu machen.
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