Wirbel in der Stmk

Patienten müssen Krankentransporte selbst zahlen

Österreich
01.07.2013 09:58
Ab sofort müssen Patienten in der Steiermark für Rettungs- und Krankentransporte selbst bezahlen - per Rechnung, die Kosten können sie sich dann von der Gebietskrankenkasse zurückholen. Der erstmals eingetretene vertragslose Zustand zwischen dem Roten Kreuz und der steirischen Gebietskrankenkasse betrifft rund 600.000 Fahrten pro Jahr.

Die letzte Forderung des Roten Kreuzes, die eine Erhöhung des Transporttarifs um 17,5 statt um 19,5 Prozent, verteilt auf zwei Jahre, vorsah, war am Freitag von GKK-Obmann Josef Pesserl abgelehnt worden. Pesserl bot nur rund drei Prozent, also rund 800.000 Euro zusätzlich zu den derzeit 29 Millionen Euro im Jahr.

Man zahle ohnehin jetzt schon das Dreifache dessen, wofür man zuständig sei, so die Argumentation: Die Krankenkasse müsse lediglich für den Kostenersatz in der Höhe des günstigsten öffentlichen Verkehrsmittels sorgen. Auch der "Rettungseuro" des Landes in der Höhe von rund zehn Millionen Euro und der hohe Anteil an ehrenamtlichen Mitarbeitern und Zivildienern beim Roten Kreuz wurde ins Treffen geführt, um das Rote Kreuz als "Fass ohne Boden" hinzustellen.

GKK muss sich auf 26.000 Einzelrechnungen einstellen
"Wir wollen nicht einmal die Inflationsabgeltung", kontert man beim Roten Kreuz. Derzeit kommt ein Krankentransport z.B. im Grazer Stadtgebiet pauschal auf 15 Euro, bei Überlandfahrten werden 68 Cent pro Kilometer verrechnet. Den Vorwurf der GKK, es werde zu viel im Zwei-Mann-Betrieb - also mit Sanitäter - gefahren, weist man zurück: Gehunfähigkeit werde vom Arzt attestiert, zudem sei es unmöglich, Notfall- und Krankentransportwesen zu trennen. Der vertragslose Zustand ist jedenfalls mit einem Mehraufwand an Verwaltung verbunden. Die GKK könne sich allein im Juli auf 26.000 Einzelrechnungen einstellen, so das Rote Kreuz.

In den Augen des steirischen Rot-Kreuz-Präsidenten Werner Weinhofer geht es "um Leistungseinschränkungen durch die Kasse, und die Botschaft sollen wir überbringen". Ihn nerve, dass so neue Barrieren aufgebaut würden.

Indessen wittern die Taxiunternehmer mehr Geschäft: In Inseraten wirbt die Wirtschaftskammer für "bequeme Transporte" zu Krankenhaus und Therapie mit Kassen-Direktverrechnung. Rotkreuz-Präsident Weinhofer gibt zu bedenken: "Bequemer Transport zur Chemotherapie klingt gut. Und was ist auf der Rückfahrt, wenn Probleme auftreten und dem Patienten übel wird? Dann ruft man die Rettung."

"Versagen der steirischen Gesundheitspolitik"
Am Sonntag kritisierten die Grünen erneut, dass sich in der Landesregierung niemand zuständig fühlte, um diese Situation noch abzuwenden. "Die Landesregierung lässt die Menschen im Stich", lautete der Vorwurf der Grünen Landtagsabgeordneten Ingrid Lechner-Sonnek. Und das, obwohl die Landesregierung vom Landtag einstimmig und nachdrücklich aufgefordert worden sei, sich um eine Lösung zu bemühen. Lechner-Sonnek äußerte die Befürchtung, dass vor allem sozial Schwächere vor großen Problemen stehen, wenn sie in eine Akutsituation kämen oder chronisch krank seien. Die KPÖ sprach von einem "beispiellosem Versagen der steirischen Gesundheitspolitik".

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