Der „Black Friday“ gilt als der Feiertag der Schnäppchenjäger, für Motorradhersteller KTM wurde er heuer allerdings zum schwarzen Freitag. Das Unternehmen aus Mattighofen (OÖ) stellte – wie drei Tage zuvor angekündigt – den Insolvenzantrag. Den Schuldenberg beziffern Experten zwischen zwei und drei Milliarden Euro. Eine Sanierung ist geplant.
Dienstagnachmittag hatte die Pierer Mobility bekannt gegeben, dass die KTM AG und zwei Gesellschaften (KTM Components GmbH, KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH) einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung vorbereitet und am Freitag beantragen wird. Nun ist der Insolvenzantrag auch da!
3519 Beschäftigte in den drei Gesellschaften
Was drin steht? Der Österreichische Verband Creditreform listete zu Mittag die wichtigsten Details auf: In der KTM AG sind 1600 Gläubiger und 2380 Mitarbeiter betroffen, die Passiva belaufen sich auf 1,8 Milliarden Euro (im Liquidationsfall würde die Summe auf 2,1 Milliarden Euro steigen). Bei der KTM Components GmbH belaufen sich die Verbindlichkeiten auf 57,69 Millionen Euro (im Liquidationsfall 68,97 Millionen Euro), bei der KTM Forschungs und Entwicklungs GmbH ist von Passiva in Höhe von 96,16 Millionen Euro die Rede (im Liquidationsfall 118,4 Millionen Euro).
Gesamt sind laut den Insolvenzanträgen 3623 Beschäftigte betroffen, der Schuldenberg ist im Falle einer gelingenden Sanierung 1,953 Milliarden Euro hoch. Die AKV schätzt die Höhe der Passiva auf 2,7 Milliarden Euro. Experten beziffern die Passiva damit zwischen 2 und 3 Milliarden Euro. Eine enorme Summe.
„Erwarte mir von KTM klare Antworten“
Wie aus dem Motorradhersteller, der jahrelang gute Gewinne machte und zu Rekordumsätzen raste, nun ein Insolvenzfall wurde – das können viele nicht nachvollziehen. „Ich erwarte mir von KTM klare Antworten darauf, wie das passieren konnte, dass es so rasch von einer recht guten Ertragslage und guten Aussichten jetzt zu einem Sanierungsverfahren kommt“, sagt Martin Kocher, der Bundesminister für Arbeit.
Auch Johannes Kopf, Vorstand des AMS Österreich, äußerte sich in der ZiB 2 auf ORF ähnlich: „Im Frühling wurden noch Gewinne des vergangenen Jahres ausbezahlt, im Sommer hat der Eigentümer ein anderes Unternehmen gekauft, und jetzt wird Insolvenz angemeldet. Viele Beschäftigte bei KTM, aber auch Menschen, die in Mattighofen und rundherum leben, für die dieser Betrieb so wichtig ist, können überhaupt nicht verstehen, was da passiert ist.“
Produktion steht im Jänner und Februar still
Die Pierer Mobility AG, als Muttergesellschaft der KTM AG, hatte am 12. November erstmals über eine tiefgreifende Restrukturierung gesprochen, die beim Motorradhersteller notwendig wird. Wenig später war klar, dass 300 Arbeiter in der Produktion gehen müssen, die Produktion im Jänner und Februar 2025 sogar stillgelegt wird, auch in der Verwaltung wird der Sparstift – mit noch unbekannten Auswirkungen – angesetzt.
Über die Pierer Industrie AG wurde am Dienstag ein europäisches Restrukturierungsverfahren eröffnet. Dieses war eingeleitet worden, um eine Insolvenz abzuwenden, indem Fälligkeiten von Anleihen und Schuldscheindarlehen gestreckt werden.
650 Millionen Euro wären notwendig gewesen
In den vergangenen zweieinhalb Wochen hatte sich die KTM AG um eine Zwischenfinanzierung bemüht. Laut Kreditschutzverband 1870 hätte man dazu frisches Geld in Höhe von 650 Millionen Euro benötigt. Man konnte aber keine Einigung erzielen.
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