Mehr Schein als Sein

Die Entzauberung des Dominik Wlazny live im ORF

Politik
09.09.2024 12:32

Noch vor wenigen Monaten sagten Umfragen der KPÖ und der Bierpartei Chancen auf den Einzug in den Nationalrat voraus. Je länger der Wahlkampf dauert, desto mehr sinken aber die Werte vor allem der Bierpartei. Deren Chef und eigentliches Programm, Dominik Wlazny, scheint entzaubert.

Rockmusiker Dominik Wlazny (alias Marco Pogo) und sein Vater, der auch sein Manager ist, sind höchst vorsichtig im Umgang mit den Medien. Wlazny lehnt im Wahlkampf Duelle und Diskussionsrunden ab. Wenn man einen seiner seltenen Auftritte Sonntagabend „Im Zentrum“ gesehen hat, versteht man, warum. In der Diskussionsrunde der Kleinparteien mit KPÖ, „Keine von denen“ (Wandel) und Liste Madeleine Petrovic war der Gründer der Bierpartei inhaltlich oft völlig blank oder kam ins Stottern.

„Er hat nicht viel an Programm vorgelegt“
Beim Thema Religionssymbole aus der Schule verbannen, fielen Sätze wie: „Wir brauchen ein Fächer-Update, wir brauchen eine Fächerzukunft, wo Ethik und Zivilcourage, nachhaltiges Leben gelehrt werden, anstatt einen Doktortitel in Mathematik.“ Dominik Wlazny „hat nicht viel an Programm vorgelegt, er versucht eher mit seiner Persönlichkeit, mit seiner Art, wie er Politik machen möchte, zu punkten, und andere haben ein konkretes Programm“, analysierte im Anschluss an die Sendung die Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle.

Wlaznys Auftritt warf auch für Politik-Experte Thomas Hofer jedoch mehr Fragen auf, als er beantwortete. „Wlazny wollte sich bislang nicht die Finger verbrennen und scheute daher TV-Duelle. Fehlervermeidung ist aber keine Strategie. Er muss hoffen, dass der Wahltermin schneller da ist, als die Vier-Prozent-Hürde“, meint der Experte. Immerhin: Ganz im Gegensatz zu Frank Stronach wisse Pogo aber um seine Schwächen. „Eine Nationalratswahl hat inhaltlich eine andere Tiefe, als eine Bundespräsidentschaftswahl, oder eine Wien-Wahl“, meint Hofer.

Gründer Dominik Wlazny ist Gesicht und Inhalt der Partei. Der Mediziner und Rockmusiker will auch auf die parlamentarische Bühne. (Bild: Screenshot/ORF)
Gründer Dominik Wlazny ist Gesicht und Inhalt der Partei. Der Mediziner und Rockmusiker will auch auf die parlamentarische Bühne.
Wlazny weiß sich zu vermarkten. (Bild: Screenshot facebook.com/Bierpartei)
Wlazny weiß sich zu vermarkten.

Kritiker werfen Wlazny und seinem Vater vor, dass die „Bierpartei“ nur der Vermarktung der eigenen Biermarke, der Musik und sonstiger Fanartikel rund um die Band „Turbobier“ diene. Das Ganze sei eine Art Familienbetrieb. Pogo nutzt sein Standing als Musiker bisher geschickt, um nach Songs, T-Shirts und Bier auch seine Politik unter die Leute zu bringen. Den größten Erfolg fuhr er bei der Präsidentschaftswahl im Herbst 2022 ein, bei der er 8,3 Prozent der Wählerstimmen und in Wien gar Platz 2 erreichte.

„Wlazny geht Journalisten mittlerweile auf die Nerven“
Am Beginn des Wahlkampfes sahen fast alle Umfragen die Bierpartei mit acht Prozent fix im Parlament. Das hat sich inzwischen geändert. Eine Umfrage des Instituts für Demoskopie und Datenanalyse sieht die Bierpartei nur mehr bei fünf Prozent. IFDD-Chef Christoph Haselmayer sieht den Einzug in den Nationalrat nicht als gesichert an. „Hier kann es am Ende noch zu einem Herzschlagfinale kommen.“ Den Grund für die gesunkenen Werte der Bierpartei sieht der Experte darin, dass die Bewegung von den Medien mittlerweile nicht mehr gehypt werde. „Den Journalisten geht es mittlerweile auf die Nerven, dass Bierpartei-Chef Dominik Wlazny einfach gar nichts sagt.“

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Wlazny lässt die Wähler aber nicht nur über seine konkreten politischen Inhalte im Dunkeln, auch über ihn selbst ist wenig bekannt. Geboren zwar in Wien, aufgewachsen jedoch im Pulkautal, maturierte er in Hollabrunn, wo er sich im örtlichen „Schlachthof“, konkret dem „Verein zur Förderung der alternativen Musikszene“, einen frühen Namen machte. Die erste Band des damals noch Teenager-Punkrockers waren die „Gogets“, als „Niki Plastik“ war er noch weniger berühmt als mit seinem späteren Künstlernamen „Marco Pogo“, den er bis heute trägt.

Das Geschäft läuft gut. (Bild: Steiner Clara Milena)
Das Geschäft läuft gut.

Neben der Musik gab es auch die Medizin. Wlazny wollte dereinst als rekonstruktiver Chirurg arbeiten, gab er zumindest in einem Interview an, doch während seiner Zeit als Turnusarzt entschied er sich für „Turbobier“. Der Mediziner schaut aber auch als Rocker auf seine Gesundheit: Wlazny ist zwei Marathons gelaufen und trinkt – laut eigener Angabe – „nicht viel Bier“, dafür am liebsten Soda-Zitron.

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