Der in Frankreich festgenommene Gründer und Chef des Messengerdienstes Telegram, Pawel Durow, kommt vorerst nicht frei. Der gebürtige Russe bleibe im Rahmen der Untersuchungen zu den Vorwürfen der Cyberkriminalität noch bis zu 48 Stunden in Polizeigewahrsam, teilte die Pariser Staatsanwaltschaft am Dienstag mit.
Die russische Regierung erklärte, die Anschuldigungen gegen Durow seien in der Tat sehr schwerwiegend. „Sie bedürfen einer nicht minder seriösen Beweisgrundlage“, betonte zugleich Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. „Sonst stellen sie einen direkten Versuch dar, die Kommunikationsfreiheit einzuschränken.“ Außenminister Sergej Lawrow sagte, die Beziehungen zwischen Russland und Frankreich hätten einen Tiefpunkt erreicht.
Dem Kreml-Sprecher zufolge könnte Durows Inhaftierung auch als Einschüchterungsversuch gewertet werden und lasse Zweifel an der Behauptung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron aufkommen, dass es kein politisches Motiv gebe. Russland werde Durow angesichts seiner russischen Staatsbürgerschaft jede notwendige Unterstützung gewähren. Allerdings erschwere dessen französische Staatsbürgerschaft die Situation.
Russland macht USA verantwortlich
Ein hochrangiger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte, Washington stecke hinter der Verhaftung des Chefs des Messengerdienstes, der eine Schlüsselrolle bei der Kommunikation des Krieges in der Ukraine spielt.
Wjatscheslaw Wolodin, der Vorsitzende der russischen Staatsduma, sagte, die Festnahme sei erfolgt, ohne Beweise vorzulegen und vielmehr ein Versuch der USA und Frankreichs, die Kontrolle über Telegram zu erhalten. „Telegram ist eine der wenigen und zugleich größten Internetplattformen, auf die die USA keinen Einfluss haben“, sagte Wolodin. „Am Vorabend der US-Präsidentschaftswahl ist es für (Präsident Joe) Biden wichtig, Telegram unter Kontrolle zu bringen.“
Macron: „Keine politische Entscheidung“
Das Weiße Haus hat die Verhaftung Durows nicht kommentiert. Der französische Präsident Macron sagte, die Festnahme sei „in keiner Weise eine politische Entscheidung“ gewesen. Diese geht der französischen Staatsanwaltschaft zufolge auf Ermittlungen im Zusammenhang unter anderem mit der mutmaßlichen Verbreitung von Kinderpornografie über den Internet-Dienst zurück. Zudem wird dem Verdacht auf illegale Transaktionen und Betrug in der App nachgegangen sowie der Weigerung, Informationen an Behörden weiterzugeben.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.