„Rein ins Rathaus“

Arbeit, Steuern, Politik? – ein Kinderspiel

Wien
19.08.2024 15:00

Bei den „Rein ins Rathaus“-Tagen in Wien üben Kinder auch heuer wieder spielerisch den Ernst des Lebens. Erwachsene können sich dabei durchaus auch etwas abschauen.

Schlangen vor dem Arbeitsamt – das sieht man zuerst, wenn man den Arkadenhof des Rathauses dieser Tage betritt. Die Stimmung in der Schlange ist bestens, und alle sind zwischen sechs und 13 Jahre alt: Wie schon seit über 20 Jahren wird das Rathaus in der vorletzten Woche vor Schulbeginn wieder jeden Tag zwischen 10 und 17 Uhr zur Kinderstadt. Erwachsene sind nur als Betreuer erlaubt, für die Kinder ist der Zutritt gratis. Doch nur für Arbeit bekommt man „Holli-Cents“ und kann sich dafür etwas kaufen – und erst, nachdem man Steuern gezahlt hat.

Der vielleicht begeistertste Finanzbeamte Wiens
Die Kinder wissen: Wer sich früher um die Berufswahl kümmert, hat mehr Auswahl. Gleich vergeben waren am Montagfrüh etwa die Posten als Rathauswache, doch auch bei Müllabfuhr, Restaurant und Gärtnerei war der Andrang groß. Einige Kinder müssen im letzten Moment umsatteln, weil sie für ihren Traumjob noch nicht gut genug lesen, schreiben und rechnen können. Ein kleiner Bub in der Schlange hat hingegen keine Eile. Auf die Frage nach seinem Berufswunsch für die nächsten Tage strahlt er: „Finanzbeamter!“ Das war er schon im Vorjahr.

Genau werden die Steuern und das Guthaben ausgerechnet. (Bild: Bissuti Kristian)
Genau werden die Steuern und das Guthaben ausgerechnet.

Überhaupt sind viele der täglich rund 900 Kinder „Heimkehrer“, sehr zur Freude der Eltern, und zwar nicht nur deshalb, weil ihre Schützlinge auf diese  Art in der Ferienwoche flexibel betreut werden (man kann zwischen 10 und 17 Uhr so lange bleiben, wie man will): Ein Vater erzählt etwa, sein Sohn habe erst durch „Rein ins Rathaus“ Taschengeld sparen gelernt.

Wie man als Politikerin Erfolg hat und beliebt wird
Dass hinter dem Spiel eine ganze Menge Ernst steckt, weiß auch Alessandra. Sie hat es letztes Jahr zur mehrfach bestätigten Vizebürgermeisterin gebracht. Gewählt wird in der Kinderstadt täglich. Die Zusammenarbeit mit dem letztjährigen Bürgermeister klappte ihrer Aussage nach bestens: Man habe sich zuerst auf die Vorgehensweise geeinigt und dann gemeinsam am Erreichen der Ziele gearbeitet. Das größte Problem ihrer Amtszeit war, dass niemand im Tourismus arbeiten wollte. Sie reagierte mit einer außertourlichen Lohnerhöhung und einer Werbekampagne – mit Erfolg.

Die Kinderstadt hat eine Verfassung mit 15 Artikeln. Bis hin zu Grundrechten, Verordnungen, Volksbegehren und dem Gesetzgebungsprozess ist darin alles geregelt. Politikerberufe seien in der Kinderstadt allerdings „nicht so beliebt, weil man da doch viel tun muss“, erzählt Alessandra. Immerhin aber setzte sie sich gegen sechs Konkurrenten durch. Ihr Erfolgsgeheimnis? „Man muss wirklich aktiv zu allen hingehen und ihnen ehrlich sagen, wofür man steht. Dann wird man auch gewählt.“

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