"Ins Positive gekippt"

Experten sehen baldige Erholung der Konjunktur

Wirtschaft
20.12.2012 15:20
Österreich hat das Konjunkturtief bereits jetzt im vierten Quartal erreicht und kann mit einer langsamen Erholung im ersten Halbjahr 2013 sowie einer beschleunigten Aufwärtsbewegung im zweiten Halbjahr rechnen. Eine Rückkehr auf längerfristig gewohnte Wachstumsraten werde es aber erst 2014 geben, erklärte IHS-Chef Christian Keuschnigg am Donnerstag bei der Vorlage der neuesten Prognose. Die Stimmung in ganz Europa und in Österreich sei "ins Positive gekippt", meinte auch Wifo-Chef Karl Aiginger.

Ab dem Jahreswechsel erwarten die Experten eine Wende, allerdings bremsen die Unsicherheit über die Euro-Schuldenkrise sowie das schwache internationale Umfeld die Wirtschaftsentwicklung. Für 2013 rechnen Wifo und IHS mit 1,0 bzw. 0,8 Prozent realem BIP-Plus für Österreich, 2014 sollte sich dann nach Ansicht beider Institute das Wachstum auf 1,8 Prozent beschleunigen. Heuer legt das BIP nur um bescheidene 0,6 bis 0,7 Prozent zu, glauben die Institute.

Nach der Krise müsse sich Österreich mit 1,7 bis 1,8 Prozent auf allgemein niedrigere BIP-Zuwachsraten einstellen gegenüber den zwei bis 2,5 Prozent davor, so Aiginger. "Besondere Maßnahmen" seitens der Wirtschaftspolitik - Stichwort Konjunkturpakete - seien aber dennoch nicht erforderlich, betonte Keuschnigg. Die Regierung solle lieber am Ziel eines Schuldenabbaus festhalten.

Experten warnen vor "Wahlzuckerln"
Angesichts des "Superwahljahres" 2013 warnen Aiginger und Keuschnigg die Politik vor budgetären "Wahlzuckerln". Aiginger meint damit die Bedienung einer "bestimmten Klientel, die laut schreit", ohne dass es sich dabei um sinnvolle Zukunftsinvestitionen handelt. Man sollte solchen "Versuchungen nicht erliegen", sagte Keuschnigg dazu.

Das IHS erwartet für heuer eine Defizitquote (laut Maastricht) von 3,1 Prozent des BIP, für 2013 dann 2,6 Prozent und für 2014 schließlich 1,5 Prozent. Das Wifo rechnet für heuer mit einem negativen Finanzierungssaldo des Gesamtstaates von ebenfalls 3,1 Prozent, für 2013 werden 2,6 und für 2014 dann 2,0 Prozent des BIP angenommen.

Strenge Regeln bei Spekulation begrüßt
Keuschnigg begrüßt das Ziel strengerer Veranlagungsregeln als Lehre aus der Salzburger Finanzaffäre. Es bestehe jedoch immer die Gefahr, dass gegen Regeln verstoßen wird, man könne also nur das Risiko minimieren, gab er zu bedenken. Auch Aiginger bezeichnete es als positiv, dass die Bedingungen für derartige Finanzgeschäfte von Gebietskörperschaften "verschärft und mehr Kontrollen kommen" sollen, um unerwünschte Spekulationen hintanzuhalten. Eine "relative Zentralisierung" wäre hier "von Vorteil". Grundsätzlich sei es aber schwierig, zwischen "Spekulationen" und "notwendigen, sinnvollen Absicherungsgeschäften" zu unterscheiden.

Trotz neuer Beschäftigungsrekorde - und obwohl der heimische Arbeitsmarkt "eine österreichische Erfolgsstory ist" (Keuschnigg) - wird die Arbeitslosenquote leicht steigen und 2013 und 2014 hoch bleiben - laut Eurostat-Definition bei 4,6 Prozent (nach heuer 4,3 Prozent) bzw. nach nationaler Rechnung bei 7,4 Prozent (nach 7,0 Prozent). Seit der Krise wurden in Österreich zwar laut Wifo 150.000 neue Jobs geschaffen, dennoch dürfte es 2013/14 im Jahresschnitt gut 280.000 Arbeitslose geben, mit Schulungen sogar 350.000.

"Katastrophe, wenn 25 Prozent nicht richtig lesen können"
Österreich müsse trachten, dass der Arbeitsmarkt für künftige Konjunkturabschwächungen "robuster" dasteht, verlangte Keuschnigg und riet zu mehr Forschungsaktivitäten sowie einer besseren Eigenkapitalausstattung der Firmen. Aiginger sagte, wenn 50 Prozent der heimischen Wirtschaftsleistung durch den Staat umdirigiert würden, müsse mehr Platz für Zukunftsinvestitionen sein: "Wenn 25 Prozent nach der Schule nicht richtig lesen können, ist das die wahre Katastrophe."

Die Inflation sollte durch die schwache Welt-Konjunktur und die deshalb gedämpfte Energie- und Rohstoffpreisentwicklung auch in Österreich zurückgehen. Nach 2,4 (Wifo) bzw. 2,5 Prozent (IHS) heuer sollte die Teuerungsrate nächstes Jahr auf 2,1 bzw. 1,8 Prozent sinken und 2014 bei etwa 2,0 oder 1,9 Prozent liegen, nehmen die Institute an.

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