Retrospektive

Fotografien als großes Kino in der Albertina

Kunst
29.05.2024 19:35

Ein Fotograf wie ein Filmregisseur: Die Albertina würdigt den außergewöhnlichen US-Künstler Gregory Crewdson in einer Retrospektive.

(Bild: kmm)

Es wirkt fast so, als ob ein ganzer Film in einem einzigen Bild ablaufen würde. „Single-Frame-Movies“, Ein-Rahmen-Filme, nennt der Fotograf Gregory Crewdson seine künstlerischen Werke daher auch. Und wie ein Filmregisseur geht er seine aufwendigen Inszenierungen an. Monatelange Planung steckt hinter den großformatigen Fotos. Sie entstehen unter Mitwirkung von bis zu Hunderten Personen aus Casting-, Kostüm-, Technik- und Art-Departments.

Die amerikanische Kleinstadt wird ihm dabei zur Kulisse für mysteriöse Szenen zwischen Fakt und Fiktion, für eine bildliche Seelenerkundung von Abgründen, Ängsten und Einsamkeit.

In der berühmten Serie „Twilight“ wird der Mensch wird mit unerklärlichen Phänomenen konfrontiert. (Bild: The ALBERTINA Museum, Vienna – Permanent loan, Private Collection © Gregory Crewdson)
In der berühmten Serie „Twilight“ wird der Mensch wird mit unerklärlichen Phänomenen konfrontiert.
Sozialer Niedergang der Gesellschaft jenseits des amerikanischen Traums: die Serie „Cathedral of the Pines“ (Bild: The ALBERTINA Museum, Vienna – Permanent loan, Private Collection © Gregory Crewdson)
Sozialer Niedergang der Gesellschaft jenseits des amerikanischen Traums: die Serie „Cathedral of the Pines“
Für seine jüngste Serie „Eveningside“ ließ sich Crewdson von der Bildsprache des Film Noir inspirieren. (Bild: The ALBERTINA Museum, Vienna – Courtesy of the Artist © Gregory Crewdson)
Für seine jüngste Serie „Eveningside“ ließ sich Crewdson von der Bildsprache des Film Noir inspirieren.

Das Dunkle und Unheimliche freilegen
Dass vieles dabei an David Lynch erinnert, ist kein Zufall. Der Kultregisseur ist eine der Inspirationsquellen Crewdsons. Dessen Film „Blue Velvet“ habe ihn in seinen Studententagen definiert, gestand er einmal in einem „Spiegel“-Interview. Es habe ihn tief bewegt, „wie der Film die amerikanische Umgangssprache benutzt, um etwas Dunkles und Unheimliches freizulegen“.

Auch sein Vater, ein Psychoanalytiker in Brooklyn, hatte großen Einfluss auf seine Arbeit. „Psychiater haben eine gewisse Distanz zur Welt und gleichzeitig eine gewisse Empathie. Was ich von meinem Vater übernommen habe, war diese Kombination aus Distanz und Intimität. Meine Bilder zeigen intime Momente, aber aus der Entfernung“, so Crewdson.

Eine Schau, wie es sie noch nie gegeben hat
Eine Schenkung von 182 Werken des 1962 geborenen Fotografen war nun Ausgangspunkt der  „Gregory Crewdson Retrospektive“ in der Albertina. „Wir zeigen neun Serien, von den Anfängen in den 1980er-Jahren bis in die Gegenwart. So eine komplette Zusammenschau hat es noch nie gegeben“, so Kurator Walter Moser. Von der Serie „Early Work“ aus den 80er-Jahren, die noch an klassische Dokumentarfotografie erinnert, über „Twilight“, in der Menschen mit unerklärlichen Phänomenen konfrontiert sind, bis hin zur jüngsten Reihe „Eveningside“ in der Bildsprache des Film noir. Großes Kino sind sie allesamt.

Die Ausstellung ist bis 9. September in der Albertina in Wien zu sehen. 

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