Nostalgie-Rückblick

„Das Lindenstadion war eine echte Institution“

Die Fußball-Anlage des SC Eisenstadt war früher legendär und fast schon Kult. Heute ähnelt der ehemalige Zuschauermagnet einer Ruine. SCE-Legende Hannes Marzi erinnert sich zurück. Und der bestehende Verein liebäugelt mit einer neuen, eigenen Heimstätte.

Zwischen tausenden Fans vorbeidrängeln, um für eine Stadionwurst – oder einer damals legendären „Knacker“ – anzustehen. Während es „SCE forever“ aus den Lautsprechern tönte. Der Hauptstadtklub war 13 Jahre in der österreichischen Fußball-Elite daheim, sein Stadion fast schon Kult. Heute verläuft sich alles in musealen Erinnerungen. Vor allem der Verfall der Anlage im Schlosspark tut SCE-Legenden wie etwa Hannes Marzi im tiefsten Herzen weh.

Das Lindenstadion ähnelt heute einer Ruine. (Bild: Judt)
Das Lindenstadion ähnelt heute einer Ruine.
SCE-Legende Hannes Marzi erinnert sich an glorreiche Zeiten. (Bild: Wolfgang Haenlein)
SCE-Legende Hannes Marzi erinnert sich an glorreiche Zeiten.

„Das trifft mich emotional schon sehr, um ehrlich zu sein. Das Lindenstadion war eine echte Institution in Österreich, mit einem einzigartigen Ambiente. Das man so kaum noch irgendwo findet“, sagt der ehemalige Stürmer des SC Eisenstadt. Der 1982 zum Verein kam und von den Eindrücken überwältigt war. „Das war überragend, auch die Bundesliga-Erlebnisse. Einfach grandios. Ich erinnere mich heute noch liebend gern daran zurück.“
Wenger, Henry und Co.
Viel mehr bleibt Marzi und Co. auch nicht mehr über. Denn das Lindenstadion gleicht nunmehr seit vielen Jahren einer Ruine, ist vom Glanz der sportlichen Erfolge nichts mehr übrig. „Kaum vorstellbar, dass hier einmal Profi-Fußball gespielt wurde.“ Und es liefen – neben zahlreichen bekannten Bundesliga-Kickern – auch absolute Weltstars in der Landeshauptstadt auf. Anfang der 2000er Jahre gab sich Rapid Wien für ein Testspiel gegen Arsenal London mit Thierry Henry, Patrick Vieira und Co. die Ehre.

Auch Rapid und Arsenal geigten früher in Eisenstadt auf. (Bild: Haenlein)
Auch Rapid und Arsenal geigten früher in Eisenstadt auf.
Arsene Wenger und Josef Hickersberger bei einem kleinen „Plauscherl“. (Bild: Haenlein)
Arsene Wenger und Josef Hickersberger bei einem kleinen „Plauscherl“.

Gecoacht wurde die englische Weltauswahl vom legendären Arsene Wenger, der mit dem damaligen Trainer der Grün-Weißen, Josef Hickersberger, auch ein „Plauscherl“ abhielt. Ein Spiel als einziges Ereignis, bei dem das Lindenstadion mit rund 15.000 Zuschauern aus allen Nähten platzte, Zuschauer aus ganz Österreich zum Match pilgerten. „Das war unfassbar schön und passte perfekt zum Flair im Schlosspark“, weiß auch Ex-Eisenstadt-Kicker Edi Stössl, der für den Klub in der Regionalliga Ost auflief.

Edi Stössl (li.) kickte für den SCE in der Regionalliga. (Bild: Niko Formanek)
Edi Stössl (li.) kickte für den SCE in der Regionalliga.

 „Und es ist alles extrem schade, was da passiert ist. Ich wüsste allerdings nicht, was dagegen sprechen würde, dass hier immer noch Partien ausgetragen werden könnten. Aber offensichtlich legte man keinen Wert mehr auf den Erhalt der Anlage“, so der 64-jährige Marzi. Zumindest der Verein selbst erfuhr eine Art „Wiedergeburt“. Traditionsbewusste Funktionäre ließen den SCE – nach dessen (wirtschaftlichem) Aus 2008 – rund neun Jahre später erneut aufleben.
Neuer Sportplatz geplant
Auch wenn man sich (noch) in der sportlichen Belanglosigkeit 2. Klasse Nord aufhält, verfolgt man ambitionierte Ziele – langfristig zumindest. „In rund zehn Jahren wollen wir schon wieder in der Burgenlandliga spielen. Verstärkt mit Eigenbauspielern und einer guten Basis im Nachwuchs“, sagt Obmann-Stellvertreter Christoph Brenner.
Zudem gibt’s in Sachen eigener Anlage Neuigkeiten. Die auch „eingefleischte“ Fans freuen wird. Momentan spielt man bekanntlich auf der Leichtathletik-Anlage, genauer gesagt ist man dort „Gast“. Das soll sich aber möglichst bald ändern, wie Brenner verrät.

Zitat Icon

Wir sind in guten Gesprächen mit der Stadt. In zwei bis drei Jahren peilen wir an, eine eigene Heimstätte zu haben.

Obmann-Stellvertreter des SCE, Christoph Brenner

„Wir sind in guten Gesprächen mit der Stadt. In zwei bis drei Jahren peilen wir an, eine eigene Heimstätte zu haben.“ Aus der Stadt heißt es generell zur SCE-Thematik: „Derzeit laufen etwa jährlich fast 450.000 Euro in die vielfältige Sportvereinslandschaft mit 80 aktiven Vereinen. Selbstverständlich werden wir auch bei einem Projekt des SC Eisenstadt, sobald es konkret wird, über zusätzliche Fördermöglichkeiten sprechen.“

Fakt ist: die Landeshauptstadt braucht endlich wieder eine Euphorie rund um das runde Leder. So wie damals, im altehrwürdigen Lindenstadion. Denn früher war alles besser. Zumindest im rot-goldenen Fußball.

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