Razzia bei Fahndern
Frankreich steckt im Drogensumpf
Beim Kampf gegen den ausufernden Suchtgifthandel im südfranzösischen Marseille ist nun auch die Drogenfahndung selbst zum Gegenstand einer Polizei-Razzia geworden. Zuvor waren bereits 70 Kilo Haschisch bei einer Bürgermeisterin gefunden worden.
Dieselben Szenen in der südfranzösischen Hafenstadt wie aus einer der vielen Serien, die auf Streaminganbietern angeboten werden: Doch die interne Razzia durch die Generalinspektion der Nationalpolizei in der führenden Abteilung der Kriminalpolizei von Marseille war keine Fiktion.
Die Beamten durchsuchten die Räumlichkeiten ihrer Kollegen, die gewöhnlich die größten Drogengeschäfte aufdecken und Mafia-Bossen die Handschellen anlegen. Wie die französische Tageszeitung „Le Parisien“ berichtet, fand die Razzia wegen mutmaßlichen Verstößen und Korruptionsverdacht bei der hoch angesehenen Abteilung statt. Festnahmen gab es in diesem Zusammenhang nicht.
Festnahme in Burgund
Diese gab es indes – wie berichtet – im ostfranzösischen Burgund: Bei der Bürgermeisterin von Avallon fanden Ermittler sage und schreibe 70 Kilogramm verbotenes Haschisch. Auch für zwei ihrer Brüder, amtsbekannte Drogenkriminelle, klickten die Handschellen. Sie dürften die Räumlichkeiten ihrer Schwester als Drogenbunker genutzt haben. Für die Politikerin wurde von der Staatsanwaltschaft Auxerre dennoch U-Haft verhängt.
Frankreich sagt dem Drogenhandel den Kampf an
Derzeit will Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin mit öffentlichkeitswirksamen Razzien in zahlreichen Städten den Drogenhandel eindämmen. „Unser Kampf gegen die Drogen und die Dealer ist total“, sagte der Minister. Bei den Polizeieinsätzen unter dem Namen „Place nette“ (Sauberer Platz) werden Beamte rund um die Uhr in die Problemviertel der Städte geschickt. In Marseille sprachen die Behörden kürzlich von einer Razzia im XXL-Format mit rund 900 eingesetzten Polizisten und Zollbeamten. In der Hafenstadt kamen im vergangenen Jahr 49 Menschen bei Gewalttaten im Drogenmilieu ums Leben.
Unser Kampf gegen die Drogen und die Dealer ist total.
Innenminister Gérald Darmanin
Staatsanwälte und Richter sowie Justizminister Éric Dupond-Moretti waren zuletzt mehrfach beim Thema Drogenhandel in Marseille aneinander geraten. Der Minister rügte sie, weil sie kürzlich öffentlich die Zunahme von Korruption bei Polizei und Justiz ansprachen und außerdem erklärten, dass der Krieg gegen die Drogenkriminalität in Marseille verloren gehe.
Höchster Kokainkonsum Europas
Frankreich hat den höchsten Kokainkonsum Europas und den zweithöchsten Cannabis- und Haschischkonsum, besagt ein Bericht der französischen Beobachtungsstelle für Suchtentwicklung (OFDT). Und laut der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen haben 44,8 Prozent der 15- bis 64-Jährigen in Frankreich mindestens einmal in ihrem Leben Cannabis konsumiert.









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