Salzburger helfen

Kinderarmut steigt: „Wir füllen eine Lücke“

Salzburg
25.03.2024 12:07
Kinderarmut ist nicht immer sichtbar, aber sie steigt. Jeder vierte Sozialhilfeempfänger ist keine 14 Jahre alt. Der Salzburger Verein „Kinder haben Zukunft“ hilft Familien in Not.

Kinder, die auf Matratzen auf dem Boden schlafen, mit abgetragener Kleidung zur Schule kommen und den Freunden beim Fußball zuschauen müssen anstatt selbst zu spielen: Für ein Fünftel aller Unter-24-Jährigen in Salzburg ist das Alltag. „Ich bin selbst in einem SOS-Kinderdorf aufgewachsen, ich weiß, wovon ich spreche“, sagt Alfred Pozetti (53). Der dreifache Familienvater unterstützt neben seinem „Brotberuf“ als Finanzierungsberater benachteiligte Kinder und arme Familien: Seit 2010 ist er Vorsitzender des Salzburger Vereins „Kinder haben Zukunft“.

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Viele Bedürftige wissen von den vielen Mitteln und Angeboten, die es für sie gibt, nichts. Es braucht eine einzige Webseite für die Familien mit allen Ansprechpartnern der öffentlichen Stellen mit Kontaktdaten und Links.

Alfred Pozetti, Vorsitzender des Salzburger Vereins „Kinder haben Zukunft“

Der Verein sammelt Spenden und vermittelt Paten für die Kinder, die ihnen „eine Stunde schenken und ein Eis essen gehen“. Die zwölf Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und greifen der öffentlichen Hand unter die Arme. Ihre Arbeit wird immer wichtiger, denn „tendenziell steigt die Armut“, sagt Pozetti. Wer arm ist, verfügt als Ein-Personen-Haushalt über weniger als 1392 Euro im Monat netto. Armut betrifft nicht nur Erwachsene: Jeder vierte Sozialhilfeempfänger ist keine 14 Jahre alt.

Im Unterstützungs-Dschungel fehlt Orientierung
Kommt der Staat seiner Versorgungspflicht nicht nach? „Wir füllen eher eine Lücke“, meint Pozetti. „Der Staat kann nicht alles übernehmen.“ Und von vielen Mitteln und Angeboten wissen Bedürftige nichts. Um sich im Unterstützungs-Dschungel zurechtzufinden, wäre eine zentrale Plattform wünschenswert. „Es braucht eine einzige Webseite für die Familien mit allen Ansprechpartnern der öffentlichen Stellen mit Kontaktdaten und Links“, sagt der 53-Jährige. Damit jede Familie weiß, wo sie sich mit welchem Anliegen hinwenden kann und nicht lange suchen muss.

„Als sein Vater starb, hörte er auf zu sprechen.“ 
Ein Bub ist Pozetti in 14 Jahren und tausenden Kindern am meisten in Erinnerung geblieben: „Als sein Vater starb, hörte er auf zu sprechen.“ Zwei Jahre ging das so, bis der Verein eine Reittherapie bezahlte und der Bub Pferde streichelte und plötzlich den Tieren erzählte, was er vermisst.

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