Hundeattacke von Naarn

„Ihr wurde Stück für Stück Leben herausgerissen“

Oberösterreich
07.03.2024 19:00

Drei Hunde wurden zu Mördern: Ihre Halterin fasste nach der Tragödie von Naarn 15 Monate Haft, fünf davon unbedingt. Der Anwalt von Witwer und Sohn schilderte deren Schmerz und Leid, meinte trocken: „Die Entschuldigung der Angeklagten macht es auch nicht besser.“ Den Hinterbliebenen wurde jeweils ein Teilschmerzensgeld von 20.000 Euro zugesprochen.

Ein Dutzend Kameraleute und Fotografen wuselten herum: Der Schwurgerichtssaal im Linzer Landesgericht war proppenvoll, als am Donnerstag ab 13 Uhr die Tragödie von Naarn verhandelt wurde. Alles wartete auf die Angeklagte. Eine junge Justizpraktikantin wurde irrtümlich für diese gehalten – und sofort tausendmal geknipst.

Der Prozess gegen die Hundezüchterin dauerte nur eine halbe Stunde. (Bild: Dostal Harald, Krone KREATIV)
Der Prozess gegen die Hundezüchterin dauerte nur eine halbe Stunde.

In Gerichtssaal gehuscht
Die echte Angeklagte huschte dann, begleitet von Verteidiger Philipp Wohlmacher, rasch, mit eingezogenem Kopf in den Gerichtssaal. Bleich, zusammengekrümmt, die linke Schulter hochgezogen, hockte sie in der Mitte des großen Saals. Der Einzelrichter – er legt Wert auf Anonymität – verhandelte rasch und souverän, vergaß allerdings, die Mikrofone zu aktivieren. Die Zuhörer lauschten demnach gebannt, denn so manche Äußerung war akustisch kaum zu verstehen.

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Vater und Sohn befinden sich in psychotherapeutischer Behandlung. Jede unbedachte Äußerung stößt sie wieder in jene emotionale Szenerie.

Günther Klepp, der Anwalt der Hinterbliebenen

„Sie hat sich selbst überschätzt“
Die Staatsanwältin warf der Halterin vor, dass sich diese selbst „überschätzt“ habe. Tatsächlich konnte sie die drei insgesamt 72 Kilogramm schweren American Staffordshire Terrier weder zurückhalten noch mit Kommandos stoppen, als sie gnadenlos über die Joggerin Herta A. herfielen. Die Hunde namens „Cookie“, „Peanut“ und „Elmo“ zerfleischten Kopf, Hals und Nacken der Frau, zerbissen sogar Schädelknochen. In Elmos Magen wurden später Leichenteile gefunden. Herta A. starb am Blutverlust und einer Gasembolie, verursacht durch die enormen Bisswunden.

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Die Angeklagte war weder körperlich noch durch Kommandos imstande, die Hunde unter Kontrolle zu halten.

Die Staatsanwältin in ihrem Eröffnungsvortrag

Angeklagte sagte ihr Sprücherl auf
Die Angeklagte (38) sagte, wie mit ihrem Anwalt eingeübt, ihr Sprücherl auf: „Ich übernehme die volle Verantwortung. Es ist mir auf tragische Weise nicht gelungen, die Kontrolle über die Tiere jederzeit zu behalten. Ich kann das Unglück nicht ungeschehen machen und bitte aufrichtig um Entschuldigung. Es tut mir unendlich leid.“ Fragen wollte sie nicht beantworten.

Zwischendurch gab es einen eher skurrilen Auftritt des Anwalts der Frau, der sich dafür einsetzte, dass die beiden noch lebenden Amstaff, die nun auf neuen Plätzen sind, nicht auch noch von der Behörde eingezogen und womöglich getötet werden.

„Elmo“ wurde eingeschläfert (Bild: zVg)
„Elmo“ wurde eingeschläfert

Günther Klepp, Anwalt vom Witwer der Joggerin und von dessen Sohn, sagte: „Was sich niemand von uns vorstellen kann und will, ist, welche unermesslichen Qualen das Opfer am Boden liegend durchmachen musste, als ihr Stück für Stück das Leben aus dem Leib gerissen wurde. Und auch das Leid der Hinterbliebenen will sich niemand vorstellen.“

Rechtskräftiges Urteil nach 35 Minuten
Nach 35 Minuten war das rechtskräftige Urteil klar: 15 Monate, davon fünf unbedingt für die grob fahrlässige Tötung. Der Strafrahmen hätte bis zu drei Jahre betragen. Witwer und Sohn wurden jeweils 20.000 Euro Teilschmerzensgeld zugesprochen. Sie benötigen dauernd Psychotherapie. Die Halterin ist in der Psychiatrie.

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