Wie „junggeblieben“ darf ein Minister auftreten? Wenn Politiker zielgruppenorientiert die Bevölkerung informieren wollen, gelingt das manchmal besser, manchmal aber auch schlechter. Im aktuellen Versuch dürfte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen sein.
Ob es wirklich zielführend ist als Politiker der sogenannten Boomer-Generation, exzessive Jugendsprache zu verwenden, darf angesichts des neuen Kommunikationsversuchs des Ministers wohl bezweifelt werden. „Hallo meine Mäuse, ich bin‘s der Gesundheitsminister eurer Träume“, begrüßt er in dem Video, das die „Wiener Zeitung“ am Mittwoch auf Instagram veröffentlicht hat, sein Publikum. Untermalt mit einem Maus-Emoji über seinem Gesicht.
„Will euch warnen vor Goofy Zecken“
Sein Ansinnen ist dabei durchaus positiv–ruft der grüne Minister dabei doch dazu auf, sich gegen FSME impfen zu lassen. Dass er dabei in erster Linie Teenager ansprechen will (deren Durchimpfungsrate durch die Schulimpfaktionen ohnehin meist recht hoch ist), macht er auch mit seiner weiteren Wortwahl klar: „Ich will euch warnen vor Goofy Zecken, Wir gehen uns jetzt den Impfjuice checken.“
Doch damit nicht genug: „Zeckenimpfung auf Lock, auf FSME haben wir keinen Bock“, reimt er weiter. Die Frage, ob er sich denn vor Zecken fürchte, verneint er logischerweise – er sei schließlich aufgefrischt geimpft und deshalb „safe“. Ganz textsicher zeigt sich der Minister dabei aber nicht – immer wieder muss er die Formulierungen offensichtlich von einem Zettel ablesen.
In Österreich ist die Durchimpfungsrate gegen Zecken mit 85 Prozent eher niedrig - viele Menschen sind dabei nicht ausreichend über die Gefahren von Zeckenbissen informiert. Die Impfung ist jedoch wichtig, da Zecken verschiedene Krankheiten wie FSME und Borreliose übertragen können, die schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben können. Eine höhere Impfrate könnte das Risiko von Zeckenbissen und die Verbreitung dieser Krankheiten reduzieren.
Impfskepis - Seitenhieb auf FPÖ
Warum die Aktion? Man wolle mit Aufklärungskampagnen die Impfmüdigkeit oder auch die Impfskepsis im Land bekämpfen, meint der Minister in dem Video. Und er hat dafür auch einen Schuldigen parat: „Wir haben vor allem nach Corona einen Effekt, dass durch die Desinformation, die vor allem von der FPÖ betrieben wird, Menschen vom Impfen abgehalten werden“, so Rauch.
Wie erfolgreich dieser Versuch, die Menschen zur Auffrischung zu bringen sein wird, muss sich wohl erst zeigen. Ein Blick auf die vergangenen Impfkampagnen gegen Corona oder die Grippe zeigt jedenfalls, dass diese Versuche mäßig erfolgreich waren. So ist die Impfquote bei der Grippe zuletzt sogar gesunken – Österreich hinkt damit auch im internationalen Vergleich weit hinterher.
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