Verhandlungen wertlos?

Selenskyj fährt nach Beleidigungen nach Hause

Außenpolitik
15.05.2025 16:23

Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Donnerstag nur ein Verhandlungsteam aus der dritten Reihe zu Friedensgesprächen mit der Ukraine in die Türkei entsandt. Damit ignorierte er Wolodymyr Selenskyjs Forderung, selbst am Tisch Platz zu nehmen. Der ukrainische Präsident zog nun die Konsequenzen.

Die kalkulierte Abwesenheit des Kremlchefs warf ohnehin Zweifel an den Erfolgsaussichten der Gespräche auf – den ersten seit den frühen Kriegswochen im März 2022. Ob es nun zu Verhandlungen in Istanbul kommt, ist nicht bekannt. Bisher gab es ausschließlich Verwirrung um den Termin.

Der Kreml beschimpfte Selenskyj bereits im Vorfeld als „Clown“, weil er sich erdreistete, die Anwesenheit Putins einzufordern. Falls die Gespräche am Nachmittag starten, lässt sich nun auch der ukrainische Präsident durch eine Delegation vertreten, teilte ein Regierungsvertreter gegenüber der Nachrichtenagentur AFP mit.

Verteidigungsminister Rustem Umjerow übernimmt. Die Ukraine sei „aus Respekt“ vor dem Gastgeber Türkei und den Mittelsmännern aus den USA gewillt, an dem Termin festzuhalten und an einem Frieden zu arbeiten. „Russland hat heute mit der Entsendung einer Delegation niederen Ranges erneut gezeigt, dass es den Krieg nicht beenden will. Darüber hinaus zeugt ein solches russisches Vorgehen von Respektlosigkeit – gegenüber der Welt und allen Partnern“, offenbarte Selenskyj nach dem Treffen mit Erdogan in Ankara trotzdem seinen Frust.

An Diktator Putin gerichtet sagte er auf die Frage eines Journalisten, ob er eine Nachricht an den Kremlchef habe: „Ich bin hier! Ich denke, das ist eine deutliche Nachricht.“ Zur Erinnerung: Putin selbst schlug das Treffen vor, rechnete aber nicht damit, dass Selenskyj tatsächlich auftauchen würde. 

Russland betonte nun, die Delegation sei in Istanbul und bereit für ernsthafte Arbeit. Der Ukraine wurde vorgeworfen, „eine Show um die Verhandlungen zu inszenieren“. Auf die Frage, ob Putin zu einem späteren Zeitpunkt an den Gesprächen teilnehmen würde, antwortete Kremlsprecher Dmitri Peskow: „Welche Art von Beteiligung weiter erforderlich sein wird, auf welcher Ebene, ist jetzt zu früh zu sagen.“

Geschichtsfälscher leitet Kreml-Delegation
Zugleich gab Russland bekannt, seine Streitkräfte hätten zwei weitere Siedlungen in der ostukrainischen Region Donezk eingenommen. Eine Sprecherin des russischen Außenministers Sergej Lawrow erinnerte Reporter an dessen frühere Äußerung, dass die Ukraine „ohne eine Vereinbarung zur Beendigung der Kämpfe kleiner werde“.

Die russische Delegation in Istanbul wird von Präsidentenberater Wladimir Medinski geleitet, einem ehemaligen Kulturminister, der die Überarbeitung von Geschichtsbüchern überwacht hat, um Moskaus Darstellung des Krieges widerzuspiegeln. Zu seinem Team gehören ein stellvertretender Verteidigungsminister, ein stellvertretender Außenminister und der Leiter des Militärgeheimdienstes. Wichtige Mitglieder, darunter Medinski, waren an den Gesprächen 2022 beteiligt, was darauf hindeutet, dass Moskau dort fortfahren möchte, wo man aufgehört hat.

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