„Krone“-Interview

Popband Air: „Wir haben Klassiker geschrieben“

Musik
07.03.2024 09:00

Mit ihrem Debütalbum „Moon Safari“ haben die französischen Filigran-Elektroniker Air 1998 Musikgeschichte geschrieben. Zum verspäteten Jubiläum sind sie auf großer Tournee und revitalisieren die Sehnsucht nach besseren Zeiten. Bandhälfte Nicolas Godin stand uns im Wiener Konzerthaus Rede und Antwort.

(Bild: kmm)

Seit den Coronajahren haben viele so ihre Probleme mit der richtigen Zeiteinordnung. Der französischen Kultband Air und ihrer Plattenfirma geht es ähnlich. Das legendäre Downtempo/Chillout-Kultalbum „Moon Safari“ feierte eigentlich schon 2023 das 25-Jahre-Jubiläum. Die ausgiebige Tour und das neue Re-Release-Vinyl mit Remix-Songs und Demoaufnehmen erscheint aber erst heuer. Sei es drum–wichtig ist, dass Nicolas Godin und Jean-Benoît Dunckel überhaupt wieder live unterwegs sind. In Österreich war das vor dem gefeierten und über Monate ausverkauften Gig im Wiener Konzerthaus zuletzt 2010 der Fall–im Zuge des verblichenen Jazz Fest Wien in der Staatsoper. Mit der Mischung aus „Moon Safari“ und einem Best-Of-Set kommen die beiden wortkargen Hobby-Astronauten am 23. Juli auch noch in die Wiener MetaStadt–da bekommen dann auch jene Fans ihre Chance, die beim dürren Kartenroulette diesmal leer ausgingen.

Mit „Moon Safari“ erfüllten sich die beiden Klangtüftler aus Versailles einst nicht nur selbst einen retrofuturistischen Traum, man traf damit den damaligen Prä-Millenniums-Zeitgeist wie niemand sonst. Kurz nach den Ausläufen der rüpelhaften Britpop-Szene und vor dem Beginn des bis heute anhaltenden globalen Stimmungsuntergangs, startend mit 9/11, kreierten die beiden introvertierten Freigeister eine auf Albumlänge gegossene Musik zum Träumen, Schwelgen und Versinken. „Moon Safari“ hat auch den „Test Of Time“ überstanden, klingt ein Vierteljahrhundert später noch immer nicht angestaubt und beamt alte Fans und neue Interessierte in eine wohlige Nostalgiewolke, die frei von Kriegen, Terror und Social-Media-Radikalität erstrahlt. Godin erinnert sich im ausführlichen „Krone“-Interview zurück und spricht auch über die Tücken des plötzlichen Ruhms, warum eine künstlerische Beziehung Spannungen beinhalten muss und weshalb er sich selbst in näherer Zukunft als gemütlichen Bonvivant sieht.

„Krone“: Nicolas, es ist kaum zu glauben, aber wahr – die Tour zum verspäteten 25-Jahre-Jubiläum eures 1998er-Kultwerks „Moon Safari“ ist tatsächlich die erste, bei der ihr dieses Werk in seiner Gänze präsentiert …
Nicolas Godin:
Absolut korrekt. Wir dachten uns immer, dass wir dieses Album live nicht in würdevoller Art und Weise umsetzen könnten. Es ist sehr heikel und besteht aus unheimlich vielen kleinen Elementen und vielen Details, die auf der Bühne schnell untergehen und den Songs den Charme nehmen könnten. Wir hatten Gastsänger und verschiedene Arrangements und wussten nicht, was wir damit live machen sollten. Außerdem haben wir das Album extrem stark beworben und wurden ein bisschen müde. Es war einfach nicht mehr die Art von Musik, die uns gefiel und wir haben bewusst ganz andere Ufer angesteuert. Nach all den Jahren haben wir die Magie des Albums aber wiederentdeckt und wollten es nun umsetzen. Ich will mich nicht mit klassischen Musikern vergleichen, aber wir hatten immer denselben Ansatz, wenn wir komponierten. Auch bei den Alben „The Virgin Suicides“ und „10 000 Hz Legend“. Die Tracklist wurde immer genau austariert, jedes kleine Detail hatte seinen Platz. Es gab einfach zu viele Hürden, über die wir immer hätten stolpern können.

Ihr konntet Ende der 90er-Jahre auch nicht damit rechnen, was für ein Eigenleben „Moon Safari“ später entwickeln würde.
Nicht einmal im Ansatz, wir haben das Album ausschließlich für uns selbst gemacht. In Paris gab es eine gute elektronische Szene und solange unsere Freunde mit der Musik glücklich waren, waren es auch wir. Wir haben 12-Inches gemacht und nicht weit über die Stadtgrenzen hinaus gedacht. Als ich das allererste Mal ein Exemplar von „Moon Safari“ in der Hand hatte, war ich überglücklich. Wir hatten ein Album fertig. Für mich hätte es das auch sein können. Ich konnte mir nicht vorstellen, noch mehr zu erreichen.

Ist es wirklich so, dass ihr dem Album im Endeffekt weitaus weniger Liebe entgegenbringt als Millionen von Menschen, die in dieses Werk reingekippt sind?
Ganz am Anfang war es noch anders, aber die Werbemaschinerie für das Album war unglaublich. Wir haben sechs Monate lang nur Interviews gegeben und über dieses Album gesprochen, es hat dann gereicht. Wir wollten bewusst etwas ganz Anderes machen und haben uns deshalb radikal verändert. Das war aber auch immer das Ziel von Air. Jedes Kapitel sollte sein eigenes Leben haben.

War das auch der Grund, dass ihr das Album nie ganz aufgeführt habt?
Mitunter ja. Bei der ersten Tour hatten wir „Moon Safari“-Songs in der Setlist, aber wir haben sie so verändert, dass die Leute im Publikum sie nicht wiedererkannt haben. Für uns war das ein Statement, um uns davon zu lösen, aber man kann nicht sein ganzes Leben lang mit so einer Einstellung durch die Welt gehen.

Das ist der Fluch des Musikers – man will selbst immer weitergehen, die Fans bleiben aber gerne dort stehen, wo sie sich in die Band verliebt haben.
Das ist das musikalische Stockholm-Syndrom. Es ist ein Luxus, daran zu leiden, aber es kann auch schwierig sein. (lacht)

Gab es einen speziellen Moment, wo ihr euch die Jubiläumstour ernsthaft überlegt habt? Oder wo „Moon Safari“ für euch allgemein wieder einen Schwenk ins Positive genommen hat?
Das Album ist für viele Menschen ein Teil ihres Lebens und ihrer Kultur. In England kommt kaum ein Pub ohne einen Song dieses Albums aus, das ist absolut verrückt. Bei jedem Konzert kommen Leute, die etwas ganz Persönliches und Besonderes mit dem Album verbinden. Das Album gehört den Hörern genauso wie uns selbst. Ich weiß selbst, wie wichtig mir Musik als 16- oder 17-Jähriger war. Diese Musik bleibt dir für dein ganzes Leben, auch wenn sie sich verändert. Ich habe damals ein Jahr lang dasselbe Album gehört, dieselben zehn Songs. Heute haben die Teenager die gesamte Musik der Welt auf ihrem Smartphone in der Hosentasche. Das ist natürlich schön, aber niemand stürzt sich mehr so leidenschaftlich in ein Album und bleibt lange dabei. Musik ist viel zu schnelllebig geworden.

Frankreich hatte immer eine sehr pulsierende und vielseitige Elektronikszene. Gab es damals in den 90er-Jahren auch viel Wettbewerb untereinander?
Es war bei uns nicht so wie in der Britpop-Szene, wo sich alle gegenseitig gehasst haben. (lacht) Natürlich herrschte Wettbewerb, aber immer voller Respekt und in aller Freundschaft. Wir haben heute noch sehr viel Kontakt untereinander und sind alle miteinander befreundet. Es herrscht eine schöne Verbindung zwischen uns allen.

Wie fühlt es sich für dich ein, ein integraler Bestandteil der Popmusik-Geschichte zu sein?
Das ist der Traum eines Kindes und es gibt kaum etwas, was darübersteht. Ich habe von klein auf nie an Rock, Rap oder sonst etwas gedacht. Ich wollte immer Musik machen, die ein Teil der Welt ist und von der Welt verstanden und gemocht wird. Mit Liedern auf Französisch ist es schwer bis unmöglich, international erfolgreich zu sein. Wir haben instrumentale Musik gemacht und wurden international erfolgreich, wie Jean-Michel Jarre schon vor uns. Ich kann es heute noch nicht ganz glauben, dass wir es so weit geschafft haben. Da war auch viel Glück dabei.

Sehr viele Künstler haben den großen Wunsch, Musik zu erschaffen, die zeitlos ist. „Moon Safari“ ist das zu Ton gewordene Beispiel dafür, wie das in der Realität gelingen kann. Siehst du das Album kompositorisch als ungeplante Meisterleistung?
Es war immer unsere Obsession, etwas Zeitloses zu kreieren. Wenn ich heute etwa die Drumspuren höre, weiß ich genau, von wann sie waren und wie sie damals entstanden sind – etwa beim Song „Sexy Boy“. Einfach unvergesslich. Ich habe Musik anfangs immer in meinem Schlafzimmer komponiert, und jedes Mal, wenn ich das Radio eingeschalten habe, bin ich verzweifelt. Ich schaffte es nie, Musik fürs Radio zu kreieren und wusste nicht, wie ich damit je Leute erreichen könnte. Da ich keine Hits schreiben konnte, musste ich also Klassiker schreiben. (lacht) Möglicherweise liegt das Geheimnis von zeitlosen Songs wirklich darin begraben.

Jeder Musikliebhaber kennt Air und noch mehr kennen Songs von euch, ohne sie direkt und schnell mit euch als Personen in Verbindung zu setzen. Wie glücklich bist du darüber, so viel Erfolg gehabt zu haben, ohne dem Ruhm eines Justin Bieber oder Mick Jagger ausgesetzt zu sein?
Egal, ob Daft Punk, Chemical Brothers, Massive Attack, Portishead oder wir - wir waren in erster Linie alle Produzenten und Soundtüftler und keine Künstler. Die Plattenfirmen haben uns zu Künstlern gemacht, weil sie uns verkaufen wollten. Ich liebte das Studio, das Schrauben an Songs und Instrumenten. Wir waren nicht David Bowie, sondern einfach nur Diener der Musik. Niemand suchte das Rampenlicht. Es war auch keiner von uns extrovertiert und noch bis heute fühle ich mich eingeschüchtert, wenn ich Fotos machen muss oder zu Fotoshootings geladen bin. Die Labels wollten aus Produzenten Künstler im Rampenlicht machen. Zu einem gewissen Teil gelang es ihnen, aber wir haben uns immer so gut es geht dagegen verwehrt.

Bist du insgeheim glücklich darüber, dass euer Ruhm in der Zeit florierte, wo Social-Media-Plattformen erst entwickelt und noch nicht global verwendet wurden?
Aber sowas von glücklich. (lacht) Alleine, wenn ich schon an das Wort Ruhm denke, kriege ich Angstzustände. Jede TV-Sendung war früher eine Qual und wir haben ein paar Mal mit wirklich berühmten Menschen gearbeitet. Der absolute Albtraum. Schon alleine, ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich für jeden Schritt in die Öffentlichkeit kostümieren müssen. Du liegst am Strand, isst im Restaurant oder spielst Golf – und überall knipsen die Fotoapparate. Wir spielten einmal mit Charlotte Gainsbourg. Sie war mit ihrem Sohn unterwegs und die Paparazzi folgten ihr auf Schritt und Tritt. Um nichts in der ganzen Welt hätte ich mit ihr tauschen wollen. Was hilft dir der Ruhm, wenn du nicht einmal in Ruhe eine Runde schwimmen gehen kannst? Ich bin ein Typ, der im Studio lebt. Das ist meine Berufung.

Musiker sind nie mit ihren Songs und Alben zufrieden. Würdest du ein Vierteljahrhundert später viel an „Moon Safari“ ändern?
Heute nicht mehr, aber jahrelang haben mich die überlauten Bassspuren gestört. Wir haben das Album damals nach der Ochsen-Promotour sogar noch einmal neu aufgelegt, weil wir das Mastering relativ schnell adaptiert haben. Ich habe das Album aber irgendwann weggelegt und nie mehr hineingehört, um inneren Frieden zu finden. Heute, nach all den Jahren, ist mir das absolut egal und ich bin sehr glücklich mit dem Werk. Ich war früher ein wesentlich schlimmerer Perfektionist. Wir sagen in Frankreich immer: Das Bessere ist der Feind des Guten. Auf „Sexy Boy“ singe ich total schräg und verstimmt, aber hätten wir es angepasst und wäre es geradlinig gewesen, hätte der Song seinen ganzen Charme verloren. Es hat alles seinen Grund.

Musst du im Endeffekt immer deinen inneren Perfektionisten bekämpfen?
Die ganze Zeit, aber das ist als Künstler wohl nicht anders möglich.

Was haben die Arbeit an „Moon Safari“ und das Album selbst schließlich mit dir und Jean-Benoît Dunckel als Partner, Kollegen und Freunde gemacht?
Es ist sehr kompliziert. Wir machen gemeinsam Musik, weil wir komplett gegensätzlich sind. Dadurch entstehen oft große Spannungen, was für eine Band aber wichtig ist. Du willst und sollst niemals mit deinem besten Freund eine Band haben, denn du bist ihm viel zu ähnlich und dann wird die Musik nicht interessant. Wenn man immer derselben Meinung ist, führt das zu nichts. Bei Festivals habe ich meist Bands gesehen, wo es Backstage große Spannungen gab. Das Gegenteil sind Phoenix, die sind wie fünf Finger auf einer Hand und genießen ihre große Freundschaft. Ein seltener Fall.

Spannungen können fruchtbar sein. Spannungen führen zu Entscheidungen und im besten Fall dazu, dass man stets das Bestmögliche aus sich selbst hervorkehrt.
Man muss das Gegenteil des anderen sein. Bin ich weiß, musst du schwarz sein. Alles andere macht in der Musik keinen Sinn. Das Zusammenstellen von Setlists kann ein verdammter Albtraum sein. Wenn Manager des einen Künstlers mit den anderen verhandeln, welcher Song von wem wo im Livekonzept landet – da spielen sich oft regelrechte Dramen ab. (lacht) Gott sei Dank kann uns das egal sein, weil sich die Setlist auf dieser Tour von selbst ergibt.

Zumindest der „Moon Safari“-Teil. Für die zweite Hälfte, das Best-Of, musstet ihr euch dann ja doch wieder zusammenraufen …
Okay, das ist natürlich wahr.

Sind diese Spannungen der Grund, warum es seit mittlerweile zwölf Jahren kein neues Air-Studioalbum mehr gibt?
Es geht mehr um die Frage, ob neue Musik an die Klasse der älteren herankommen könnte. Ich bezweifle das stark. Meiner Ansicht nach hat jede Band zehn Jahre. In Frankreich gibt es zum Beispiel kaum einen Modedesigner, der nach zehn Jahren noch einen aktuellen Wert hatte. In der Musik ist es ähnlich. Ich kenne keinen Act, der nach den ersten zehn Jahren je wieder an die Qualität dieser Zeit herankam. Wir könnten natürlich ein neues Album schreiben und produzieren, aber ich bezweifle sehr, dass das Momentum auf unserer Seite wäre. Ich bin ein Riesenfan von Kraftwerk oder David Bowie, aber auch sie haben in den ersten zehn Jahren alles gesagt, was man wissen muss. Wir haben unsere wichtigsten Alben bis 2005 geschrieben. Wir haben es aber gut, essen gemeinsam, touren gemeinsam und verbringen sehr viel Zeit miteinander, wenn wir auf Tour sind. In der Musik haben wir Air aber ein bisschen auserzählt. Man kann natürlich niemals nie sagen, aber wir haben kein weiteres Album geplant.

War es für euch anfangs schwierig, dieser Jubiläumstour zuzusagen, weil ihr als Kreative in der Gegenwart und auch in der Zukunft lebt, nicht aber in der Vergangenheit?
Wir waren die ganze Zeit auf Tour, bis die Pandemie eintrat. Wir waren davor alle drei bis vier Jahre unterwegs und dann war es plötzlich vorbei. Das hat unseren typischen Rhythmus gebrochen und selbst nach der Pandemie hatten wir nicht ans Livespielen gedacht. Wir waren immer in einem Zyklus, den wir zwar lustig fanden, der sich aber auch irgendwann verselbstständigte. Das war wohl auch der Grund, warum wir diese lange, gut sechsjährige Livepause genossen haben. Die Magie des Albummachens ist heute nicht mehr gegeben, weil die Konsumation der Musik und die Streaminganbieter diese Mystik zerstörten. Zu „Moon Safari“-Zeiten war es spannend, ein Album zu machen, heute überlegen sich viele gar kein Konzept mehr. Wenn wir aber auf die Bühne gehen, dann ist diese Magie in der Musik noch immer gegeben. Die Konzerte haben heute die Magie, die früher das Albumkreieren aus uns hervorholte.

Könntest du als begnadeter Soundtüftler, Musiker und Produzent nicht auch ohne das Livespielen leben?
Im Prinzip schon, aber diese Frage solltest du mich wahrscheinlich in eineinhalb Jahren fragen, wenn die gesamte Tour vorbei ist und ich völlig ermattet bin. Ich freue mich auch auf die Open-Air-Shows im Sommer, weil unser Space-Sound sehr gut dazu passt.

Auch wenn Österreich international ein kleiner Markt ist, aber wart ihr anfangs nicht auch von G-Stone Recordings, Kruder & Dorfmeister und Co. inspiriert?
Definitiv. Die Trip-Hop-Szene war wichtig, aber mich hat auch die Klassik immer begeistert. Mozart, Karajan und andere. Ich bin auch immer wieder mal in Österreich, um klassische Konzerte zu sehen. Ich war letzten Oktober privat im Konzerthaus zu Gast und habe mir einen Cellisten angesehen, der Stücke von Claude Debussy intoniert hat. Der Sound war fantastisch, aber ich habe von meinem Platz aus leider zu wenig gesehen. Wenn ich mir ein klassisches Konzert oder ein großes Jazzkonzert anschaue, dann will ich jeden Musiker und jedes Instrument möglichst genau sehen. Ich besuche andauernd klassische Konzerte, wenn ich die Zeit dafür habe.

Das letzte Wien-Konzert vorm heurigen Doppelschlag datiert aus dem Jahr 2010. Im Zuge des damals noch existenten Jazz Festes wart ihr in der Staatsoper zu Gast …
Das werde ich nie vergessen, einfach verrückt. Ich frage mich heute noch, was wir dort gemacht haben. War das ein Fehler? Die Geschichte der Wiener Staatsoper ist unglaublich. Ich liebe Österreich und ich liebe es, hier zu spielen.

Macht es für dich einen elementaren Unterschied, in welcher Location du deine Musik zum Besten gibst?
Ich war schon als Kind beeindruckt von den Prunksälen, die in vielen Orten Europas mit klassischer Musik einhergingen. Festivals sind mehr wie ein Zirkus und nicht so romantisch. Allein die Backstage-Bereiche wie hier im Konzerthaus sind edel und wunderschön. Jungen Menschen sage ich immer, dass sie sich genau überlegen sollen, wie sie ihren Tag gerne verbringen möchten, wenn sie nicht wissen, was sie tun sollen. Ich befasse mich dann einfach mit klassischer Musik. Da wird mir nie langweilig.

Du hast die Rüpelhaftigkeit der Britpop-Bands in den 90ern angesprochen: Ich finde es ja interessant, dass ihr schon damals so viele Britpop-Musiker und auch Briten an sich als Fans hattet und noch immer habt. Die Menschen auf der Insel gelten nicht per se als überaus frankophil …
Ich fühle mich vor allem darüber geehrt, dass so viele britische Musiker, wie etwa David Bowie, die wir selbst bewundert haben, unsere Musik mochten, uns das sagten oder gut über uns gesprochen haben. Das ist ein sehr schönes Lob für die Arbeit und all die Mühen, die man so auf sich nimmt. Die Briten haben „Moon Safari“ immer geliebt und tun es heute noch. Wir wurden von ihnen immer fantastisch behandelt.

Auch wenn weit und breit kein neues Air-Album am Horizont zu sehen ist–wie geht es bei dir persönlich weiter? Was hast du alles vor?
Ich hatte eigentlich schon ein Album fertig, aber jetzt haben wir die Air-Tour und es macht keinen Sinn, es herauszubringen. Ich halte es zurück, aber heutzutage ist es auch völlig egal, wann du ein Album veröffentlichst. Danach war es das wohl in dieser Art. Ich glaube nicht, dass ich noch einmal ein Projekt beginne, das mit elektronischer Musik zu tun hat. Ich werde mich eher der Klassik zuwenden. In 15 Jahren bin ich 70, ich will nicht zu weit vorausschauen. Ich liebe Musik und muss nicht zwingend irgendwelchen Plänen dafür folgen. Ich schlafe gerne gut, mache mir einen Kaffee und studierte klassische Musik und spiele sie nach. Daneben gehe ich gerne auf Konzerte und bin oft mit meinem Hund draußen in der Natur. Ich mag die simplen, schönen Dinge. Für mich ist die Musik kein Job mehr.

Das klingt nach einem absoluten Idealfall.
Wir Franzosen sind per se entspanntere, zurückgelehnte Typen. Viele Kids gründen Bands, um der Armut entfleuchen, aber wir kommen aus Versailles, dort war das nie ein Thema. Es ist eine alte, geschichtsträchtige Stadt und wir hatten immer den Kunstaspekt im Mittelpunkt. Wir Franzosen leben nach dem Prinzip „Art de Vivre“. Iss gut, trink gut, schau dir gute Konzerte an und verbringe dein Leben so gut wie möglich. Ich genieße meine Freunde und die Familie – einfach das gute Leben. Diese Freiheit haben wir uns über all die Jahre erspielt.

Live in der MetaStadt
Wer den fulminanten Auftritt im Konzerthaus verpasst hat, der kann Air diesen Sommer noch einmal Open-Air sehen. Am 23. Juli spielt das französische Duo „Moon Safari“ in der Wiener MetaStadt. Unter www.oeticket.com gibt es noch Karten und weitere Informationen zum Kultauftritt.

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