Ein Druck auf den Startknopf und ein Dreh am Gasgriff bestätigt schon mal den Verdacht, der mir beim Blick auf den Typenschein gekommen ist: Da steckt Spaß drin. Und Musik. 120 PS aus 600 ccm bei 163 Kilo Trockengewicht reichen für 265 km/h Spitze und 2,9 Sekunden auf 100. Damit mischt die R6, der hubraumschwächste Supersportler im Yamaha-Stall, im Kampf um die Spitzenposition in der Supersport-Weltmeisterschaft mit.
Alltags-Bike für Charakterstarke
Bei aller Rennsporttauglichkeit ist die R6 auch gut im Alltagsbetrieb zu bewegen. Sogar in der Stadt kann man sich angemessen bewegen. Die Leistungscharakteristik sorgt dafür, dass man ganz harmonisch und defensiv im Verkehr mitschwimmen kann. Hält man sich im Drehzahlbereich bis 6.000/min auf, merkt man kaum, was für ein Kraftwerk man da zwischen den Beinen spazieren fährt. So einen Renner kann sogar ein Anfänger handeln, nur charakterstark muss er sein, damit er sich nicht zu Drehzahlen verführen lässt, die ihm nicht gut tun.
Reinrassiger Sportler
Das wahre Metier der R6 ist die Landstraße, am liebsten eine mit vielen vielen Kurven. Flink und wendig wieselt es sich um die Kurven, links, rechts, links, und dreh am Gas! Wahnsinn! Dazu der Sound aus dem 4-in-1-Titan-Auspuff, der als Turbo für das Adrenalin im Blut wirkt. Die Bremsen packen auch entsprechend zu. So wünscht man sich das Handling! Das Getriebe ist wunderbar abgestuft. Allerdings nicht gerade geräuscharm. Schon das Einlegen des ersten Ganges ist alles andere als ein Geheimnis. An die harten Schaltgeräusche hat man sich aber schnell gewöhnt.
Wehe, wenn sie losgelassen!
Richtig Musik spielt erst, wenn man die Drehzahlnadel nach oben schnellen lässt. Über 10.000 Touren sollten es schon sein, wenn man es richtig krachen lassen will, am besten noch mehr, über 15.000 sind drin (max. Leistung bei 13.000, max. Drehmoment 66,4 Nm bei 12.000). Dann zeigt sie ihre Qualitäten und verspritzt ihr Gift, das als Adrenalin im Blut des Fahrers ankommt und selbiges in Wallung bringt. Lässt man sie drehen, gibt es kein Halten mehr. Dann wirkt das Gift.
Angenehm übrigens, dass der Drehzahlmesser analog anzeigt, während das Tempo digital am Tacho steht. Die Bedienung gibt keine Rätsel auf, der Kilometerzähler hat Gesamt- und zwei Tageskilometer-Anzeigen. Erreicht man die Spritreserve, zählt ein weiterer Counter die Kilometer seit Erreichen der Reserve.
Nettes Detail: Ein bisschen Gepäck lässt sich aufs Heck packen, wenn man unter dem verschließbaren Soziussitz die vier Schlaufen herauszieht. Hier kann man eine Kleinigkeit festzurren.
Fazit:
Diese Giftspritze auf Rädern ist was für Spaßfahrer. Die große Tour wird man mit ihr ebenso wenig machen wie einen Ausflug zu zweit. Denn wenn man seine Sozia mag, wird man ihr den Platz am hinteren Ende nicht zumuten. Knapp hundert Euro kostet die R6 pro PS, insgesamt 11.490,--. Dafür bekommt man Spaß pur. Und neidvolle Blicke, denn sie ist nicht nur ein Renner, sondern auch noch ein Blickfang!
Stephan Schätzl
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