Beweise liegen vor
Grozev: Putin steckt sicher hinter Nawalny-Mord
Für den berühmten Aufdeckungsjournalisten und Nawalny-Vertrauten Christo Grozev ist klar: Der russische Präsident hat auf jeden Fall den Tod des Oppositionsführers verursacht. Der Nawalny-Freund will dem nun nachgehen - und beobachtet eine wachsende Paranoia beim russischen Präsidenten.
„Unter keinen Umständen wäre Nawalny ohne ausdrückliche Genehmigung Wladimir Putins gestorben“, erklärte Grozev in einem schriftlichen Interview mit dem „Falter“ (Mittwoch-Ausgabe).
Nawalny sei zu wertvoll für künftige Verhandlungen, beispielsweise Gefangenenaustausch, mit dem Westen gewesen; zu bedeutsam die globalen und innenpolitischen Auswirkungen, „um etwas dem Zufall zu überlassen“. Hinweise dafür, dass „sein Tod geplant und genau terminisiert gewesen sein muss“ gebe es. Grozev verweist dabei jedoch auf eine mögliche Veröffentlichung dieser Hinweise durch Nawalnys Witwe Julia Nawalnaja.
Putin seit Putsch-Versuch „immer paranoider“
Trotz seines Wertes und den jetzt sichtbaren Auswirkungen, hätte Nawalny auch im Gefängnis eine Gefahr für den russischen Präsidenten dargestellt, so Grozev. Es sei befürchtet worden, dass Nawalny eine Integrationsfigur für Gegner des russischen Angriffskriegs werden könnte - und so auch Einfluss auf die russischen Präsidentschaftswahlen im März nehmen hätte können. Zudem sei Putin nach dem versuchten Putsch des Chefs der Söldnertruppe Wagner Jewgeni Prigoschins vergangenes Jahr „immer paranoider“ geworden.
Verlegung in Permafrostregion erleichterte Anschlag
Grozev, der federführend dafür sorgte, dass nach der Vergiftung Nawalnys 2020 mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok die Täter - russische Agenten - enttarnt wurden, erklärte, auch die Hintergründe des Todes zu untersuchen. „Wir versuchen, den Fall mit allen Methoden zu lösen, die uns zur Verfügung stehen und die wir auch 2020 angewendet haben. Allerdings werden die russischen Behörden diesmal besser vorbereitet sein und die Beweise verschleiern.“ Nawalnys Verlegung in die „Strafkolonie Nr. 3“ hätte die Möglichkeit eines Anschlags auf ihn erleichtert. „In der entlegenen Permafrostregion“ sei es einfacher, Beweise zu verstecken und zu beseitigen als in einer Haftanstalt nah Moskaus.
Hunderte helfen bei Recherchen
„Dutzende russische Kollegen recherchieren, hunderte Freiwillige wühlen jetzt in den Daten“, erklärte der Journalist. „Ich vertraue darauf, dass wir die Schuldigen noch schneller finden als 2020. Es gibt jetzt zudem mehr Informanten, auch im FSB und bei den Strafbehörden. Auch bei diesen Leuten steigen das Unbehagen und die latente Opposition gegen den Krieg.“
Nawalny sei sich nach der Rückkehr nach Moskau aus Berlin, wo er nach dem Giftanschlag 2020 behandelt wurde, bewusst gewesen, dass er getötet werden könnte. „Nawalny hat sicher gehofft, dass er überleben wird. Aber er war sich dessen bewusst, dass es anders ausgehen könnte“, so Grozev.










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