Gift im Wasser

„Wir haben Verursacher gefunden, keine Schuldigen“

Oberösterreich
26.01.2024 13:26

Vor 13 Monaten schlug die Trinkwasseraufsicht des Landes Alarm, nachdem bei Tests eine PFAS-Verunreinigung in einzelnen Leondinger Stadtteilen, später auch in Pasching und Hörsching nachgewiesen wurde. Nach umfangreichen Untersuchungen hat man sich nun auf die Hauptverursacherquelle festgelegt: Löschübungen am Linzer Flughafen.

Was für ein „Packerl“ unterm Christbaum! Das dachten sich Weihnachten 2022 mit Sicherheit viele der rund 400 Anrainer in den Leondinger Ortsteilen Staudach, Jetzing und Felling. Sie wurden einen Tag vor Heilig Abend von der Trinkwasseraufsicht des Landes darüber informiert, dass ihr Wasser verunreinigt sei und sie es weder zum Trinken noch zum Kochen verwenden sollten.

Feuerwehr verteilte Wasser
In Proben wurden per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen - kurz PFAS - nachgewiesen. Die Stadt reagierte damals prompt, Betroffene konnten sich über die Freiwillige Feuerwehr Hart mit Trinkwasser versorgen. Die Monate danach war dann einerseits Ursachenforschung angesagt und andererseits war man aber auch damit beschäftigt die betroffenen Haushalte an die öffentliche Wasserversorgung anzuschließen.

Als Ursache wurde drei Verdachtsbereiche verifiziert, wobei es sich bei allen um den Einsatz von PFAS-haltigen Löschmitteln handelte. Am Freitag präsentierte Umweltlandesrat Stefan Kaineder nun die Erkenntnisse aus den umfangreichen Untersuchungen.

Flughafen als Hauptverursacher
„Der Einsatz der Löschmittel war zum Zeitpunkt der Verunreinigung nicht verboten und für gewisse Brandarten sogar vorgeschrieben. Ich will festhalten, dass wir den Verursacher, keinen Schuldigen gefunden haben“, so Kaineder. Einerseits fanden am Flughafen Linz-Hörsching Übungen der Flughafenfeuerwehr mit diesen Löschschäumen statt und andererseits ist das Brandereignis am Gelände der AVE 2019, bei dem ebenso mit PFAS-haltigen Löschmitteln im Einsatz waren, für eine Kontamination der Böden verantwortlich. Auch am Gelände der FF-Pasching wurde in Bodenproben PFAS gefunden. Es wird davon ausgegangen, dass die Grundwasserverunreinigung in Hörsching, Pasching und Leonding auf den Flughafen Linz zurückzuführen ist. Die Auswirkungen des Brandes bei der AVE auf die Grundwasserverunreinigung in Pasching und Leonding bedarf weiterer Abklärung.

Grenzwert gilt spätestens 2026
Derzeit sind hinsichtlich PFAS keine gesetzlichen Grenzwerte im Trink- oder Grundwasser in Österreich festgelegt. Für Trinkwasser wird ein Grenzwert bis spätestens 2026 eingeführt. Rechtliche Basis dafür ist die 2021 in Kraft getretene EUTrinkwasserrichtlinie. Diese EU-Richtlinie sieht einen Grenzwert von maximal 0,10 µg/l für „∑PFAS20“ (Summe von 20 definierten PFAS) vor. Der Entwurf für eine neue EURichtlinie, die sich derzeit im EU-Gesetzgebungsverfahren befindet, enthält PFASGrenzwerte für Oberflächengewässer und Grundwässer. Die fertige EU-Richtlinie ist jedoch frühestens Ende 2024 zu erwarten.

Flächendeckender Gesamtüberblick
„Um öffentliche Wasserversorger in Oberösterreich bestmöglich zu unterstützen und für die bevorstehende Einführung des Grenzwertes zu rüsten, ist es wichtig, frühzeitig über PFAS-Belastungen Bescheid zu wissen. Im Ressort wollen wir hier im Sinne des Vorsorgeprinzips unsere öffentlichen Wasserversorger unterstützen. Ein möglichst flächendeckender Gesamtüberblick über mögliche Verunreinigungen des Trinkwassers durch PFAS ist mir wichtig und soll damit erreicht werden“, so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder. 

Löschmittel waren nicht verboten
Flughafen-Geschäftsführer Norbert Draskovits: „Wir werden sehr eng mit den zuständigen Behörden zusammenarbeiten und auch die einzuleitenden Sanierungsmaßnahmen transparent kommunizieren. Ich möchte aber betonen, dass die als Ursache der Verunreinigungen identifizierten Löschmittel zu jeder Zeit den gesetzlichen Vorgaben entsprochen haben.“

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