Stadtspaziergänge

Bürokratisches Kartenspiel – die Gesundheit zählt

Wien
22.01.2024 16:00

„Krone“-Reporter Robert Fröwein flaniert durch die Stadt und spricht mit den Menschen in Wien über ihre Erlebnisse, ihre Gedanken, ihre Sorgen, ihre Ängste. Alltägliche Geschichten direkt aus dem Herzen Wiens.

Vergangenen Montag ging in Österreich eine Ära zu Ende. Sämtliche E-Cards ohne Foto wurden endgültig ungültig. Bereits seit Jänner 2020 werden sie ohnehin nur mehr mit Fotos ausgestellt und die meisten Versicherten haben eine um ein Foto erweiterte Karte ohne eigenes Zutun geschickt bekommen. Selbstständig darum kümmern müssen sich nur jene, bei denen in den heimischen Ämtern kein Foto vorliegt. Laut Ministerium wäre noch bei etwas mehr als 80.000 Menschen landesweit Handlungsbedarf, ansonsten sei die Aktualisierung der E-Card bereits problemlos vonstattengegangen. Um jene mit veralteten Karten, die sie in Anspruch nehmen müssen, nicht vor den Kopf zu stoßen, gibt es zudem eine Übergangsfrist von 150 Tagen. Krank werden oder verletzt sein heißt im Falle einer nicht mehr gültigen Karte also noch lange nicht „Land unter“ für die Betroffenen.

Mit Karten und Ausweisen ist das hierzulande so eine Sache. Manche müssen einmalig aktualisiert und auf den letzten Stand der Dinge gebracht werden. Andere bedürfen einer regelmäßigen Erneuerung, während wiederum andere eine halbe Ewigkeit gelten. Wer etwa noch mit dem „rosanen Papierdeckel“ sein Auto durch die Straßen lenkt, der hat seinen Führerschein auf jeden Fall vor dem 1. März 2006 gemacht und muss ihn spätestens 2033 tauschen. Seitdem wird nämlich nur noch die handliche und Geldtaschen-taugliche Scheckkarte ausgegeben. Jene, die vor dem 19. Jänner 2013 ausgegeben wurden, sind 20 Jahre gültig. Alle ab 20. Jänner 2013 ausgestellten auf 15 Jahre befristet. So weit, so verwirrend? In der Praxis sind zwei Punkte von besonderer Relevanz: Kosten und Voraussetzungen. Der Umstieg auf die Scheckkarte kostet 49,50 Euro, Voraussetzungen dafür benötigt man keine, was uns wieder direkt zum Thema Gesundheit bringt.

Österreichische Führerscheine haben kein Alterslimit. Es gibt auch keine verpflichteten Gesundheitsuntersuchungen im Alter, was angesichts der erhöhten Gefahr und rund 22.600 Verkehrstoten 2022 auf allen Straßen der EU vermehrt für Diskussionen sorgt. Eine zufällig mitverfolgte Diskussion zweier Verkehrsteilnehmer nahe der Wienzeile brachte das aktuelle Dilemma gut auf den Punkt. Eine sichtlich betagte Dame touchierte beim Einparken Vorder- und Hintermann, schien das aber gar nicht zu bemerken. Ein Passant beobachtete die Szenerie und wies die Dame darauf hin. Die wiederum konterte salopp, dass keine Schrammen zu sehen seien und ging davon. Der Passant blieb konsterniert zurück. Da Unfälle statistisch mit dem Alter steigen, werden zunehmend Tauglichkeitstests und Beschränkungen gefordert. In der Schweiz müssen alle Bürger über 75 im Zwei-Jahres-Rhythmus zur medizinischen Untersuchung. In Dänemark passiert dies ab 80 sogar jährlich.

In Österreich wittern die Seniorenratspräsidenten Ingrid Korosec und Peter Kostelka „Altersdiskriminierung“ und verwehren sich vehement gegen eine Veränderung der Gesetzeslage. Das Verkehrsministerium laviert herum. Wenn es um die bloße Sicherheit und Gesundheit aller Verkehrsteilnehmer gilt, werden Diskussionen, ob der Führerschein nun als Scheckkarte, „rosa Deckel“ oder in einer Handy-App gezückt parat sein muss, schnell obsolet. Ausnahmen bei Senioren gibt es übrigens auch bei der E-Card. Bei Personen über 70 Jahren (und ebenso bei Kindern unter 14 und Menschen mit Pflegestufe vier oder höher) gibt es keine Bildpflicht. Inwieweit diese bürokratischen Adaptierungen das Grundsystem in der Realität verändern bzw. verbessern, bleibt fraglich. Unnötige Parkschäden und tödliche Unfälle lassen sich jedenfalls eher mit richtigen Reformen verhindern, als mit Format- und Bilddiskussionen bei den jeweiligen Ausweisen ...

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