Umstrittenes Training

Wenn Traditionen hoffentlich vor die Hunde gehen

Tierecke
14.01.2024 07:30

Die Österreicher wollen gesunde und keine scharfgemachten Hunde! Der Druck auf den Kanzler steigt - denn die ÖVP blockiert die von Minister Rauch vorgelegte Verordnung und die Novelle zum Tierschutzgesetz. 

Der Hund ist der beste Freund des Menschen. Das sehen auch zahlreiche Österreicher so, die sich ein Leben ohne ihren vierbeinigen Begleiter nicht mehr vorstellen wollen. Er ist treuer Weggefährte, Seelentröster und auch als aufmerksame „Alarmanlage“ von vielen geschätzt. Dazu braucht es keine eigene Ausbildung - denn fast jeder Hund schlägt an, sobald jemand an der Tür oder im Garten ist.

Für mehr Hundeschutz statt Schutzhunde
Dennoch gibt es Hundehalter, die offensichtlich daran Gefallen finden, wenn sich ihr Hund in einen Menschen verbeißt. Die sogenannte Schutzhundeausbildung (IGP) steht seit einiger Zeit in der Kritik. Nicht zuletzt auch deswegen, weil bei den Bissattacken der letzten Monate - bei denen Menschen sogar zu Tode kamen - Hunde beteiligt waren, die einem solchen Training zugeführt worden sind.

Verbissenheit statt Reform
Die Befürworter dieser „scharfen Hundeausbildung“ versuchen sich mit Händen und Füßen gegen eine Reform zu wehren. Man könnte meinen, sie verbeißen sich darin - so wie sie es auch ihren Hunden lehren. Nach dem Anbiss ist der Hund durch Schlagandrohung und Bedrängung zu belasten - so steht es in der Prüfungsordnung. Ein „Krone-Leser“ hat es dazu auf den Punkt gebracht: „Das braucht ja wirklich kein Hund“

Kritik und der Wunsch nach Reformen kommt nun vermehrt auch aus den eigenen Reihen des Hunde-Dach-Verbands (ÖKV). Nach Ernst Kugler gab nun auch der anerkannte Hundeexperte und Autor von Fachbüchern Otto Schimpf der „Krone“ ein Interview. Er ist einer der wenigen „Allroundrichtern“; das bedeutet, dass er sämtliche Hunderassen weltweit beurteilen darf. Und: Er ist der Beiratsvorsitzende des ÖKV und seit 50 Jahren Mitglied!

Hochrangige Vereinsmitglieder üben Kritik
Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen fordert auch er ein Ende der privaten Schutzarbeit: „Man muss einem Hund das Beißen nicht beibringen, und er will auch nicht gehetzt werden - diese Form des Trainings ist aus der Zeit gefallen“, so der sympathische Manager. Es ist wirklich verwunderlich, warum die Kanzlerpartei in dieser Angelegenheit - fernab von Agrarpolitik - so blockiert. Denn Koalitionspartner und Tierschutzminister Johannes Rauch haben bereits vor Monaten eine diesbezügliche Verordnung vorbereitet.

Zitat Icon

 Man muss einem Hund das Beißen nicht beibringen, und er will auch nicht gehetzt werden! 

Dr. Otto Schimpf, Vorsitzender des ÖKV Beirats

Demnach sollen künftig Trainings, bei denen Hunde bewusst auf Menschen gehetzt werden, für Privatpersonen verboten werden. Doch alsbald brachten sich einzelne Trainer mit aggressiven und falschen Hasspostings und aus purem Eigennutzen in Stellung, um an der längst überholten Ausbildungstradition festzuhalten.

Fragwürdige Unterschriften
Da wurden von „Schutzhundlern“ Petitionen gestartet, man berief sich auf über 40.000 Unterschriften, die im Parlament an den dritten Nationalratspräsidenten übergeben wurden. Doch die „Krone“ deckte im Vorfeld auf, dass viele Unterschriften nicht aus Österreich kamen.

Kurioser Stimmenschwund
Kurz darauf wurde eine weitere Petition - nun über die Homepage des Parlaments ins Leben gerufen. Seltsamerweise wurde diese aber nur noch von rund 6.000 Personen unterschrieben. Aber auch hier zeigt die Recherche der „Krone“, dass manche Stimmen nicht den parlamentarischen Bestimmungen entsprechen.

Aber man brüstet sich damit - und: „Es ist halt nur eine weitere ÖKV-Fake-Nachricht im unendlichen Sumpf von Verleumdungen und Lügen“, so ein Szenekenner. Denn der Verordnung von Minister Rauch wird von den „ziemlich besten Freunden“ (ÖKV und ÖVP) auch unterstellt, dass damit jedes Hundetraining quasi verboten sei. Absoluter Unsinn, kontert der grüne Minister.

Polizei und Heer sind ausgenommen
Denn selbstverständlich sind Diensthunde ausgenommen - und auch alle anderen Ausbildungen sind davon nicht betroffen. Philipp Ita, Pressesprecher des ÖKV, der laut Insidern mit dieser Aufgabe nur betraut worden ist, weil er sich mit Nähe zur ÖVP rühmt.

So soll er in den vergangenen Tagen sehr damit beschäftigt gewesen sein, unter der Jägerschaft zu verlautbaren, dass künftig auch das Apportieren von Beute bei Jagdhunden verboten sein soll. Eindeutig eine Falsch-Behauptung! Es ist wirklich an der Zeit, dass der Kanzler die Wünsche der Bevölkerung vertritt und nicht die einer kleinen Interessensgruppe.

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