Privates Beißtraining

„Es gibt keinen Grund, einen Hund so auszubilden!“

Tierecke
31.12.2023 08:46

Blockiert die ÖVP den Tierschutz und wessen Interessen vertritt eigentlich die Kanzler-Partei? Denn sowohl die Novelle zum Tierschutzgesetz, als auch die Verordnung zum Schutzhundetraining wird boykottiert. Immer mehr Stimmen fordern die Politik zum Handeln auf. 

Die Tragödie von Naarn, bei der eine Joggerin von einem Hund totgebissen und nahezu zerfleischt wurde, sorgte für einen Aufschrei des Entsetzens in der Bevölkerung. Kurz darauf erlag eine weitere Frau ihren schweren Verletzungen - verursacht von einem Hund.

Zwei Todesfälle innerhalb kürzester Zeit - spätestens jetzt war klar, dass die Politik handeln muss. Minister Johannes Rauch forderte umgehend - so wie auch zahlreiche Leser der „Krone“ - ein Verbot von Angriffs- und Beißtrainings für Privatpersonen.

Hitzige Debatte
Was darauf folgte, war und ist eine Verhetzungs- und Lügenkampagne, die ihresgleichen sucht. Denn jeder, der sich kritisch über diesen „Sport“ äußert, wird von den Befürwortern massiv angefeindet. Wobei schon die Bezeichnung „Sport“ absurd ist! Denn, was ist daran sportlich, wenn man ein Tier auf einen Menschen hetzt und es durch Schlagandrohung dazu bringt, sich zu verbeißen?

Auch der beliebte Hundetrainer Martin Rütter musste diese Erfahrung machen und wurde beschimpft, bedroht und diffamiert. Seit langem setzt er sich vor allem in Deutschland dafür ein, dass die private Schutzhundeausbildung verboten wird.

Rütter sieht das Problem auch darin, dass immer triebhaftere Hunde gezüchtet werden, die unter Dauerstrom stehen und das Risiko damit größer wird. „Es gibt keinen Grund, dass Privatpersonen einen solchen Hund ausbilden, außer, um die eigene Macht zu demonstrieren“, so der beliebte TV-Star.

Zitat Icon

Die Menschen in Österreich wollen weder scharfgemachte, noch Hunde mit Qualzucht Merkmalen. Jetzt ist die ÖVP am Zug.

(Bild: Parlamentsdirektion/Thomas Topf)

Faika El-Nagashi, Tierschutzsprecherin „Der Grünen„.

Kritik auch innerhalb der Szene
Norman Schwitters lebt in der Steiermark und ist Schutzhundefachmann - und das seit vielen Jahren. Auf Instagram folgen ihm 68 Tausend Menschen. Der „Krone“ gab er als einer der wenigen, die diese Art des Trainings machen und dennoch Kritik üben, ein Interview. Denn kaum jemand traut sich, die als angriffslustig geltende Schutzhundelobby infrage zu stellen.

Das Schutzhunde-Training braucht Reform
Seit Jahrzehnten bildet Schwitters mit Begeisterung Hunde für den Schutzdienst aus - doch als Kenner der Szene weiß er, dass hier zu oft mit überholten, alten Methoden gearbeitet wird. Längst hätten die Verbände hier reagieren und nachbessern müssen. „In den letzten zehn Jahren hat sich leider zu wenig weiterentwickelt“, so der Hundeprofi.

Er selbst arbeitet meist ohne Schutzhelfer (das ist jener Mensch, der mit einem Beißschutzärmel versehen, vom Hund attackiert wird) - sondern lieber mit einem Ball. Auf die Frage der Krone, ob es denn überhaupt nötig sei, für diesen Hundesport das Tier auf einen Menschen zu hetzen, antwortet er ganz klar mit einem NEIN!

Es ist leider zu befürchten, dass sich Herr Schwitters mit dem Erscheinen dieses Artikels mit heftigen Vorwürfen und Verleumdungen auseinandersetzen wird müssen. Denn bis dato ist es allen Experten, welche der „Krone“ Interviews zu diesem Thema gaben, so ergangen.

Wie auch Ernst Kugler, der seit Jahrzehnten in der Hundeszene als Kenner gilt. Er züchtete erfolgreich Rottweiler, ist gerichtlich beeideter Sachverständiger und Formwertrichter für die Hunde des Bundesheeres.

Unter der Gürtellinie
Nachdem er im „Krone“-TV-Interview von Bissverletzungen, schwierigen Hunden und Geld als Triebfeder dieses Trainings vor allem im Interesse des ÖKV (Hunde-Dach-Verband) sprach - dauerte es nur wenige Stunden bis Herr Kugler seine Ämter zurücklegte. Grund dafür: Sowohl er als auch seine Familie wurden massiv angegriffen. Unfassbar! Und es gäbe noch weitere Beispiele.

Privater Verein will Ton angeben
Der ÖKV und seine Befürworter fahren eine Kampagne voller Irreführungen - nur damit einzelne wenige Menschen weiterhin zähnefletschende Hunde vorführen können, und Geld in die Kassa des ÖKV fließt. Denn entgegen deren Presseaussendungen wären weder Polizei noch andere Diensthunde von einem Verbot des Angriffstrainings für Privatpersonen betroffen.

Selbst bei so wichtigen, meist ehrenamtlichen Einrichtungen wie der Suchhundestaffel oder Bergrettung wird Verwirrung gestiftet, indem vollkommen falsche Behauptungen aufgestellt werden. So soll laut deren Aussendungen das Training mit Beißkissen oder das Verbellen bald nicht mehr erlaubt sein.

Hunde im Dienst der Gesellschaft
Ganz im Gegenteil - auf diese Hund-Mensch Teams können wir stolz sein und es gibt nichts zu kritisieren! Und auch Minister Rauch bestätigt in einem Schreiben: „Hunde der Rettung, Polizei, Militär, Therapie oder Assistenz sind von der geplanten Novelle unberührt.“ Auch das Belohnen mit Beißkissen, Bällen und ähnlichem bleibt natürlich weiterhin erlaubt.

Politische Netzwerke
Eigentlich unverständlich, warum eine so minimale Veränderung im Sinne des Tierschutzes überhaupt solche Wellen schlagen kann. Neben den Grünen fordern auch die SPÖ und die Neos sowie eine Allianz aus 11 Tierschutzorganisationen ein Ende des Hetzens und Verbeißens auf Menschen. Dahinter stecken - so vermuten viele - finanzielle Interessen und der größte Nutznießer ist der ÖKV. Hinzu kommt, dass der Pressesprecher des Hunde-Dach-Verbandes schon aus seinem beruflichen Werdegang der ÖVP sehr nahesteht.

Koalitionspartner macht sich stark
Dazu Faika El-Nagashi von den Grünen: Die ÖVP muss sich entscheiden, welchen Weg sie geht - für die Gesundheit und das Wohl von Hunden und Katzen oder für Profit und Interessen des ÖKV. Denn die ÖVP blockiert neben der Schutzhundeverordnung auch seit Monaten die geplante Tierschutznovelle.

Und es ist kaum zu glauben: auch hier zieht der ÖKV die Fäden. Ein Verein, der Dank seines heißen Drahts zur ÖVP offenbar Politik machen und Gesetze schreiben will. Und das, obwohl mehr als 400.000 Menschen das Tierschutzvolksbegehren unterschrieben haben. Und gegen Tierschutz zu sein, kann Karl Nehammer allerdings viele Wählerstimmen kosten! 

 Tierecke
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