Sie wissen nicht, was „Nudging“ ist? „Krone“-Kolumnist Robert Schneider ging es genauso, doch dann hat ihm das Buch eines jungen Propagandaforschers die Augen geöffnet. Glücklicher wurde er dadurch allerdings nicht.
Jetzt bin ich wieder schlauer. Ich habe nämlich den Begriff „Nudging“ in mein tägliches Vokabular aufgenommen. Dass ich so viele Jahre nur so dumm und unbedarft sein konnte! Aber das Buch von Dr. Jonas Tögel, Amerikanist und Propagandaforscher, hat mir die Augen geöffnet. Das Buch mit dem total abturndenden Titel „Kognitive Kriegsführung - neueste Manipulationstechniken als Waffengattung der NATO“. Gut, da musste ich durch. Will ich dumm sterben?
In diesem Buch erklärt mir der smarte Propagandakenner, was es mit „Soft Power“ oder eben „Nudging“ auf sich hat. Wenn mir einer die Pistole an die Brust setzt und meine Geldtasche will, ist das „Hard Power“. Wenn er mir aber das Foto eines hungernden Mädchens aus dem Sudan zeigt, ist das „Soft Power“. Sofort spende ich Geld. Nudging ist also eine Technik der „pösen, pösen“ Mächtigen dieser Welt, um mein Verhalten zu beeinflussen. Ich soll dadurch vorhersagbarer und mit sogenannten „Nudges“ (Schubser) positiv motiviert werden. Nudging ist sowohl in der Politik als auch im Online-Marketing von großer Relevanz. Nicht nur in den USA und Großbritannien wurde diese Art von Beeinflussung schon früh erkannt. Schon seit 2014 gibt es ausgewiesene Mitarbeiter in Deutschlands und Österreichs Regierungen, die zum Beispiel an Konzepten arbeiten, wie aus störrischen Bürgern brave und pünktliche Steuerzahler werden oder Menschen, die sich endlich gesunder ernähren.
In dem düsteren Buch von Herrn Tögel ist noch vieles mehr zu lesen. Wenn man es zuschlägt, bleibt man mit dem Eindruck zurück, eigentlich nichts, aber auch gar nichts Neues erfahren zu haben, bis auf die Tatsache, dass einem ein junger Wissenschaftler endlich die Augen bzgl. der eigenen, so haarsträubende Naivität geöffnet hat. Auf meinem Nachtkästchen liegt jetzt Stevensons „Schatzinsel“, die ich schon lange wieder einmal lesen möchte.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.