Protest am 4. Dezember

Spitalsärzte über Wiener „Reförmchen“ zornig

Wien
28.11.2023 13:45

Wiens Spitalsärzte lassen sich vom 150-Millionen-Euro-Paket der Stadt nicht beeindrucken. Das „Reförmchen“ sei eine Frechheit, zürnt die Kammer und beruft sich dabei auf Rückhalt in der Bevölkerung. Die Ärzte bleiben beim Protesttag am 4. Dezember und denken schon an großflächigere Streiks danach.

Dass das Rathaus 150 Millionen Euro frisches Geld für die Angestellten des Wiener Gesundheitsverbunds bereitstellt, ändert an der Stimmung der Wiener Spitalsärzte nichts. Die sei unverändert „im Keller“, so ihr Kammervertreter Stefan Ferenci. Am Protesttag am 4. Dezember werde selbstverständlich festgehalten, da die kommenden Zusatzzahlungen vor allem für Nacht- und Wochenenddienste nur ein „Reförmchen“ und eine „Frechheit“ seien.

Pochen auf „marktkonforme Gehälter“
Einem Spitalsarzt blieben durch die Zusatzzahlungen im Schnitt „im Monat 110 Euro netto mehr - wenn das die große Reform ist ...“, so Ferenci. Zwar wisse er, dass  „das Geld nicht auf den Bäumen wächst“, Wiens Ärzte hätten jedoch ein Recht auf „marktkonforme Gehälter“ wie etwa im Burgenland und in der Steiermark. Außerdem gehe es bei den Rathaus-Plänen „nur ums Geld“. Von Strukturreformen sei nichts zu bemerken. Dass die Stadt betonte, man verhandle gerade neue Arbeitszeitmodelle und mehr, ist Ferenci „zu vage“.

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Für die Rathauspläne gilt: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Wir brauchen auch Verbesserungen abseits des Gehalts.

Stefan Ferenci (Bild: APA/picturedesk.com/Georg Hochmuth)

Stefan Ferenci, Obmann der Kurie der angestellten Ärzte der Ärztekammer für Wien

Laut Umfrage großer Rückhalt in der Bevölkerung
Die Ärzte sehen für ihre Anliegen absoluten Rückhalt in der Bevölkerung und berufen sich dabei auf eine Umfrage (Sample: 1000 Personen, Schwankungsbreite 3,1 Prozent) von Meinungsforscher Peter Hajek. Die Umfrage wurde allerdings zwischen 3. und 13. Oktober erstellt, also vor Präsentation des 150-Millionen-Pakets der Stadt. Für Hajek macht das keinen Unterschied: „Es ist in der Zwischenzeit nichts großartig Neues passiert.“

„Wiener Gesundheitsbarometer“

  • 5 Prozent bewerten die Wiener Spitäler nach Schulnotensystem mit „sehr gut“, 15 Prozent mit „gut“, 35 Prozent mit „befriedigend“, 25 Prozent mit „genügend“ und 5 Prozent mit „nicht genügend“ (7 Prozent nahmen nicht Stellung
  • 63 Prozent finden, die Patientenversorgung in Wiens Spitälern habe sich seit der Corona-Pandemie nicht verbessert. 16 Prozent finden, die Versorgung habe sich verbessert. Rest: keine Angabe)
  • 63 Prozent finden, am dringendsten sei die Bekämpfung des Personalmangels in den Spitälern. Auch langes Warten auf Operationen (41%) und volle Ambulanzen (29%) stört die Menschen. Umgekehrt beschweren sich nur 10 Prozent über die Versorgung bei Notfällen.
  • 67 Prozent der Wiener haben laut der Umfrage „absolut“ Verständnis für streikendes medizinisches Personal, weitere 24 Prozent „eher“. Eher kein Verständnis haben 6 Prozent, überhaupt kein Verständnis 2 Prozent (Rest: keine Angabe)

Jetzt Protestmarsch, im Frühling Streik?
Die Kammer hält wegen der „Nebelgranate“ des 150-Millionen-Pakets an ihrem Protesttag am 4. Dezember fest. Der wird aus einem Marsch bestehen, der um 14 Uhr beim Neuen Markt beginnen, dann „zufällig“ am Rathaus vorbeiführen und um 16 Uhr am Stock-im-Eisen-Platz enden soll. Man habe die Proteste damit in einer Zeit vieler Infektionskrankheiten „aus Verantwortungsbewusstsein“ ohnehin so beschränkt, dass es für die Spitäler vertretbar sei. Im Frühjahr, bei geringerer Belastung der Spitäler, deutet laut Ferenci jedoch alles auf einen echten Streik hin.

Mit den Protesten wollen die Ärzte eingestandenermaßen auch den Druck erhöhen. Man gehe zwar „auf die Straße, weil uns die Patienten wichtig sind“, so Ferenci, aber auch, weil „man mit uns reden, mit uns verhandeln muss“. Man brauche einen „Streik, damit man uns nicht ignorieren kann“. Ferencis Vize Eduardo Eduardo Maldonado-González ergänzt: „Es ist Zeit, zu zeigen, dass man mit uns nicht spielen kann“.

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