Italiener schäumen

Wiens Rathaus-Fichte: „Säbelt doch eure Bäume um!“

Wien
08.11.2023 14:20

Christbaum-Aufregung vor dem Rathaus der Bundeshauptstadt! Ein 115 Jahre altes Exemplar aus Südtirol musste für den Aufputz dran glauben, die Italiener schäumen über den Fichtenmord: „Säbelt doch eure eigenen Bäume um!“ Die Angelegenheit wird zu einer echten Staatsaffäre.

Schön oder schiach? Alle Jahre wieder diskutiert die Republik über den berühmtesten Christbaum des Landes. Doch heuer grollt ganz Italia: „Mamma mia, wie kann man so einen schönen Baum ermorden und auch noch nach Wien schicken, wo er dann verbrannt wird?“, wettert der größte Umweltschutzverband des Landes. Der Hintergrund: Die elegante Fichte ist stolze 115 Jahre alt, stand dort unschuldig im Naturpark Fanes-Sennes-Prags, überlebte zwei Weltkriege.

„Südtirol grüßt Wien“, steht auf dem Lkw. „Mamma Mia, wie kann man so einen schönen Baum ermorden?“, wüten die Italiener. (Bild: PID)
„Südtirol grüßt Wien“, steht auf dem Lkw. „Mamma Mia, wie kann man so einen schönen Baum ermorden?“, wüten die Italiener.

Bis die Motorsäge gnadenlos durchratterte: „Es ist nicht zu akzeptieren, dass das Land Südtirol ein natürliches Leben und ein Symbol für Beständigkeit so brutal beendet“, schimpft Umweltverbandspräsident Argante Brancalion. Viele Italiener pflichten ihm bei - sollen doch die Österreicher ihren eigenen Baum umsäbeln!

115 Jahre unbehelligt im Wald - bis die Motorsäge kam (Bild: LPA/Forstbetrieb Agentur Landesdomäne)
115 Jahre unbehelligt im Wald - bis die Motorsäge kam

Geschenk aus dem „zehnten Bundesland“
Doch dazu muss man wissen: Die Weihnachtsbäume für den Rathausplatz kommen seit 1959 jedes Jahr aus einem anderen Bundesland. Seit 1989 ist auch Südtirol mit dabei, jetzt war das „zehnte Bundesland“, wie die Stadt Wien fröhlich mitteilte, wieder an der Reihe. Der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher jubelt: „Der Baum ist auch ein Zeichen unserer Verbundenheit mit Wien und Österreich.“

Doch das sehen die Italiener längst nicht so: 44.000 Euro hat der Transport gekostet, ausgerechnet über den Brenner, auf den unsere Nachbarn ohnehin nicht gut zu sprechen sind. Die von Tirol ausgesprochenen Lkw-Fahrverbote brachten Verkehrsminister Matteo Salvini in Wallung, er klagt vor dem EU-Gerichtshof.

Und jetzt kommt‘s: Tatsächlich ist der Baum streng genommen auch noch ein Österreicher. Als er im Jahre 1908 in die Höhe schoss, war Südtirol noch bei uns, erst 1919 folgte der Anschluss an Italien durch die Siegermächte. Eine echte Staatsaffäre eben … 

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