Die Oberösterreicherin Eva Reisinger (31) ist mit dem Roman „Männer töten“ für den Österreichischen Buchpreis in der Kategorie Debüt nominiert. Das ist bemerkenswert, denn sie schrieb einen beinharten, feministischen Roman. Am Montag fällt die Entscheidung.
Leider gehört Österreich zu den Spitzenreitern bei Frauenmorden. Der traurige Rekord mit 39 Femiziden war 2019, heuer zählte man schon 23 mutmaßliche Ermordungen. Eva Reisinger, eine Autorin aus dem Raum Wels, nimmt in ihrem Romandebüt „Männer töten“ (Leykam, 24,50 €) das Thema auf, dreht aber die Rollen und Machtverhältnisse um. Ihr Buch ist nun beim Österreichischen Buchpreis in der Kategorie Debüt nominiert. Morgen, Montag, fällt die Entscheidung, Reisinger hat beste Chancen.
„Krone“: Sie drehen in Ihrem Buch die Rollen um: Frauen töten Männer. Was wollen Sie mit der Fiktion erreichen?
Eva Reisinger: Frauen verfügen in meiner Geschichte über Macht und sind auch Täterinnen. Für mich war das wichtig, um zu klären: Wie fühlt es sich an, wenn Frauen Macht ausüben? Warum ist es komisch, wenn Männer die Opfer sind? Was macht Rache mit uns? Was braucht Befreiung? Was bedeutet eine gerechte Gesellschaft? Kurz: Männer töten Frauen. Aber nicht in meinem Buch - da werden sie getötet.
Es gab heuer schon 23 mutmaßliche Ermordungen von Frauen. Was fehlt in der öffentlichen Diskussion?
Was geändert werden muss, ist seit vielen Jahren klar. Experten und Expertinnen fordern: Mehr Ressourcen, mehr Geld und mehr Bewusstsein. Das beginnt bei der Erziehung von Kindern und geht bis zu konkreten Forderungen wie etwa den Gewaltschutz-Ambulanzen. Sie wurden vergangenes Jahr von der Regierung versprochen und sind bis jetzt nicht da. Währenddessen werden weiter Frauen ermordet und Kinder gefährdet.
Was kann ein Buch zur Realität beisteuern?
Ich glaube an die Kraft hinter einem wehrhaften Feminismus und meine damit Hilfe und Verständnis füreinander. Es macht einen Unterschied, wenn dir geglaubt wird, wenn du von Überschreitungen erzählst. Es macht einen Unterschied, wenn andere eingreifen, wenn sie nicht wegschauen. Und damit meine ich nicht nur die Frauen, sondern die gesamte Gesellschaft. Wenn mein Buch es schafft, ein kleines bisschen mehr Aufmerksamkeit für das Thema zu erschaffen, habe ich schon mehr erreicht, als ich es mir wünschen könnte.
Was haben Sie mit der Nominierung erreicht?
Eine derartige Nominierung erzeugt immer Aufmerksamkeit, über die ich mich natürlich sehr freue! Natürlich wäre es für mich der Wahnsinn, wenn ich mit einem feministischen Roman gewinnen würde.
Linzerin ebenfalls im Rennen
Übrigens: Auch Teresa Präauer, geboren in Linz, ist für den Österreichischen Buchpreis nominiert, wir haben bereits darüber berichtet. Mit „Kochen im falschen Jahrhundert“ (Wallstein, 22 €) hat die 44-jährige Autorin und bildende Künstlerin aus einer einfachen Grundidee ein 200-seitiges und mehrgängiges Lesevergnügen gezaubert: Eine Gastgeberin veranstaltet ein Willkommensessen in ihrer neue Innenstadtwohnung, bei dem die Menüfolge, soziale Rituale und die Biografien der Gäste gleichermaßen genüsslich durchgekaut werden.
Das Buch stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis und ist auch für den Bayerischen Buchpreis nominiert, der am Dienstag verliehen wird.
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