Höhere Sterblichkeit
Arzt in Gaza: Müssen ohne Betäubung operieren
Ein leitender Kinderarzt im Gazastreifen hat jetzt davor gewarnt, dass die Krankenhäuser bald zu „Friedhöfen“ werden. Einige Operationen müssten ohne Betäubung und mit Handylicht durchgeführt werden, sein Krankenhaus hätte auch keine Schmerzmittel und Antibiotika mehr.
Ärztinnen und Ärzte würden auf primitive Mittel zurückgreifen, um die Patientinnen und Patienten zu versorgen. „Um die Wunden von verletzten Kindern zu säubern, musste ich mit Wasser vermischtes Chlor verwenden“, schilderte Hussam Abu Safija, der leitende Kinderarzt im Kamal-Adwan-Krankenhaus im nördlichen Gazastreifen.
Schwangere müssen sich laut der Hilfsorganisation CARE immer öfter Kaiserschnitten ohne Betäubung unterziehen. Die Mittel seien nicht verfügbar, die Krankenhäuser zudem „komplett überlastet“. Die medizinische Unterversorgung verschärfe das Risiko der Mütter- und Säuglingssterblichkeit deutlich. „Aufgrund der schwindenden Nahrungsmittelvorräte besteht insgesamt ein erhebliches Risiko für die Gesundheit der 283.000 Kinder unter fünf Jahren in Gaza sowie schwangerer und stillender Frauen“, sagte Hiba Tibi, Länderdirektorin von CARE Palästina (Westbank und Gaza).
Laut UNO-Vertreterinnen und -vertretern sind auch sauberes Wasser und Medikamente kaum vorhanden. „Wir tun unser Möglichstes, aber wir brauchen bessere medizinische Versorgung, sonst werden unsere Krankenhäuser zu Friedhöfen“, warnte Safija.
Wieder Hilfsgüter für Zivilbevölkerung eingetroffen
Unterdessen sind im Gazastreifen weitere 55 Lastwagen mit dringend benötigten Hilfsgütern eingetroffen. Sie haben Wasser, Essen und Arzneimittel von Ägypten über die Grenze gebracht. Eine Lieferung von Treibstoff ist laut dem Palästinensischen Roten Halbmond, einer Hilfsorganisation, bisher nicht genehmigt worden. Dieser wird unter anderem für den Betrieb lebensrettender Geräte benötigt. Israels Regierung befürchtet, dass die im Gazastreifen herrschende Hamas den Treibstoff für militärische Zwecke nutzen könnte.
Vereinigte Arabische Emirate wollen Kinder behandeln
Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium können 16 von insgesamt 35 Krankenhäusern wegen Treibstoffmangels keine Patientinnen und Patienten mehr behandeln. Sie bräuchten den Treibstoff für ihre Generatoren, um Strom zu erzeugen.
Sowohl die ägyptische Regierung als auch die der Vereinigten Arabischen Emirate haben bereits angekündigt, Verletzte aus dem Gazastreifen behandeln zu wollen (siehe Video oben). Der emiratische Präsident Mohammed bin Sajid habe die Behandlung von 1000 palästinensischen Kindern aus Gaza in Begleitung ihrer Familien verfügt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur WAM am Mittwochabend.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.