Schönste Wanderrouten

Herbstlicher Spaziergang über der Nibelungenstadt

Vorarlberg
03.11.2023 10:25

Alt-Ems zählte einst zu den größten Burganlagen Mitteleuropas. Heute thronen die Reste des Gemäuers auf dem Schlossberg in Hohenems mit Panoramablick über das Rheintal.

Vor 40 Jahren wurde Hohenems zur fünften Stadt Vorarlbergs erhoben und feiert heuer daher ein Jubiläum. In den vergangenen Jahren hat sich viel getan, seit 2015 sind Investoren und Stadtentwickler dabei, dem Quartier rund um die Harrachgasse eine neue Identität zu geben und das Zentrum, das sich zuvor lange im Dornröschenschlaf befunden hatte, wiederzubeleben. Zahlreiche Gebäude wurden denkmalschutzgerecht saniert oder neu errichtet. Entstanden sind in der Innenstadt auch eine Vielzahl von Geschäften und Gastronomiebetrieben. Besonders idyllisch an einem schönen Herbsttag ist der Schlossplatz, wo Sitzgelegenheiten rund um den Springbrunnen zum Verweilen einladen.

Grund genug für einen Ausflug in die Nibelungenstadt. Der Beiname rührt daher, dass im 18. Jahrhundert in der Schlossbibliothek zwei der drei bedeutendsten Handschriften des Nibelungenliedes gefunden wurden. Dabei handelt es sich um das wohl berühmteste Heldenepos mittelhochdeutscher Literatur. Die Handschriften sind mittlerweile Teil des UNESCO-Welterbes, ihre Entstehungsgeschichte liegt im Dunkeln. 

Tipps zur Wanderung

Typ: aussichtsreicher Spaziergang
Ausgangspunkt: Schlossplatz, Hohenems
Dauer: eineinviertel bis eineinhalb Stunden Gehzeit (hin/retour)
Ausrüstung: Schuhe mit guter Profilsohle, dem Wetter angepasste Kleidung
Einkehrmöglichkeiten: in der Innenstadt (z.B.: Schlosskaffee Fenkart direkt am Schlossplatz)
Öffentliche Verkehrsmittel: mit dem Zug bis Bhf Hohenems und zu Fuß zum Schlossplatz (ca. 11 Minuten) oder mit der Buslinie 303 ab Bhf

Eine Ruine als Zeugnis von vergangenem Glanz
Wenig bekannt ist auch über den Beginn der Besiedelung im Raum Hohenems. Belegt ist, dass die Welfen im 12. Jahrhundert die Burg Alt-Ems erbauen ließen. Die Ruine des Gemäuers thront heute noch über der Stadt. Die Anlage gehörte einst mit einer Länge von 800 Metern und einer Breite von 85 Metern zu den größten in Mitteleuropa. Die Burg verfügte zu ihrer Glanzzeit über sieben Tore, eine Zugbrücke sowie 47 Räume und diente u. a. als Verwahrungsort für prominente Gefangene, darunter der Normannenkönig Wilhelm III. von Sizilien und Erzbischof Bruno von Köln. Der Name Altems (oder Alt-Ems bzw. Alt-Embs) leitet sich von der lateinischen Bezeichnung für „hoch“ (altus) ab und war auch namensgebend für Hohenems. Die Burg wurde 1407 im Appenzellerkrieg zunächst belagert und anschließend zerstört. Ein Wiederaufbau erfolgte nur wenige Jahre später. Ab 1566 baute man die Anlage nach Plänen des italienischen Baumeisters Martino Longhi zur ausgedehnten Renaissance-Festung aus. Nach dem Aussterben der Grafen von Hohenems wurde Alt-Ems 1792 auf Abbruch versteigert. Die Ruine befindet sich heute zum überwiegenden Teil im Privatbesitz der Familie Waldburg-Zeil-Hohenems.

Das historische Gemäuer ist mittlerweile ein beliebtes Ausflugsziel, das sich auch mit Kindern gut erkunden lässt. Der sogenannte Zick-Zack-Weg, der zur Ruine führt, ist derzeit jedoch gesperrt. Es gibt aber eine schöne Alternative: Vom Schlossplatz geht es zunächst Richtung Osten in die Burgstraße. Auf Höhe der Hausnummer 11 zweigt man links ab und folgt der Beschilderung. Am Berghang führt anfangs eine Metallstiege hoch, dort beginnt schließlich der weiß-rot-weiß markierte Wanderweg.Der Schlossberg ist

Der Schlossberg ist auch ein Naturjuwel
Der Hohenemser Schlossberg ist im Biotopeninventar Vorarlberg als besonders schutzwürdig angeführt. Er ist also nicht nur ein Naherholungsgebiet in, sondern auch ein Naturjuwel. Die Laubmischwälder sehen jetzt im Herbst besonders reizvoll aus und beinhalten ein reiches Tierleben - u. a. den in Vorarlberg seltenen Waldlaubsänger. Zahlreiche andere Vogelarten wie Uhu, Baumfalke oder Waldkauz haben in dem Gebiet ihre Brutplätze. Auch die einzige bekannte dauerhafte Hirschkäferpopulation Vorarlbergs ist dort beheimatet.

Pflanzenkunde

Die Schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna), kurz Tollkirsche oder auch Waldnachtschatten genannt, ist eine giftige Pflanzenart aus der Familie der Nachtschattengewächse. Der Gattungsname Atropa entstammt der griechischen Mythologie: Die Göttin Atropos gehört zu den drei Schicksalsgöttinnen und ist diejenige, die den Lebensfaden durchtrennt. Der Beiname „belladonna“ wird meist auf das Italienische („schöne Frau“) zurückgeführt, da der Saft der Tollkirsche pupillenvergrößernde Wirkung besitzt und früher von Frauen zu Schönheitszwecken eingesetzt wurde. Die Schwarze Tollkirsche erreicht Wuchshöhen zwischen 50 bis 150 Zentimetern und verfügt über ein kräftiges Erscheinungsbild. Die im unreifen Zustand grünen Beeren färben sich mit zunehmender Reifung schwarz. Der Aufbau der Frucht gleicht einer Tomate (ebenfalls ein Nachtschattengewächs), auch wenn sie viel kleiner ist. Die Beeren reifen von August bis Oktober. Die Tollkirsche gedeiht auf Waldlichtungen, an Waldrändern und auf Brachflächen in Höhenlagen von bis zu 1600 Meter. Alle Pflanzenteile sind stark giftig und eine Vergiftung kann unbehandelt tödlich enden.

Nach rund 30 Minuten auf dem Wanderweg erreicht man die Forststraße aus Richtung Buchenau. Dieser folgt man, vorbei an einer Bergwiese mit grasenden Schafen, bis zum steinernen Torbogen. Durch diesen wird das Burgareal betreten. Von der Ruine bietet sich ein grandioser Ausblick auf das Rheintal bis hin zum Bodensee.

Retour geht es auf demselben Weg, wobei sich die Gelegenheit bietet, am Schlossplatz entweder einen Kaffee zu trinken oder eine kleine Stärkung am mobilen Maronistand zu erwerben.

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