Hitzige Debatte

Babyklappe in Innsbruck: „Nicht zielführend“

Tirol
29.10.2023 09:00

In Tirol gibt es, wie berichtet, eine Babyklappe. Die Neos möchten das Angebot ausbauen, die Landesregierung ist hingegen nach wie vor unschlüssig - sie will weiterhin prüfen. Doch eine Tendenz lässt sich durchaus erkennen.

Wenn frisch gebackene Eltern überfordert mit ihrem Neugeborenen sind und sich nicht mehr vorstellen können, es groß zu ziehen, bieten Babyklappen einen Ausweg. Das Neugeborene kann dort durch ein Fenster beziehungsweise eine Klappe in ein Wärmebettchen gelegt werden. Die weitere Vorgehensweise ist klar definiert.

„Das ist nicht zumutbar“
Österreichweit gibt es 16 Babyklappen. In ganz Tirol existiert eine einzige – im Bezirkskrankenhaus Lienz. Eine Tatsache, die die Neos kritisieren. Die nächste Babyklappe gibt es in Bregenz oder Salzburg, das sei „nicht zumutbar“. Daher möchten sie eine zweite Babyklappe in der Klinik Innsbruck installieren und brachten einen Antrag in den Landtag ein. Dieser wurde in der Oktober-Sitzung behandelt.

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Wir waren uns eigentlich sicher, dass wir bei der zuständigen VP-Landesrätin Cornelia Hagele offene Türen einrennen würden.

Neos-LA Birgit Obermüller

„Wir waren uns eigentlich sicher, dass wir bei der zuständigen VP-Landesrätin Cornelia Hagele offene Türen einrennen würden. Nachdem der Antrag einmal vertagt wurde, um einen Bericht einzuholen, wurde er jetzt mittels Abänderungsantrag wieder bloß verschoben. Die Landesregierung möchte weiterhin prüfen lassen, ob die Einrichtung einer Babyklappe im Zentralraum Innsbruck notwendig und zielführend sei“, schildert Neos-LA Birgit Obermüller.

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Eine anonyme Geburt ist in allen öffentlichen Tiroler Krankenanstalten möglich und wird auch mit durchschnittlich 3,7 jährlichen Fällen in Relation zur Anzahl der Lebendgeborenen überdurchschnittlich in Anspruch genommen.

LR Cornelia Hagele (ÖVP)

„Die Inanspruchnahme ist als gering einzustufen“
Wie lauten hierfür die vorgebrachten Argumente? „Die Inanspruchnahme von Babyklappen ist österreichweit mit durchschnittlich drei aufgefundenen Kindern pro Jahr im Zeitraum 2015-2021 als gering einzustufen und scheint mit Ausnahme von Kärnten, wo eine überdurchschnittlich hohe Dichte und Inanspruchnahme verzeichnet wird, nicht unmittelbar mit dem Vorhandensein eines Angebotes assoziiert zu sein“, schreibt LR Hagele in ihrem Bericht zum Neos-Antrag, „so wurde im Krankenhaus Lienz und in Vorarlberg im Zeitraum 2015-2021 kein einziges Baby in der Babyklappe aufgefunden.“ Auch in Salzburg (1), Oberösterreich (2) und der Steiermark (2) seien trotz Verfügbarkeit einer Babyklappe in der jeweiligen Landeshauptstadt in diesem Zeitraum „sehr kleine Fallzahlen“ beobachtet worden.

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Die Babyklappe ersetzt ja nicht die anonyme Geburt, sondern soll ein Zusatzangebot für Mütter sein, die mit der neuen Lebenssituation vollkommen überfordert sind.

Neos-LA Birgit Obermüller

Zudem verweist sie auf die Möglichkeit der anonymen Geburt. „Diese hat den bedeutenden Vorteil der medizinischen Betreuung der Mutter und des Kindes vor, während und nach der Geburt. Eine anonyme Geburt ist in allen öffentlichen Tiroler Krankenanstalten möglich und wird auch mit durchschnittlich 3,7 jährlichen Fällen in Relation zur Anzahl der Lebendgeborenen überdurchschnittlich in Anspruch genommen“, präzisiert LR Hagele. Des Weiteren sei auf Angebote im Bereich der psychosozialen Versorgung von Schwangeren hinzuweisen. „Insgesamt erscheint somit die Einrichtung einer Babyklappe in Innsbruck als nicht zielführend“, spricht die VP-Politikerin Klartext.

„Kein Ersatz, sondern ein zusätzliches Angebot“
Punkte, denen LA Obermüller wenig abverlangen kann: „Natürlich wäre eine anonyme Geburt unter medizinischer Aufsicht und Nachbetreuung zu bevorzugen. Die Babyklappe ersetzt ja nicht die anonyme Geburt, sondern soll ein Zusatzangebot für Mütter sein, die mit der neuen Lebenssituation vollkommen überfordert sind. Die Klappe kann außerdem auch einige Zeit nach der Geburt genutzt werden.“

Auch dass bundesweit so gut wie keine Fälle bekannt seien, in denen die Babyklappe genutzt worden sei, lässt die Landtagsabgeordnete nicht gelten: „Hier gilt das Motto: ,Haben ist besser als brauchen.’ Wenn wir durch diese Initiative in Zukunft auch nur ein Leben retten können, hat es sich schon ausgezahlt. Wir haben in den vergangenen Jahren Millionen Euro für sinnlose Aktionen verpulvert, diese vergleichsweise geringen Kosten wären nun hingegen gut investiertes Geld“, ist Obermüller überzeugt.

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