Geld wird knapp:

„Den Kaffee um 50 Cent leiste ich mir jede Woche“

Oberösterreich
17.10.2023 08:00

Weniger Ware, mehr Nachfrage - die Sozialmärkte „schnaufen“ zusehends und kommen unter Druck. Eine Stammkundin (64) sprach ganz offen mit der „Krone“, warum es keine Schande ist, das Angebot zu nutzen und wie durch die Sozialmärkte die Qualität des Lebens steigt.

„Der Speiseplan richtet sich nach dem, was da ist. Vorige Woche hatte ich Glück, da hab’ ich einen Lachs erwischt.“ – Seit 13 Jahren ist Renate Stieger (64) Stammkundin im Rot-Kreuz-Sozialmarkt in Eferding. Einmal pro Woche, dienstags, fährt sie hin. „Ich dürfte auch noch am Donnerstag, aber der eine Tag reicht.“

30 Euro Budget für eine Woche
Bis zu 30 Euro gibt die nach einer Erkrankung mit 48 Jahren pensionierte Telefonistin aus. „In der Vorwoche waren es 23 Euro. Ich hab’ nachgesehen, was die Waren im Supermarkt kosten – da kommst’ mit 100 Euro nicht aus. Seit ich im Sozialmarkt einkaufen darf, ist meine Lebensqualität gestiegen“, sagt die Mindestrentnerin, die mit 1050 Euro im Monat durchkommen muss.

Allein die Wohnung kostet kalt 650 Euro. „Ich hab’ mich mit einer Freundin zusammengetan. Wir haben jetzt eine WG, teilen die Fixkosten.“ So geht sich auch das kleine Auto aus, für die gehbehinderte Rentnerin der einzige Luxus – aber notwendig.

Ein Kaffeehaus-Besuch ist nicht drinnen, „aber im Sozialmarkt gönne ich mir immer einen Kaffee. Der kostet 50 Cent“, sagt Stieger, die vor allem die Belegschaft des Marktes über den grünen Klee lobt: „Jeder freut sich, einen zu sehen.“ Scham, hier einzukaufen? „Ich bin froh, dass es das gibt. Jeder, der darf und kann, sollte das nutzen.“

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Das Ziel ist nicht, möglichst billig Lebensmittel unter die Leute zu bringen. Das Ziel ist, dass für Bedürftige mehr vom Geld übrig bleibt, damit sie sich nicht nur das Überleben leisten können.

Paul Reinthaler ist beim Roten Kreuz OÖ für die aktuell 23 Sozial- und fünf Vintagemärkte zuständig

540 Tonnen Ware
Der Bedarf steigt: Aktuell haben in Oberösterreich 5240 Leute Berechtigungskarten für die RK-Sozialmärkte - die Zahl der Einkäufe stieg in einem Jahr um 50 Prozent auf 80.000 an. „Wir setzen 540 Tonnen Ware um“, sagt Paul Reinthaler, der für die Märkte verantwortlich ist, aber mit sinkenden Spenden kämpft.

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