Anrainer verzweifelt
Australien: Dieser Fluss ist “ein wahres Monster”
Aus der Luft sieht es so aus, als sei in der Region rund 600 Kilometer westlich von Sydney ein riesiger See entstanden, mehr als halb so groß wie der Bodensee. Die Wassermassen strömten auf einer Fläche von 300 Quadratkilometern Richtung Westen.
"Irgendwann resigniert man"
Die Menschen wappneten sich so gut es geht. "Wir haben getan, was wir konnten, vieles hochgestellt, aber irgendwann resigniert man", sagte etwa Marie Martin aus Numurkah und führte Fernsehreporter durch das knietiefe Wasser in ihrem Wohnzimmer. "Es war wie eine Waschmaschine, das Wasser kam plötzlich von allen Seiten."
Aus Yenda, nicht weit von Griffith, berichtete Paul Rogerson im Radio: "Das Wasser ist in acht Minuten um fünf Zentimeter gestiegen - wir sind raus, als es knietief im Vorgarten stand." Die ganze Ortschaft stand nach seinen Angaben am Mittwoch unter Wasser, wie auch die umliegende Weinbaugegend. Griffith selbst mit 18.000 Einwohnern war auch in Gefahr. Die Behörden drängten 600 Einwohner in besonders tief liegenden Häusern zur Flucht.
Fluten ziehen von Ort zu Ort
Nach tagelangen Überschwemmungen warten die Leute sehnsüchtig auf Entwarnung, doch die Meteorologen sind pessimistisch: Wenn das Hochwasser an einem Brennpunkt sinkt, bereitet sich die nächste Ortschaft weiter westlich auf die Überschwemmungen vor. Noch nie fiel im Einzugsgebiet des Murrumbidgee in einem Monat soviel Regen wie im Februar. Auch am Mittwoch lautete die Vorhersage wieder: Regen.
Die je rund 1.400 Kilometer langen Flüsse Murrumbidgee und Lachlan sind zusammen mit dem Darling im Norden und dem Murray im Süden die Lebenslinie für Zehntausende Farmer in New South Wales und Victoria. Sie sorgen für fruchtbare Ebenen, doch schaudern die Anrainer jetzt angesichts ihrer Zerstörungswut. "Mindestens 2.300 Schafe sind ertrunken", berichtet Adrian Knobel, zuständig für die Region im Bundesstaat. 3.000 Tiere gelten als vermisst.
Aufatmen in Wagga Wagga
Aufatmen gab es bisher nur in Wagga Wagga, der größten Inlandsstadt des Bundesstaates New South Wales mit rund 58.000 Einwohnern. "Wir sind am Schlimmsten vorbeigeschrammt", sagte Bürgermeister Kerry Pascoe müde und bewegt. Die Deiche haben am Ende entgegen den Befürchtungen doch gehalten. Hunderte Häuser haben jedoch Wasserschäden davongetragen, Straßen wurden unterspült, Zäune umgerissen. Eine halbe Milliarde Dollar - 400 Millionen Euro - koste allein die Reparatur der Straßen, schätzte ein Lokalpolitiker.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.