Zehn Männer sitzen aufgefädelt auf der Anklagebank in Wels. Sie sollen alle zur Autoschiebermafia gehören, der Oberkapo fehlt, aber sein „Hauptmann“ ist mit dabei. Umgeben von vielen „armen Seelen“, die ihre Namen für wenig Geld hergaben und deren Anwälte sie als „Bauernopfer“ bezeichnen. In Timelkam wurden die Ermittler übrigens in einer Halle fündig, die mit Luxusautos gefüllt war.
Der Schwurgerichtssaal in Wels ist voll: Zehn Angeklagte, zehn Verteidiger, 13 Justizwachebeamte, zwei Polizisten. Mehr als 10.000 Seiten umfasst der Akt, die Anklage ist 60 Seiten stark. Zumindest fünf Tage soll der Prozess gegen die vor allem aus Ungarn und Serben bestehende Bande an Autoschiebern dauern. Sie sollen 20 Luxusautos, darunter ein Lamborghini, aber meistens BMW, Händlern in Österreich oder Italien herausgelockt und dann illegal weiterverkauft haben. Wert: zwei Millionen Euro.
Angst vor Hintermännern
„Dazu wurden arme Leute im Osten angeworben. Sie kamen zum Friseur, wurden eingekleidet, um herzeigbar zu sein. Sie wurden zum Schein angemeldet, damit sie Papiere hatten“, berichtet der Staatsanwalt. Einer von diesen Strohmännern war ein zu 70 Prozent blinder Ungar, dazu Analphabet, aber er unterschrieb Kredit- und Leasingverträge. Einer der Angeklagten, sie sind 34 bis 47 Jahre alt, gilt als Drahtzieher. Er will aus Angst vor Hintermännern nichts sagen. Auch die „Bauernopfer“ schwiegen, als sie merkten, dass sie in die Hände der Mafia geraten waren. Ihnen wurde angedroht, dass daheim die Häuser brennen und die Familien leiden würden.
Aufgeflogen ist alles wegen eines Audi A6, dem Händler kamen die Kunden komisch vor und er informierte das Landeskriminalamt OÖ über die verdächtigen Kunden. In Timelkam fanden Ermittler in einer Halle dann Fahrzeuge um eine Million Euro. Die Halle gehörte einer vorgeschobenen Handelsfirma, dessen ungarischer Geschäftsführer als Erstangeklagter vor Gericht steht - er habe aber nur einige Unterschriften geleistet und sonst nur Autos geputzt.
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