Denkmalgeschützt

Ärger über Zerstörung des Krimmler Tauernwegs

Salzburg
23.08.2023 18:00

Der Österreichische Alpenverein zeigt sich bestürzt über die neuerliche Zerstörung des Krimmler Tauernweges im Nationalpark Hohe Tauern und unterstützt die Forderung des Bundesdenkmalamtes (BDA) und der Salzburger Landesumweltanwaltschaft (LUA) nach dessen Wiederherstellung. Der denkmalgeschützte Wanderweg wurde im Sommer 2023 auf den ersten 200 Metern ab der Windbachalm zu einer Fahrstraße ausgebaut. Die Gründe dafür bleiben im Dunkeln.

Der Krimmler Tauernweg wurde bereits in vorrömischer Zeit genutzt und war seit dem Mittelalter ein wichtiger Säumerweg zwischen dem Krimmler Achental auf Salzburger Boden mit dem Südtiroler Ahrntal. Der etwa einen Meter breite Weg ist mit kleineren Steinen oder größeren Platten gepflastert und dammartig durch größere Randsteine aus Findlingen begrenzt. Ein authentisch erhaltener Teilabschnitt des Krimmler Tauernweges auf Salzburger Seite steht seit März 2022 unter Denkmalschutz. Die aktuelle Situation erfordert dringende Maßnahmen, um die Schönheit und Einzigartigkeit eines einmaligen Kulturgutes in den Hohen Tauern zu bewahren.

Aus dem Jahr 1154 ist urkundlich belegt, dass Bozener Wein über den Krimmler Tauern gesäumt wurde. Handelswaren wurden mittels Rückentragen oder Tragtieren transportiert. „Aufgrund seiner Ausgestaltung ist der Krimmler Tauernweg eines der wenigen verbliebenen alpinen Wegesysteme in Österreich, die auf das späte Mittelalter zurückgehen. Als Fluchtroute für Holocaust-Überlebende besitzt der Weg nicht zuletzt angesichts aktueller Ereignisse eine wichtige zeitgeschichtliche Bedeutung. Es ist an der Zeit zu handeln, um unsere einzigartige Natur und unser historisches Erbe zu schützen und zu bewahren“, betont Doris Hallama, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins, die Dringlichkeit. 

Das BDA und die LUA haben bereits unabhängig auf die Notwendigkeit der Wiederherstellung des im Jahr 2020 durch Baggerarbeiten zerstörten ersten Wegabschnittes des Krimmler Tauernweges hingewiesen. Diese eindringliche Forderung wurde durch das Gutachten eines naturkundlichen Amtssachverständigen untermauert. Der Sachverständige stellte fest, dass die bisherigen Maßnahmen weder eine Instandhaltung noch Instandsetzung darstellen, sondern über das zulässige Maß an Eingriffen in die Natur hinausgingen und diese sogar erheblich beeinträchtigt und geschädigt haben. Außerdem wurden nicht genehmigte Baumaßnahmen in unmittelbarer Nähe des Weges durchgeführt.

Liliana Dagostin, Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Österreichischen Alpenverein, betont die Dringlichkeit des Handelns: „Das Bundesdenkmalamt hat im aktuellen Fall - wie auch die Landesumweltanwaltschaft bereits im vorherigen Verfahren - eine klare Stellungnahme abgegeben und zu Recht die Wiederherstellung des Weges gefordert. Wir können nicht tatenlos zusehen, wie unser Naturerbe Schaden nimmt. Es ist unsere Pflicht, als betroffene Öffentlichkeit aktiv zu werden und die notwendigen Schritte für die Wiederherstellung einzufordern.“ 

Historische Wege erhalten
Der Österreichische Alpenverein verweist auch auf den aktuellen Bericht des Bundesrechnungshofes, welcher den bisherigen Umgang mit Anträgen zur Wiederherstellung analysiert. „Nach dem Einbringen von Wiederherstellungsanträgen passiert dann jahrelang oft: Nichts. Rechnungshofberichte sind sonst die viele Arbeit nicht wert, wenn sie die Politik, die Verwaltung und die öffentliche Wahrnehmung nicht erreichen. Allein im Zeitraum von 2015 bis 2022 wurden nur zwei von sieben Wiederherstellungsverfahren von illegale Maßnahmen im Nationalpark abgeschlossen, vier amtsintern erst gar nicht registriert“, zeigt sich Liliana Dagostinbesorgt.

Dagostin unterstreicht deshalb: „Eine Anzeige des BDA liegt vor, aber es bedarf noch immer unseres entschlossenen Handelns. Die Schönheit unserer alpinen Landschaft und die kulturhistorische Bedeutung des Krimmler Tauernweges sind von unschätzbarem Wert - wir müssen jetzt handeln, um sie für kommende Generationen zu bewahren.“ Der Österreichische Alpenverein fordert die verantwortlichen Behörden, die Nationalparkverwaltung, Interessensgruppen und die breite Öffentlichkeit auf, gemeinsam für den Erhalt und die Wiederherstellung des Krimmler Tauernwegeseinzutreten. Aufgrund der Witterung im Hochgebirge stellen befestigte Säumerwege als Alpenübergänge in einem derart guten Erhaltungszustand eine große Seltenheit dar.

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